Grandiose Geschmackserlebnisse

Sardisches Abendessen im Agriturismo I Mandorli

I Mandorli

Die Ruhe hat einen Namen. Aber um den Agriturismo I Mandorli zu finden, braucht man entweder Leute, die sich auskennen – oder die genauen Koordinaten fürs Navigationsgerät. Wir wählten Variante eins und konnten vom Rücksitz aus die Anfahrt genießen: Rechter Hand am Berg das Städtchen Baunei, näher dran Schafe und Hunde, die sich gerne im Wettrennen mit unserem Auto messen.

Nach guter Straße folgt ein sehr landwirtschaftlicher Weg – und dann wird’s plötzlich wieder autoreifenfein: Moderne Agriturismus-Betriebe werkeln auf hohem Niveau und wissen, was dem verwöhnten Publikum gefällt: Die Mischung aus Komfort und Natur, aus Abgeschiedenheit und ein bissl Luxus.

Wir waren im Schlepptau unserer guide locali, um im Herzen des Nirgendwo zweierlei zu erleben: Wir wollten (und sollten) erfahren, wie man ein traditionelles Rezept zubereitet – eins, das für die Region typisch ist. Dazu hatte unsere Rezeptgeberin Cinzia einen Platz in der Küche des Agriturismo reserviert. Anschließend sollten (und wollten) wir ein sardisch geprägtes Menü probieren – wie man das in diesem Agriturismo für 32 € ganz normal bestellen kann (Wasser und ein Viertel Liter Wein inklusive).

Saluti!Die neuen Freunde hatten vorbestellt und sich für einen Hauptgang entschieden, der uns die Tränen in die Augen trieb. Aber der Hauptgang kommt ja noch gar nicht, erst mal gibt es Primi, also Vorspeisen. Insgesamt neun Teller mit gegrilltem Gemüse, gefülltem Paprika, Auberginen und Parmesan, zweierlei Schinken und Käse und und und – alles von ausgezeichneter Qualität, frisch und voller Geschmack. So ein voller Tisch mit vier schnatternden Menschen macht Spaß! Und kein Vergleich zu einem deutschen Essen, wo in der Regel jede(r) seins bestellt und auch isst – hier wurde die Kreuz die Quer zugelangt.

Danach Pasta – in diesem Fall eine sardische Spezialität. Culurgiones. Das ist so ein Gericht, dass es eigentlich überall auf Sardinien gibt – und alle sagen: Wir haben das Original. Die Ogliastra, in der wir sie essen, hat den Vorteil, sich die Spezialität als Produkt mit geschützter Herkunftsbezeichnung gesichert zu haben. Wir aßen natürlich culurgiones fatto a casa, hausgemachte Pasta. Außen ein Teig aus Hartweizengrieß und innen eine Füllung aus Pecorino, Kartoffeln, Knoblauch und Minze. Und obendrauf dann eine Tomatensauce – das ist es. Schmecken tut’s grandios, satt macht es auch, also vorsichtig beim Zulangen! Ein offensichtlich authentisches Rezept dazu fand ich im Netz.

FerkelUnd Platz sollte bleiben – für Porcetto Arrosto (ein Spanferkel, das langsam über der Glut aromatischer Hölzer gebräunt wurde). Vor dem Essen waren wir noch mit dem Hausherrn Leonardo unterwegs auf der Farm, sahen einen Damhirsch (und ’ne Menge Weibchen…), einen vereinsamten Enterich, Schafe und Schweine. Darunter auch ganz junge – und so wie die uns ansahen, ahnten sie, dass wir uns noch um einen ehemaligen Freund kümmern würden. „Dafür sind sie geboren!“ befand unser Begleiter Mauro – und gemeinsam stellten wir fest: Bis zu ihrem Lebensziel, uns den Abend zu verfeinern, hatten sie ein feines Leben. Auslauf, Schlammlöcher, gutes Futter – den Schweinen auf I Mandorli geht es erst mal gut. Die sentimentalen Gedanken vergingen schnell angesichts des feinen Geschmacks unseres Spanferkels. Innen butterzart und würzig, außen knusprig-kross. Wir waren rundum begeistert.

Eigentlich hatten wir ja genug gegessen, aber süßes sardisches Gebäck nicht zu probieren, ist noch unvernünftiger. Also taten wir es – und bestellten zur Verdauung nicht nur Caffè, sondern auch Myrtho. Der schmeckt und räumt auf…

Agriturismo I Mandorli
Loc. Arcisitzo-Triei (Nu)
Str.Prov.le Lotzorai / Talana km 4.5
Koordinaten: 39° 59′ 41.41″ N – 9° 37′ 09.86″ E

Tel: +39 0782 646787, +39 0782 669453
www.imandorli.com

[Besucht am 29. September 2015 | Hinweis: Wir waren eingeladen…]

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