Fleisch satt

Steak und Tatar im [m]eatery, dem neuen Restaurant im Dresdner Hotel Gewandhaus

meatery

[m]eatary nennt sich die (noch kleine) Restaurantkette, die sich den Superlativen verschrieben hat. Also nicht offiziell, aber wer die Webseite liest, findet eben diese: „den höchsten Qualitätsanspruch“, „zarteste Steaks“ bzw. „die besten Steaks in Stuttgart, Hamburg und Dresden“. Dazu das Versprechen, „kreative Burger, frisches Tatar und erlesene Fischgerichte“ zu servieren.

Das klingt gut, weswegen wir mal da waren. Nicht im Rahmen der abgelaufenen Kochsternstunden, aber im Tal zwischen den offiziellen Kochsternstunden-Zeiten mit Gästen, die auch sonst häufig dabei waren. Der bestechende Vorteil so einer Gruppe: Wir genießen Aufmerksamkeit. Der Hoteldirektor des Gewandhaus Dresden, Florian Leisentritt, begrüßt die Gäste an der Bar im weitläufigen Foyerbereich des renovierten und wieder eröffneten Hauses. So wünscht man sich das: Erst mal den Apero an der Bar und dann ab ins Restaurant! Kann man machen, kommunikativ ist es allemal.

Worüber sprachen wir? Übers Essen! Denn unter der Überschrift „Die Herkunft unseres Fleisches“ hatten wir in diesem weltweiten Netz im Vorfeld Informationen gefunden„‚Wissen, wo es herkommt.’ Kaum ein Satz beschreibt die Philosophie der [m]eatery bar + restaurant besser.“ Das ist ja interessant, und natürlich will man da wissen, wo es herkommt. Auf der Webseite gibt es so großzügige Auskünfte wie Argentinien, Wilder Westen und Europa – geht das auch genauer? Ja, natürlich, meinte der Hoteldirektor und nannte Niedersachsen als Quelle der Europäischen Rinder.

Na, das ist ja beruhigend engmaschig, wo doch die Zahl der Rinderschlachtungen allein in Niedersachsen im Jahr 2013 bei 573.625 Stück lag. Mehr Rindviecher gibt es nur in Bayern, was uns aber einerseits nicht verwundert und andererseits vom Thema abzubringen droht. Denn wir waren ja am anderen Ende des Rinderlebens vor Ort, um Steak probieren.  Und um – zumindest bei der Vorspeise – auch die Abteilung Fisch zu testen. Also orderten wir drei der fünf angebotenen Tatars: Rind, Kalb, Thunfisch sowie Lachs und Avocado sind im Angebot, „alle frisch gewolft“, wie die Bedienung uns erklärte. Lachs und Avocado ließen wir aus. Dazu gibt es drei Saucen: Classic, Mediterran, Asiatisch. Man bestellt sein Tatar als bricks, was mich fortan Jethro Tulls Klassiker aus dem Jahr 1972 Thick as a brick (auf deutsch: dumm wie Bohnenstroh) summen ließ. Für die Jüngeren unter den Lesern: Das komplette Album zum Nachhören.

Brick, um langsam zum Tatar zurück zu kommen, ist so ein Wort mit vielen Bedeutungen. Ziegel oder Backstein ist wohl gemeint, denn in der Form kommt es. Und um der Bohnenstrohdummheit was entgegen zu schreiben: ein famoser Kerl ist auch ein brick. Da ist also viel drin. Unsere drei bricks (24 €, einzeln 12 €) waren zwar sehr ordentlich, aber nicht famos. Wahrscheinlich war gewolft nicht  nur zufällig gesagt, denn geschnitten kam uns allenfalls der Thunfisch vor. Der hat uns (mit der asiatischen Sauce und ihrem Chili-Koriander-Zitrus-Ingwer-Geschmack)  am besten gefallen.

Der Clou des[m]eatary ist natürlich das dry aged beef. Es reift – das gehört zum Restaurantkonzept – nicht irgendwo, sondern gut sichtbar im Restaurant („vor Ihren Augen“ heißt das dann in der Werbesprache). Von den sechs Wochen, die das Fleisch dort in der Dry-Aging-Box reift, waren wir aber nur zwei Stunden zugegen. Das Fleisch kommt dann unter einen knalleheißen Grill – in Dresden (angeblich aus Brandschutz-Gründen) nur in einen mit 400 Grad, Hamburg und Stuttgart gönnen sich 800 Grad. Keine Ahnung, ob die Differenz dem Fleisch was antut: 400° ist schon mächtig heiß und verschafft dem Fleisch eine karamellisierte Superkruste. Drinnen ist es dann rosa bis rosarot – je nach Gastwunsch (und der wurde von der Frau am Grill perfekt erfüllt, so wie ich das reihum beobachten konnte). Das Fleisch war von Haus aus würzig, grobes Salz obenauf passte auch. Ob es zwischen 43 € (für 400 g New York Cut) und 61 € (für 700 g T-Bone mit Sirloin und Filet am Knochen) wert ist, muss dann eine Jede und ein Jeder für sich selbst entscheiden (im Preis ist eine Beilage und eine Butter inbegriffen, jede Sauce zwei Euro extra).

Nach so viel Fleisch ist man ja relativ full, also wäre ein Verdauer nicht wirklich schlecht. Vielen reicht dazu ja schon ein Blick auf die Karte, wo es beispielsweise (unbestritten guten) Obstbrand von Rochelt für 19 Euro (4 cl) oder Cognac von Hennessy für zwischen 9 und 49 Euro gibt (auch 4cl, keine Flaschenpreise!). Wem das zu üppig erscheint: Fragen. Und so bekamen wir einen bezahlbaren und schmeckenden heimischen Müller-drei-Kräuterlikör. Aber wo wir gerade bei den Getränken sind, muss ich mich noch ein wenig über die Weinpreise aufregen, bei denen man mit einem Glas mehr als die Flasche bezahlt hat. Kann man machen, muss man aber nicht. Wir hatten (jahrgangslos angebotenen) Malbec Puro von Dieter Meier (11 € für 0,2 l) und (ebenfalls jahrgangslosen) Shiraz-Cabernet Koonunga Hill (12 € für 0,2 l). Beide Weine durchaus ein Vergnügen, aber man darf nicht zu lange drüber nachdenken…

[m]eatery
Ringstraße 1
01067 Dresden

Tel. +49 351 49 49 80
http://dresden.meatery.de/

Geöffnet:
So bis Do: 18 bis 23 Uhr
Fr und Sa: 18 bis 24 Uhr

[Besucht am 22. Mai 2015 | Zu den Restaurantkritiken für Dresden und Umgebung]

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