Fleischlastiges Essen in der Höhle

Besuch in der Bodegón Tamanca

Bodegon Tamanca

Erlebnisgastronomie kann ja so schlecht sein! Kann – muss aber nicht. Aber vielleicht ist das ja auch keine Erlebnisgastronomie, was wir da in den Kellern unterm Berg der Bodegas Tamanca erlebt haben, sondern einfach nur ein schönes gastronomisches Erlebnis. Das freilich in einem besonderen Rahmen und mit beachtlichen Zutaten.

Eigentlich machen sie hier ja Wein – der vom Weingut Tamanca ist nicht der schlechteste der Insel. Wir fanden den Tinto Roble von allerfeinstem Trinkfluss, sanft und vollmundig. Im 2014er Jahrgang sind Trauben von Negramol, Almuñeco, Vijariego Negro, Castellana und Baboso. Vier Monate lagen sie im Fass – aber nicht in einem aus Eiche, sondern aus Rubinien. Das schmeckte (uns) auf jeden Fall besser als die auch auf La Palma geübte Praxis, den Wein im Kieferfass reifen zu lassen – das Ergebnis ist dann häufig doch schon arg gewöhnungsbedürftig.

Das Restaurant ist im Berg, in einer Höhle. Ausgestattet mit Fässern, Lampen aus Flaschen und allerlei anderem vinophilem Dekor. Und mit immer gleicher Temperatur, mas o menos. Also ist es den sommerlich erhitzten Touris dort oft zu kühl, aber man kann sich ja entsprechend anziehen. In den einschlägigen Plattformen wird das Restaurant aber nicht nur wegen der dort vorherrschenden Temperatur kritisiert. Eigentlich bekommen alle ihr Fett weg: die einen nennen den Service grausam, die anderen beschreiben das Essen als Zumutung. Bei unserem besuch war’s anders: Wir hatten drei Kellner, einen davon als Hauptansprechpartner: sehr nett war der (dass die anderen beiden die Speisen und Getränke nur brachten und aushoben und nicht großartig mit uns schwatzten, empfanden wir nicht als schlimm).

Zum Essen: Einige Kommentartoren nennen das Bodegón ein Fresslokal, andere loben die großartigen Mengen. Einige fanden das Fleisch „ungewürzt“, andere „hervorragend gewürzt“ – und wie isses nun wirklich? Wir hatten neben Mojo rosso und Alioli (je 2,00 €) gegrillten Ziegenkäse (4,50 €) und Pimientos de Padrón (4,00 €) vorab bestellt.  Die mojo ordentlich scharf, aber auch mit sehr viel ungebundem Öl – und das Alioli von der crémigen Art. Zum Hauptgericht, einer Platte mit einem Kilo Schweinefleisch vom Grill, passten beide ganz gut. Der Ziegenkäse kam in zwei Tranchen, eine mit mojo rosso und Honig, die andere mit mojo verde garniert. Die pimientos waren (wie fast immer auf der Insel) bestens, gut mit Meersalz abgeschmeckt. und das Fleisch? In der Tat durchwachsen: es gab zarte Stücke, es gab straffe Stücke – und dass ein Kilo für zwei Personen reichlich ist, war ja abzusehen. Also nix für alle Tage – aber auch nicht so, dass man sich hinterher grämen musste. Und im anderen Magen® war sogar noch Platz für ein Dessert.

Die Spanier, die am Tisch gegenüber gesessen hatten, waren übrigens schlauer als wir: die nahmen ihren Nachtisch am Tresen im Eingangsbereich – sie probierten den viel gepriesenen Malvasier des Weinguts. Die Idee nahmen wir für einen nächsten Besuch irgendwann mal mit…

Bodegón Tamanca
Carretera LP-2, 74
El Paso
La Palma

Tel: 922 494 155

Geöffnet:
Di-Sa 11-23 Uhr, So 11-18 Uhr

[Besucht am 2. April 2016]

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