Mit Ferkeltaxen und der großohrigen 01 unterwegs

9. Dresdner Dampfloktreffen vom 7. bis 9. April 2017

Licht

Mal ordentlich Dampf ablassen – das ist in Dresden nichts Neues. Und ich denke jetzt nicht an wenige montägliche Nörgelbuffs, sondern natürlich an das Dresdner Dampfloktreffen, das vom 7. bis 9. April zum neunten Mal vornehmlich auf dem Gelände des Bahnbetriebswerks Dresden-Altstadt und im Depot des Verkehrsmuseums an der Zwickauer Straße 86 stattfindet.  „Personenverkehr im Wandel der Zeit“ lautet das diesjährige Motto – aber das ist wahrscheinlich den meisten der (im vergangenen Jahr: über 12.000) Besucher egal, denn sie wollen die alten Lokomotiven sehen. Und die gibt es auch in diesem Jahr wieder reichlich bei Deutschlands größtem Dampflokfest, das der IG Bw Dresden-Altstadt e.V. gemeinsam mit dem Verkehrsmuseum Dresden und DB Regio veranstaltet.

„Elf dienstfähige Dampflokomotiven“ kündigte bei einem Vorgespräch Claus Rost an, der als Vorsitzende der IG Bahnbetriebswerk Dresden-Altstadt die Bezeichnungen der alten Schätzchen wie eine Verlesung der Lottozahlen zelebrierte: die Tschechen kommen (wieder) mit der 93 1360 und der 423.0145. Aus Luxemburg reist die 5519 an. Die Schnellzugdampflok 01 1519 von den Eisenbahnfreunden Zollernbahn kommt nicht nur nach Dresden, sondern fährt auch nach Berlin. Und so geht es munter weiter, wobei natürlich die großohrige 01 2066 des Bayerischen Eisenbahnmuseums Nördlingen nicht vergessen werden darf, weil auch sie einen Sonderzug nach Berlin übernehmen wird. Von den Cotbusser Ferkeltaxen mal ganz zu schweigen, das sind bekanntlich Legenden

Rangierlokomotive AEG 4792, Baujahr 1936.Die Sonderzüge erheben die Lokomotiven für kurze Zeit ihrem musealen Dasein, sie führen unter anderem nach Berlin, Decin und Altenberg – und sie sind nahezu komplett ausverkauft. Auf jeden Fall noch zu haben sind freie Plätze an der Strecke (nicht so nahe am Abfahrpunkt, da ist’s meist voll) – und auch Karten für die Samstagsabendparty Dampf & Dixie (8. April ab 19 Uhr, 15 € Eintritt) sind noch zu haben. Diese Veranstaltung findet erstmals im Bereich des Ringlokschuppens Haus 4 (Bereich Verkehrsmuseum Dresden) statt, dessen Dach komplett saniert ist, worüber sich Joachim Breuninger, der Direktor des Verkehrsmuseums ganz besonders freut. Wie auch über zwei besondere Schaustücke: Beim Dampfloktreffen bekommen die Besucher erstmals das neueste Exponat in der Sammlung Schienenverkehr des Verkehrsmuseums zu Gesicht: die dieselelektrische Rangierlokomotive AEG 4792, Baujahr 1936. Sie rangierte im Hydrierwerk Schwarzheide der Braunkohle-Benzin AG [Brabag], nach dem 2. Weltkrieg im VEB Synthesewerk Schwarzheide. Die Lokomotive ist eine Schenkung der BASF Schwarzheide, für die sie ab 1990 bis 2010 im Einsatz war. „Wir freuen uns, dass unsere dienstälteste Werk-Lok im Fundus des Verkehrsmuseums der Öffentlichkeit zugänglich ist“, sagte Jürgen Fuchs, Vorsitzender der Geschäftsführung der BASF Schwarzheide GmbH. „Die Lok, die bei uns unter dem Namen „311″ im Schichtbetrieb im Einsatz war, ist eine Sachzeugin der Geschichte des Produktionsstandortes Schwarzheide. Mit der Ausstellung hier im Depot erhält sie einen würdigen Platz.“ Für das Verkehrsmuseum stellt dieser Neuzugang eine wertvolle Bereicherung seiner Sammlung dar: „Diese Lok gibt es so kein 2. Mal, sie ist ein Unikat.“, freute sich Joachim Breuninger. „Damit haben wir außerdem erstmals eine Werksdiesellok in unserem Bestand.“

ReisezugwagenEin anderes Schmankerl: der vermutlich letzte existierende sächsische 2./3. Klasse-Reisezugwagen aus dem Jahr 1891. Jawohl: keine erste Klasse, sondern nur die zweite und die dritte. Im Mengenverhältnis aber vergleichbar mit unserer ersten und zweiten, von außen allerdings besser erkennbar: im freundlicheren Grün die 2. Klasse, im erdigen Braun die dritte. Wir waren drin und wissen nun, was der Begriff Holzklasse bedeutet: Holzboden. Holzdecke. Holzwände. Holzsitze. Und ein gusseiserner Ofen, mit Holz heizbar. In der zweiten Klasse: gemütliche grüne Polstersitze, eine verzierte Decke, Vorhänge an den Fenstern – und elektrisches Licht pro Sitzreihe. Schon spannend, wie man vor mehr als 100 Jahren mit der Eisenbahn reiste…

Weitere Informationen: www.igbwdresdenaltstadt.de
Die Tageskarte für den Erwachsenen kostet 10 €, Schüler, Studenten, Azubis und Dresden-Pass-Inhaber zahlen 5 €.
Kinder bis zum 14. Geburtstag sind frei (nur in Begleitung eines Erwachsenen).

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