Weinmarsch durch die Neustadt

Österreichische Weine in der Weinzentrale und im Raskolnikoff

WZ Unplugged

Der Herr Pietzonka kann es ja spannend machen. Nach der Baustellenparty Mitte Juni in der kommenden Weinzentrale fand Ende des Monats die erste Veranstaltung statt – mit Weinen aus Österreich und einem formidablen Essen. Und das auf der Baustelle? Da antworten wir beherzt mit jain! und können das sogar erklären.

DSC09263Die erste UNPLUGGED Veranstaltung der Weinzentrale begann auf der Baustelle. Da hatte sich im Vergleich zur Party schon einiges getan: es gab Tische – alte Tische, die schon gelebt haben und eine aufgemöbelte Kirchenbank. Man sah die technischen Fragmente der kommenden Theke – und man sah zwei der drei Hauptdarsteller des Abends: Jens Pietzonka, natürlich, und als Gast Gerhard Elze, der aus Wien den Tonfall (ich übersetz‘ mal: „ich hoffe, dass Sie mich verstehen!“) und die Weine mitgebracht hatte. Hauptdarsteller Nummer drei sollte erst später auftreten. Also widmen wir uns dem ersten Nebendarsteller: Ein Bio-Wein von Bernhard Ott, Fass 4: ein Grüner Veltliner. Aha, so geht Trinkfluss! Das kann ja was werden!

Small Talk bis alle Gäste da sind, nette Begrüßung und dann: füllt die Gläser, wir laufen durch die Neustadt ins Raskolnikoff! Ein kurzer March of the Vinophils zum dritten Hauptdarsteller: Ziel war das Raskolnikoff, in dem Ralf Hiener in seinem Wohnzimmer bereits die Vorbereitungen für den Hauptteil des Abends getroffen hatte. Ein 5-Gang-Menü, das den Spagat zwischen „soll irgendwie zu den Weinen passen und also ein wenig nach Österreich schmecken“ und der Regionalität-Philosophie des Hauses wagte – und auf wunderbare Weise schaffte (Preis des Abends: 69 Euro inkl. Getränke&Speisen).

March of the Vinophils

Stichwort Philosophie: Natürlich war das ein Abend, der ganz im Zeichen des Genusses stand. Aber das Schöne bei derartigen Terminen mit Moderator und dazu auch noch in einer Küche, die sozusagen hauptamtlich das Wohnzimmer der Gastgeber ist, sind ja die fachlichen Gespräche zwischendurch. Mit Gerhard Elze war ein profunder Kenner der österreichischen Weinszene vor Ort, der nicht nur zu den Weinen von Bio-Winzer Bernhard Ott (Wagram) und Albert Gesellmann aus dem Burgenland die nötigen Hintergründe lieferte, sondern auch über die Ideen hinter dem Weinmachen philosophieren konnte.

Lange Tafel mit KnickDer Ott liefert mit seinen Grünen Veltlinern ja schon Gesprächsstoff genug. Zum nicht nur hierzulande problematischen Jahrgang 14 hörten wir beispielsweise: „Wer seine Hausaufgaben gemacht hat, hatte nicht so große Schwierigkeiten!“ Eine Binse? Ja, aber eben auch eine Weisheit. Und das ist vielleicht das Geheimnis bei den Weinmachern, deren Weine wir im Glas hatten: Sie machen eigentlich nur das, was sie machen müssen. Aber das mit Sinn und Verstand. Und wer den einsetzt, darf auch mal spielen – der 2013 Grüner Veltliner Qvevre ist ein Amphorenwein, einer dieser Orange Weine – kein leichter Schluck, aber zum Menü? Alle Achtung, da passte er!

Ein Abend mit der Weinzentrale im RaskolnikoffUnd die fünf Gänge passten zum Wein, dass es nur so eine Art war. Das Raskolnikoff-Geheimnis ist keins: Ralf Hiener nimmt einfach nur gute und frische Ware – sehr frische. „Die Tomaten kommen aus Radebeul, die haben nie ein Kühlhaus gesehen!“ Die Erdbeeren, am Morgen frisch geerntet vom Lieferanten und am Abend Duft verströmend zum Dessert serviert, waren auch nie in der Kühlung – es scheint ihnen zu bekommen. 35 Lieferanten hat Hiener, er kennt sie und er nennt sie. Das Gemüse, das Fleisch: es schmeckt. Was natürlich auch am Koch liegt – aber der lässt sich im Wohnzimmer bereitwillig über die Schulter schauen. Wir lernen: Butter ist ein wichtiger Geschmackgeber. Nicht nur bei Gebratener Kopfsalat, Rübschen (ja, das heißt beim Hiener immer so) und Moritzburger Forelle mit Beurre Blanc. Und wir merken uns: Wer ruhig arbeitet, ist schneller am Ziel.

Zum Abschluss noch einen – oh, pardon: vier! – Absacker. Eigentlich ein zu böses Wort für die Spitzen-Brände von Hans Reisetbauer, bei denen uns die Vogelbeere den meisten Respekt abrang (30 Kilo braucht man für einen Liter davon!) und der Williams am besten schmeckte. Wahrscheinlich sind wir doch Traditionalisten…

Weine und Menü

Weinzentrale
Hoyerswerdaer Straße 26
01069 Dresden
Tel. 0178 6048718
www.weinzentrale.com

Wohnzimmer im Raskolnikoff
Böhmische Straße 34
01099 Dresden
Tel. 0351.8045706
www.raskolnikoff.de

[Besucht am 30. Juni 2015  | Übersicht der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]

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