Unterwegs an Saale und Unstrut

Rund um Naumburg: Wein und Kultur

Saale-Unstrut

Deutschlands nördlichstes Weinanbaugebiet liegt wo? Die einen sagen so, die anderen sagen so. Einig sind sie sich: von den 13 offiziellen Weinanbaugebieten ist es sicher eins im Osten Deutschlands. Die Wikipedia behauptet, Sachsen sei es – und irrt, denn die Lagen an Saale und Unstrut liegen noch ein wenig nördlicher. Rund um den 51. Breitengrad gibt es aber nicht nur aufregende Winzer mit beachtlichen Weinen, sondern auch jede Menge Kultur. Soviel, dass sich die Gegend um die Aufnahme ins Weltkulturerbe bewirbt – was, wie man als Dresdner weiß, eine durchaus heikle Angelegenheit sein kann. Die Naumburger haben das auch schon zu spüren bekommen, denn ihr Antrag „Der Naumburger Dom und die hochmittelalterliche Herrschaftslandschaft an Saale und Unstrut“ wurde von den Gutachtern der ICOMOS (Internationaler Rat für Denkmalpflege) ziemlich zerrissen. Doch das letztendlich entscheidende Gremium für die Aufnahme als Welterbe sah das nicht so eng und empfahl Nachbesserungen.

Nun geht’s also in eine erneute Runde. Wie auch immer die ausgeht – einen entscheidenden Satz gab es bereits nach dem Bekanntwerden des nicht unumstrittenen Gutachtens: „Wie auch immer die Entscheidung im Komitee ausfallen wird, niemand wird ernsthaft in Frage stellen wollen, dass der Naumburger Dom mit seinen Stifterfiguren um Uta und Reglindis sowie die sie umgebende hochmittelalterliche Kulturlandschaft einzigartig und von weltweitem Rang sind. Sie werden es auch im Fall einer Ablehnung bleiben.“ (Fazit von der Antragsteller-Webseite). So sehen das ja auch viele Dresdner, deren Spaziergänge im Welterbe-Gebiet vor, während und nach der Eintragung in die Welterbe-Liste weitgehend vom gleichen lustvollen Genuss geprägt sind.

Unter genau diesem Stichwort (lustvoller Genuss) ließen wir es uns vier Tage rund um Naumburg gut gehen. Einen Winzerbesuch pro Tag sollte man (mindestens) einplanen – was die Bewegungsfreiheit für den Resttag ganz schön einschränken kann. Drei Stunden pro Winzer-Besuch sind ein realistischer Erfahrungswert, aber es lohnt sich. Ähnlich intensiv kann man sich in Naumburg mit dem Dom auseinander setzen – Verlängerungen hier wie da sind leicht machbar (wobei man im Dom allenfalls sinnentrunken wird…).

Unser Programm (so nach und nach folgen Links zu Einzelberichten):

Tag 1: Naumburg (…und abends im Steinmeister)

NaumburgNaumburg ist nett zu Touristen. Lauter Hinweisschilder und – wo die nicht ausreichen – Menschen, die bereitwillig Auskunft geben. Wir hatten einen halben Tag, was zu wenig ist für Alles, aber ausreichend für einen guten Eindruck. Die Stadt kann man sich prima erlaufen, aber ganz besonders ist natürlich auch eine Fahrt mit der Straßenbahn: die ist in mehrfacher Hinsicht einzigartig und wird vom kleinsten Straßenbahnbetrieb Deutschlands betrieben. Vom Kleinen zum Großen geht’s aber nur zu Fuß: Der Dom (wie die anderen Sehenswürdigkeiten der Innenstadt Naumburgs) liegt nicht an der Strecke der Straßenbahn. Ein Besuch des Doms ist quasi Pflicht, auch wenn man sonst nicht regelmäßiger Kirchgänger ist: Das Bauwerk, das größtenteils aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammt, birgt zahlreiche Schätze.

