Das letzte Megalithgrab der Prignitz

Das Hünengrab von Mellen, ca 2500 – 3000 v. Chr.

Hünengrab von Mellen

Na klar, es sind nur Steine. Man könnte dran vorbeifahren, vielleicht zufällig über den Urlaub reden, damals auf Sardinien, wo immer wieder Nuraghen und Gigantengräber auftauchen, tausende von Jahren alt. Oder gar an Stonehenge denken, wo es vor rund fünftausend Jahren ja auch losging (und später zu dem wurde, was heute Touristen in Scharen anlockt). Im Vergleich zu den etwa eine Millionen Besucher, die jährlich nach Stonehenge pilgern, geht es in Mellen relativ ruhig zu. OK, das imposante Hünengrab ist nicht ganz so großartig, das Spiel von Licht und Schatten kannste vergessen – vor allem, wenn man (wie wir) an einem regnerischen Tag da ist. Dafür liegt das Hünengrab von Mellen direkt neben der Straße und ist mit seinen 8 mal 22 Metern auch schon ganz respektabel. Und Eintritt wird auch nicht verlangt!

Hünengrab von Mellen„Hier soll, wie man sich erzählt, der Riesenkönig begraben liegen; welcher es aber gewesen und wie er geheißen, weiß man nicht. Doch muß er, da sein Grab so groß ist, wohl ein gewaltiger Herr gewesen sein, zumal auch viele Grabhügel und Steinkreise umherliegen“, schrieb Adalbert Kuhn 1843 in Märkische Sagen. Da ist, wie so oft bei Sagen, was dran– vor allem der Teil, dass man seinen Namen nicht kennt…

Aktuelle Forschungen datieren die Entstehungszeit des Mellener Großsteingrabes auf die Zeit zwischen 3000 und 2500 v. Chr. Der Bestattungsplatz einer Gemeinschaft wurde über einen längeren Zeitraum genutzt: für jede Bestattung wurde die Grabkammer geöffnet, um den Verstorbenen mit seinen Beigaben niederzulegen.

Hünengrab von MellenDas Hünengrab von Mellen ist das letzte Megalithgrab der Prignitz und eins der wenigen, die sich überhaupt so lange Zeit erhalten haben. Die für die Grabanlage verwendeten Findlinge erwiesen sich nämlich Jahrhunderte bzw. in diesem Fall sogar Jahrtausende später – von Steinschlägern zerkleinert – als ideales Baumaterial, gerne auch für Pflastersteine. Besonders in der ersten Hälfte des 19. Jh. verschwanden so die meisten der bis dahin sehr häufigen Großsteingräber aus dem Landschaftsbild. Auch das Mellener Grab diente bis 1845 als Steinbruch. Bereits im Jahre 1887 wurde es unter Denkmalschutz gestellt und befindet sich seither in unverändertem Zustand.

Die etwa 22 x 8 m große Grabanlage wurde ursprünglich von einer zentralen Kammer und rechteckigen Steinsetzung um sie herum gebildet und war von einem Hügel bedeckt, dessen Einfassung die äußere Steinsetzung bildete. Insgesamt sechs Kammern gab es wohl einmal – jedes mit zwei Trag- und einem Deckstein. Die Archäologen sprechen bei einer derartigen Konstruktion von einem Joch, in Mellen wären es also sechs Joche. Ein ähnlich konstruierter Gang vom Hügelrand zur Kammer gab dieser Grabform den Namen „Ganggrab“. Drei der sechs Decksteine und etliche der Seitensteine fielen der Steingewinnung zum Opfer oder liegen verstreut im Bereich der Anlage. Wenn man nicht wüsste, dass es sich um ein Grab handelt, ein toller Spielplatz…

TIPP: Wenn man schon mal da ist und einen ordentlichen Parkplatz erwischt hat: vom Hünengrab führt ein Weg ins fabelhafte Rambower Moor – immerhin Deutschlands schönstes Naturwunder 2014, wenn man dem Wettbewerb der Heinz-Sielmann-Stiftung Glauben schenken möchte…

 

Hinweis:
Der Besuch fand statt im Rahmen einer Pressereise des Tourismusverband Prignitz e.V. im September 2016 zur Vorstellung der Marke „Zeitschätze Prignitz – Zentrale Archäologische Orte“.
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