Keine Geheim-Tipps, aber top Weine

Kulinarische Reise um die Welt mit deutschen Spitzenweinen: Charlotte K. trifft Weinhaus Valckenberg

Haben Sie bitte Spaß!

Es gehört zu den nicht wirklich schweren Momenten im Leben, wenn es gleich zu Beginn einer Weinreise in unserem Zitzschewiger Lieblingsrestaurant Charlotte K. schon mal ein Großes Gewächs gibt. Und wenn neben dem 2013 „Rüdesheimer Berg Rottland“ Riesling Großes Gewächs vom Weingut Johannishof (Rheingau) ein 2014 “Liebfrauenstift Kirchenstück” Riesling Qualitätswein (Weingut Liebfrauenstift, Rheinhessen) steht, dann gibt es Gesprächsstoff.

Ceviche | Kirchenstück | JohannishofFangen wir mit dem Liebfrauenstift an. 1808 kaufte ein gewisser Peter Joseph Valckenberg 13 ha der Weinbergslage Kirchenstück in Worms. Der Mann aus den Niederlanden hatte am 11. Juni 1786 schon eine Weinhandelsfirma in Worms gegründet – was ihm fehlte im Portfolio, war eigener Wein. Immer nur guten Wein von anderen verkaufen – das war ihm nicht genug. Das Kirchenstück war da schon eine sehr gute Wahl: Wo der Turm der Wormser Liebfrauenkirche seinen Schatten hinwirft, wächst guter – und vor 350 Jahren – teurer Wein. „Großartig und teuer. Bis 1907!“ sei der Wein gewesen, erzählte Peter Bohn bei einem Weinabend im Restaurant Charlotte K. Danach kam dann Massenware unter dem Namen Liebfrauenmilch auf den Markt, wahrlich kein Vorzeigewein. Aber die Zeiten ändern sich: Heute gibt’s auch wieder Gutes von dort, manchmal sogar sehr Gutes.

Bohn, der von 1996 bis 2011 für Marketing und Vertrieb auf Schloss Proschwitz zuständig war, ist seitdem bei Valckenberg, dem großen Weinhandelshaus. Zuerst als Geschäftsführer, seit kurzem auch als (Mit-)Inhaber. Sein Zuhause ist allerdings nach wie vor Meißen – und so gesehen war er (wie er selbst sagte) bei dieser Degustation mehr als Freund denn als Geschäftsmann da: Die Weine, die er mitgebracht hat, gäbe es zwar bei Valckenberg – aber eben nur für den Export in die USA, nach Japan oder China, nicht hier. Also normalerweise nicht, an diesem Abend aber schon.

Neben dem 2014 Liebfrauenstift-Kirchenstück, einem trockenen Riesling für alle Tage, gab es in Runde eins  den 2013 Rüdesheiner Berg Rottland vom Weingut Johannishof. Der Berg Rottland hat volle Südseite, also viel Sonne. Es ist, sagen die Kenner, eine der besten Lagen in Deutschland für ausgereifte Weine. „Kein Geheimtipp,“ meinte Peter Bohn, „aber ein top Tipp!“ Der 2013er im Glas ist natürlich noch ein Weinbaby, Rottland Weine schaffen leicht zehn Jahre und mehr. Aber er zeigt, wo es hingeht. Das Große Gewächs – die Spitze der großen trockenen Weißweine Deutschlands, wie sie der VDP (Verband der Prädikatsweingüter) definiert – war natürlich famos, so als erster Wein (naja, gelogen: es gab schon beim Empfang was, das kommt aber hier erst später 😉 ). Säure und Süße in perfekter Harmonie: diesen Wein sollte man in einigen Jahren noch einmal probieren! Und wozu? Gerne wieder zu Ceviche – Mais / Koriander / Chili / Limette. Die Vorspeise war eine Inspiration aus Peru: Sehr erfrischend und pikant – ein perfekter Sommerimbiss!

