Die Genossenschaftsidee und die Qualität

Besuch in der Bezirkskellerei Markgräflerland

Goldener Herbst

Der Plan war dieser: Wir schauen uns im Herbst, den man speziell in Weinkreisen auch gerne den goldenen zu nennen pflegt, den Winzern bei der Weinlese zu, saugen die Landschaft in uns auf und freuen uns dann, ein halbes Jahr später den Wein zu genießen, den wir schon als Traube kannten.

Sonja HöferlinSoweit die Theorie. Aber als wir dann auf Einladung der Gemeinschaftswerbung für Badischen Wein mit vier Journalisten vor Ort waren, hatten die Winzer die Lese bereits beendet: das gute Wetter! Na gut, wir sind ja flexibel – und sahen uns in Kellern und Betrieben von fünf Winzergenossenschaften und bei zwei Einzelwinzern um. Begleitet von Sonja Höferlin von der Badischen Weinwerbung und Geschäftsführern, Kellermeistern und Winzern der besuchten Orte machten wir uns auf die Suche – und fanden neben gutem Wein (davon kann man ja immer ausgehen, wenn man rumgeführt wird: da gibt’s schon gezielt Gutes…) auch reichlich Herzlichkeit bei den Menschen (nicht selbstverständlich, das kann man ja nicht so schnell beeinflussen) – und obendrein lernten wir ’ne Menge dazu.

Qualität aus TraditionZum Beispiel, dass (zumindest die von uns besuchten) Genossenschaften eine ziemlich beeindruckende Kombination aus Tradition und Moderne sind. Mit hochprofessionellem Management, mit ausgefeilter Technik – die es beispielsweise erlaubt, jede Charge der angelieferten Trauben eines Winzers gleich zu analysieren, um so das Lesegut nach Qualitäten zu trennen – und die Winzer gerecht zu entlohnen. Wobei gerecht natürlich Definitionssache ist, und diese Definition ist in den modernen Betrieben durchaus vielfältig. Um das mal einfach auf den Punkt zu bringen: möglichst viel Menge und möglichst viel Oechsle sind nicht gefragt. Manchmal ist weniger mehr – und wird entsprechend belohnt. Da arbeiten moderne Winzergenossenschaften nicht anders als moderne Einzelwinzer, die im Zusammenspiel von den Leuten im Außenbetrieb mit denen im Keller Wein machen.

Flüssiger SonnenscheinDie Bezirkskellerei Markgräflerland ist mit 930 ha Rebfläche größter Erzeugerbetrieb im Markgräflerland (und zweitgrößte Kellerei in Baden sowie siebtgrößte in Deutschland). Zum Vergleich: Ganz Sachsen verfügt über 470 ha Rebfläche… Hier führte uns Hagen Rüdlin durch die Keller und Verkaufsräume – und fühlte sich bei seinen Gästen irgendwie wie zu Hause, obwohl er doch aus dem Markgräfler Land stammt: Rüdlin hatte Ende der 90er Jahre in Dresden studiert, erinnert sich an Bars und Döner. So klein ist die Welt. Die kleine Welt merken auch die Winzer der Bezirkskellerei: Wenn Hagen Rüdlin im Juli die Geschäftsführung der Bezirkskellerei übernimmt, wird er Nachfolger seines Vaters. Klingt nach Vetternwirtschaft, scheint es aber nicht zu sein: Vater Gerhard Rüdlin hatte sich bei der Wahl seines Nachfolgers angesichts dieses einen Bewerbers als befangen erklärt und weder mitberaten noch mitbestimmt. Dass er sich dann dennoch freute, ist klar – aber sein Sohn hatte ja auch gute Karten: Hagen Rüdlin arbeitetet im Produktmanagement von Moët Hennessy Deutschland, war kurz Vertriebsleiter beim Gut Hermannsberg an der Nahe und seit September 2013 Vertriebsleiter bei Franz Keller Schwarzer Adler in Oberbergen – alles große Nummern.

Hagen RüdlinNun muss er sich um 1.100 Betriebe der Bezirkskellerei kümmern, davon viele im Nebenerwerb. Aber die Menge schockt den Teamplayer Rüdlin nicht: er liebt die große Zahl, findet die genossenschaftliche Idee spannend. Er glaubt, dass Masse und Klasse sich nicht ausschließen müssen. „70 Prozent der badischen Weine sind in der Genossenschaftsvermarktung“, konstatiert er – aber: „die Genossenschaftsidee hat ja nichts mit dem Verwirken von Qualität zu tun!“  Und das heißt: natürlich gibt es einfache Trinkweine, Volumenweine – aber es gibt eben auch Spitzen. Und wenn die dann noch, wie beispielsweise der Lieblingswein des kommenden Geschäftsführers, ein handverlesener Grauer Burgunder Ballrechten-Dottinger Castellberg aus der Exklusiv-Linie der Kellerei, nur um die acht Euro kostet, dann ist das schon auch ein Argument… Rüdlin, der Ökonom, mag den Wein und stellt ihn sich noch besser vor: „Der aus dem großen Holzfass und danach im Stahltank gereift, das wäre ein Traum!“

Bezirkskellerei Markgräflerland
Winzerstraße 2
79588 Efringen-Kirchen

Tel. 07628 / 91140
www.bezirkskellerei.de

Verkaufszeiten:
Mo bis Fr: 9-12:30 Uhr und 13:30-18 Uhr, Sa: 9-13 Uhr

Hinweis:
Der Besuch fand statt im Rahmen einer von der Gemeinschaftswerbung für Badischen Wein gesponsorten Pressereise statt.

Am 23. und 24. April 2016 ist die Weinmesse Baden-Württemberg Classics zum 6. Mal zu Gast in Dresden. Fast 50 Winzer und Weinerzeuger laden von 11 bis 18 Uhr in das Internationale Congress Center ein.

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