Zuallererst: Spitzenqualität der Produkte

Ganze Ente für Vier im Gasthof Bärwalde

Bärwalde Okt 2015

Drei Dinge, sagt man, seien wichtig, damit eine Gastronomie gut läuft: Lage, Lage, Lage. So gesehen hat unser Lieblingsrestaurant in Dresden und Umgebung schlechte Karten: Bärwalde ist nicht das Herz der Welt – manche meinen: man solle eher weiter hinten und weiter unten suchen, aber das ist gemein, denn aus dem Zentrum Dresdens braucht man mit dem Auto ja nur zwischen 25 und 30 Minuten – und wenn man sich eh Schloss Moritzburg und die bezaubernde umliegende Teichlandschaft angesehen hat, sind es nur noch acht Minuten (sagt mir das Navi und schlägt alternativ vor, dahin zu laufen – in weniger als einer Stunde). Aber wir fahren ja nicht wegen der Lage zu Olav und Manuela Seidel in den Gasthof Bärwalde, sondern wegen des Essens und der Weine – und da sind die Faktoren eben nicht Lage3, sondern Qualität, Können und Herzlichkeit.

Die hohe Qualität der Produkte geht Olav Seidel über alles – wobei es eine Binse ist, dass Qualität seinen Preis hat. Aber warum sollte er sich an seinem holzbefeuerten Herd mühen mit nicht ordentlichen Produkten? Das macht ihm keinen Spaß und den Gästen beim Essen auch nicht wirklich – vorausgesetzt, sie wissen Geschmack zu schätzen und Binsenweisheiten zu akzeptieren. Wobei wir Bärwalde auch deswegen so mögen, weil wir die Preisgestaltung dort für sehr reell halten und uns die Abende auch nach dem Bezahlen noch nie gereut haben.

Eine Ente für vier Personen hatten wir ja schon einmal – und den Abend als wiederholenswert gespeichert. Da traf es sich ganz gut, dass Olav Seidel mitten in unseren Urlaub hinein ein Bild schickte: eine knusprige Ente auf silbernem Tablett mit dem lapidaren Hinweis: „Es ist wieder soweit!“ Exakt sieben Minuten später hatten wir einen Tisch reserviert – für vier Personen und mit einer Vorstellung, wen wir da mal fragen könnten. Es gibt nämlich immer noch dem Essen sehr zugetane Menschen, die noch nicht in Bärwalde waren und eines kleinen Stupsers bedürfen.

Gemeinsam ließen wir uns an diesem Samstag kulinarisch verwöhnen. Nach der Einstimmung mit knusperfrischem Brot und einer schmackhaften Kostprobe aus der Küche (gebeizte Schweinebäckchen auf Linsensalat) gab’s am Tisch einmal als Vorspeise Fromage blanc von der Ziege – lauwarm –, confierte Gewürztomaten (6,50 € – wir hatten das so ähnlich im Frühjahr, sah wieder sehr gut aus!) und dreimal als Einstimmung auf die Ente Entenstopfleberterrine „Franz Anton“ mit gerösteter Brioche (14 €) und dazu ein Glas weißen Port (4 €)). Und ja, wir haben darüber geredet – nicht nur gegessen. Das dann aber auch, und die drei, die das hatten, waren sich einig: ein Hochgenuss mit Schmelzender Terrine, wenn man sich ein Stück zwischen Zunge und Gaumen zergehen ließ.

Schon bald kündigte sich die Ente an – sie wurde, das kennen wir ja nun schon, zum Speichelflussanregen und für den Fotografen auf dem silbernen Tablett präsentiert. Sie stammt nicht aus der Region, denn vor Regionalität setzt Olav Seidel auf Spitzenqualität – und im Falle der diesjährigen Enten wurde er in den ostfranzösischen Dombes fündig – einer Gegend südlich der Bresse, die ja auch für hervorrandes Geflügel bekannt ist. Wir hatten gefragt, was wir dazu trinken sollten und erhielten als Empfehlung eine Flasche Clos Tavannes Santenay 1er Cru 2009 von der Domaine de la Pousse d’or (Pinot Noir) – wenn man so will, ein Wein aus der Gegend. Ein sehr geschmeidiger hundertprozentiger Pinot Noir, der sich als kraftvoll-würziger Begleiter zur Ente erwies, die nun serviert wurde. Genauer: die tranchierte rosarote Brust, hochgestapelt auf geschmortem (und, wenn ich die Röstaromen richtig interpretiert habe, entweder zuvor oder danach gehörig in der Pfanne mit Zusatzgeschmack versehenem) Wirsing. Für die wie immer reichliche und (ebenfalls wie immer) gehaltvoll-schaumig-vollmundige Sauce stand unsere nicht minder gehaltvolle Lieblingsbeilage Kartoffelgratin zum Ditschen zur Verfügung.  Ein Lob der Kartoffel, die ihren Geschmack diesem Gratin lieh!

Natürlich waren wir eigentlich schon satt, aber der Nachschlag (Keule, je eine halbiert pro Portion, mit Kartoffelstampf und nochmals der von uns so gelobte Wirsing) musste auch noch verputzt werde. Und dann natürlich noch das Dessert! Bärwalder Cassissorbet, Kaiserstühler Mirabellen Kirschedelbrand (6 €) sowie Holunderzwetschgen und geeister Sauerrahm (6,50 €). Eine schöne Erfrischung zum Abschluss!

Gasthof Bärwalde
Kalkreuther Straße 10a
01471 Bärwalde

Tel. +49 35208 / 342901

Geöffnet:
Montag ab 18.00 Uhr
Dienstag und Mittwoch: Ruhetag
Donnerstag, Freitag, Samstag ab 18.00 Uhr
Sonntag: 12.00 – 15.00 Uhr
Reservierung dringend empfohlen

[Besucht am 10. Oktober 2015 | Übersicht der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung] | Berichte vorherige Besuche: Mai 2015 · Oktober 2014 · November 2013 · Mai 2012 · Dezember 2011 · März 2011 und Februar 2010]

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