Empfang im GartenSooo, schnell ein Wort zum Vorspiel, bevor das untergeht. Draußen (wir haben schließlich schon fast Sommer!) auf der Terrasse der Charlotte K. gab es nicht nur einen 2012 Riesling Gutssekt Brut b.A. vom Weingut Liebfrauenstift (einer von der Sorte, wo man sich fragt, warum einige Leute unbedingt Champagner brauchen, wo doch deutsche Winzer auch geiles Zeuch zum Blubbern bringen können!), sondern auch einen Frischling von Martin Schwarz: Sein 2015 Riesling Friedstein ist der erste aus der Junganlage, der eine sehr vielversprechende Premiere erlebte. Leichtes Holz schmeckten wir – was diesem Riesling, jung wie er ist, einen Hauch Besonderheit gibt.

Gerne eine zweite Flasche…Zum Zwischengericht führte die kulinarische Reise nach Südafrika. Ines Kuka und ihr Küchenteam brachten eine Erdnuss-Lauch-Suppe mit Gemüsesalsa auf den Tisch. Keine leichte Vorlage für einen Wein, denn sowohl die Erdnüsse wie das Lauchgemüse verlangen nach einem ordentlichen Partner. Für solche Fälle gibt’s eine Lösung: 2011 „Wehlener Sonnenuhr“ Riesling Kabinett vom Weingut J.J. Prüm (Mosel) ist so eine.

Einerseits sind wir ja bekennende Prüm-Fans, da kann ja schon nicht mehr viel schief gehen. Und andererseits hatte Peter Bohn diesen Wein endlich mal aus Flaschen in der richtigen Größe (Schatz, heute Abend nur eine Flasche, oder?! – Für jeden? – Nu!) mitgebracht: es lebe die Magnum Flasche! Prüm ist ja irgendwie eine Legende. Trocken kann er nicht – aber wer will das schon bei einem Prüm? Prüm, meinte Bohn, sei Riesling auf vier Lagen. Und die Wehlener Sonnenuhr ist nun mal die berühmteste…

HauptgangZum Hauptgang wusste die Küche offensichtlich nicht so recht, wo sie das Gericht 55° Kalbsrücken – Süßkartoffelfritter / Spargel/ Chimichurri eintakten sollte. Auf der Karte lasen wir Multi Kulti: Around the world, aber irgendwie war es ja schon eine eher regionale Angelegenheit. Denn selbst in der argentinischen Chimichurri gesellen sich ja durchaus Bekannte zum Mix (gehackte Petersilie, getrockneter Thymian und Oregano, Lorbeer, Knoblauch, getrocknete Paprikaflocken, Zwiebeln, Salz und schwarzer Pfeffer). Die geschmackliche Vielfalt des Hauptgangs findet auf der Weinseite zwei Pendants – einmal rot, einmal weiß, beide vom Weingut Bernhard Huber (Baden). Und beide der Hammer! Nix gegen den 2010 Chardonnay mit badischem Schmelz – der hatte lange Zeit, im Barrique zu reifen. Ein komplexer Wein mit Kraft! Aber die 2009 „Bombacher Sommerhalde“ Pinot Noir Qualitätswein Sonderabfüllung gehört zweifelsohne zu den famosesten Roten, die man von deutschen Bergen (und aus deutschen Weinkellern!) genießen kann. Sowas hat allerdings dann auch seinen Preis und ist, so gesehen, nichts für alle Tage.

DessertKann man das toppen? Nun ja, wenn der Wein denn wieder anders ist, durchaus. Zum Dessert, einem New York Cheese Cake mit Erdbeeren, ging natürlich wieder ein Prüm. Nicht nur wir mögen den Prüm, sondern auch die Amerikaner sind hin und weg von den Restsüßen aus der Steillage. Und die Aussage je oller je doller gilt bei der 2003 „Wehlener Sonnenuhr“ Riesling Auslese vom Weingut J.J. Prüm (Mosel) ja sowas von. Man möchte schier nicht aufhören und kann auch relativ beruhigt weiter trinken, denn mit 8% ist das ein alkoholischer Leichtfüßler.

P.J. Valckenberg GmbH
Weckerlingplatz 1
67547 Worms am Rhein

Tel. +49 6241 9111-0
www.valckenberg.com

Charlotte K.
Coswiger Straße 23
01445 Radebeul

Update: Restaurant geschlossen

Tel.: 0351 / 833 6876
www.charlotte-radebeul.de

Öffnungszeiten
Mittwoch bis Sonntag ab 17 Uhr

[Besucht am 2. Juni 2016 | Übersicht der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung | Alle Restaurantkritiken Charlotte K.]

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