Den Abend verbrachten wir im Weinberg: Unsere Ferienwohnung lag inmitten des Weinbaubetriebs Der Steinmeister. So kamen wir in den Genuss einer ausführlichen Weinprobe mit Prof. Maria Wartenberg, der Winzerin (und, im Hauptberuf, Professorin für Molekulare Kardiologie und Stammzellforschung an der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität in Jena. Es war ein kurzweiliger wie lehrreicher Abend (mit Fortsetzungen, es war ja unser Quartier…).

Tag 2: Radtour durch den Blütengrund nach Freyburg (…und abends bei Herrn Lüttmer)

BlütengrundDie Gegend rund um Naumburg ist ideal für Radtouren: So lange man sich in Flussnähe aufhält, schön flach (das ändert sich gleich nebenan in den Weinbergen bei Bedarf gewaltig!), und die Entfernungen sind auch so, dass man als Wanderer nicht weit genug kommt. Am Bahnhof gibt es einen Fahrradverleiher, der erstens gute Räder hat und zweitens auch noch nett ist – eine viel zu seltene, aber doch sehr schöne Kombination. Und vom Bahnhof kommt man gut in den Blütengrund. Der ist gar lieblichst und sozusagen die Inkarnation des Gebiets, das Weintrinker ja als „Saale-Unstrut“ verinnerlicht haben: Hier fließt zusammen, was zusammen gehört, hier mündet die Unstrut in die Saale. Ein schöner Ort mit Restaurant (haben wir natürlich getestet) und einer Gierseilfähre (haben wir nur so aus Jux genutzt – einmal rüber, einmal nüber). Und vom Blütengrund ist man auch gleich in Freyburg – und sei’s auch nur für eine Stipvisite, weil es am Abend ja noch zu einem Ausnahmewinzer ging: Klaus Lüttmer macht aus Trauben vom Weischützer Nüssenberg einen recht begnadeten Frühburgunder… Wir besuchten ihn in Vitzenburg in seinem Weinkeller.

Tag 3: Radtour über Bad Kösen nach Kaatschen
(…mit Zwischenstopps bei den Winzern Zahn und Uwe Lützkendorf)

über Bad Kösen nach KaatschenGärtner haben ja seit Reinhard Mey einen schlechten Ruf, denn wenn schon ein Mörder, dann ist er doch ganz gewiss Gärtner. Ist aber Quatsch, denn wir erhielten vom Gärtner im Weingut Steinmeister (in dem wir wohnten) beim Frühstück den ultimativen Tipp. Wo wir hinradeln wollten – nach Kösen? „Dann radeln Sie ein Stück weiter bis zum Weingut Zahn in Kaatschen, da gibt’s guten Wein und eine fabelhafte Aussicht!“ Wir taten es und wurden obendrein mit gutem Essen belohnt. Ansonsten zeigte diese Tour, dass man die Karten genau lesen sollte, damit man nicht die Bergvariante zur Flussradwanderstrecker nimmt – aber egal, wenn’s doch schön ist und man das Radl gerne schiebt, wenn man es liebt. Bevor wir am Nachmittag auf dem richtigen Weg heimrollten, machten wir Station bei einem alten Bekannten und erfreuten uns beim VDP-Winzer Uwe Lützkendorf an seinen neuen Weinen.

Tag 4: Paddeln auf der Unstrut (…und Abschluss beim Hey)

Unstrut-PaddelnOhne wenigstens eine Paddeltour geht an Saale und Unstrut nichts – und die lokalen Verleiher machen es einem ja auch leicht: Sie fahren Boot und Paddler stromauf und man paddelt mehr oder minder gemächlich stromab. Wir wählten die gemütlichere Unstrut und fanden, dass Reisen im Fluss fast noch lustiger ist als Reisen am Fluss, zumal wenn Schleusen und Biergartenpause und Libellenpaarung im Programm inklusive sind. Nass geworden sind wir auch nicht mehr als bei idealistischen Hobbypaddlern zu erwarten. Den Abschluss der Tour bot, wieder zurück in den Steillagen des Steinmeisters bei Naumburg, ein Besuch beim Spitzenwinzer Matthias Hey

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