Manche mögen’s scharf

Besuch im Little India in der Dresdner Neustadt

Little India

Wieso waren wir da noch nicht? Keine Ahnung, Zeit gehabt hätten wir: das Little India in der Louisenstraße der Dresdner Neustadt gibt es in dieser Form seit Dezember 2013. Häufig genug hatten auch Freunde geschwärmt – aber immer mit dem Zusatz: Da isses immer voll, besser reservieren. Und das haben wir irgendwie nie geschafft, bis dass es dann mal ein Freund machte und wir in mittelgroßer Jahresbegrüßungsrunde im kleinen Inder saßen. Einer aus der Runde war kein Neuling hier und verriet, was man wissen sollte: Der kleine Inder versteht sich als Bistro/Schnellrestaurant… wenn man nichts sagt, geht die Crew davon aus, dass man nach 90 Minuten wieder raus ist. Der Trick: Wenn man vorbestellt und sagt, dass es wohl länger dauern könnte, scheint das kein Problem zu sein. Der zweite Tipp ist auch nicht ohne: Es gibt Gerichte auf der (umfangreichen) Karte, die man in den Schärfestufen eins bis drei bestellen kann. Des Freundes Erklärung: eins sei für Europäer, eigentlich scharf genug. Zwei sei für Inder und für unsereins doch schon deutlich scharf. Und drei sei für potentielle Magenverätzer. Wir haben’s nicht probiert, sondern die europäische Schärfe erbeten – und das (Tipp Nummer drei) geht auch bei Gerichten, bei denen man das eigentlich gar nicht wählen kann.

So viel (Aus-)Wahl ist ja nicht selbstverständlich, und schon gar nicht selbstverständlich ist die Freundlichkeit, mit der wir bedient wurden. Immer mit einem Lächeln, immer schnell – so macht’s Spaß. Ach ja, Stichpunkt Auswahl: Wir sitzen immer noch über der Karte. Als nicht regelmäßiger Indischesser hat man da gut zu tun, aber with a little help of my friends und der einfachen Entscheidung: erst mal ’ne Suppe mit Huhn, dann was mit Lamm. Konkret waren das eine Suppe mit Hühnchenfleisch in Kokosmilch mit Ingwer (3,90 €) und Rajasthani Laal Maas, Lammfleisch in würziger hausgemachter traditioneller Tomaten-Chilli-Curry-Soße, nach authentisch Rajasthani Art (12,90 €). Außerdem gab’s vorab noch was zum Schnurpseln, nämlich Gobi Blumenkohl Pakoras (vegan, 3,40 €). Der knackige Blumenkohl im Kichererbsenteig, mit zwei pikanten Saucen serviert, fand ebenso wie die anderen Pakoras, die wir im Rundreich-Verfahren naschten, großen Anklang. Die Suppe: Mit leichter nachklingender Schärfe und erstaunlich viel Huhn als Einlage. Das Lamm meinte es mit der Schärfe (trotz Stufe eins) schon sehr gut, aber eben keineswegs verheerend geschmacksnerventötend. Das Lamm überraschte mit bezaubernder Zartheit.

Spaß hatten wir mit dem Wein: Natürlich sollte es ein indischer sein, so viel Mut muss sein. Der Sula Sauvignon Blanc aus dem Anbaugebiet Nashik wurde zum ersten Mal im Jahre 2000 vorgestellt. Ich las, dass „nicht wenige ihn für Indiens besten Weißwein“ halten. Wir hatten den Jahrgang 2015 aus dem öko-freundlich arbeitendem Betrieb im Glas und konnten der allgemein im Netz zu findenden Beschreibung „Krautiger und trocken, mit einer Andeutung von grünem Pfeffer, frisch geschnittenem Gras und einer Note Gewürz“ lediglich bescheinigen, eine deutsche Version der Beschreibung auf dem Rücketikett zu sein. Unser erster Eindruck: die Leichtigkeit und Spritzigkeit, die wir am SB so lieben, ist irgendwo auf der Strecke geblieben. Statt dessen notierten wir eine gewisse Dumpfheit in Nase wie auch im Geschmack – die aber nachließ. Man gewöhnt sich an alles? Vielleicht. Aber zum Lamm passte der Wein sogar (und für uns auch besser als der Rote vom gleichen Weingut, ein Shiraz).

Little India
Louisenstr. 48
01099 Dresden

Tel. +49 351 32326400
www.littleindia-dresden.de

[Besucht am 4. Januar 2017 | Zu den Restaurantkritiken für Dresden und Umgebung]

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