„Die Natur ist doch groß genug…“

Besuch bei Alexander Link vom Weingut Wolf

Alexander Link

Sie sind jung und sie brauchen den Spaß: die rund 40 Jungwinzerinnen und -winzer, die sich in der Gruppe Wein.Im.Puls zusammengefunden haben, um „in ihrem Anbaugebiet Württemberg frische Weinimpulse zu setzen“, wie sie auf ihrer Webseite schreiben. Bei unserer Pressereise zu badischen und württtembergischen Weinmachern im Vorfeld der Baden-Württemberg Classics standen sie nicht auf dem Programm – aber einer von ihnen sehr wohl: Alexander Link, der unter den jungen Wilden ein ganz ganz Wilder ist, denn er lässt etwa ein Fünftel seiner Weine schlicht machen, was sie wollen. Wildwuchs nennt er das – und es hat ihm zuerst viel Spott und Gelächter und nun zunehmend auch Preise und Auszeichnungen eingebracht.

Mit dem Satz „Wenn man von etwas überzeugt ist, muss man es ausprobieren“ wird der damals 19jährige Alexander Link in einem Zeitungsausschnitt aus dem Jahr 2008 zitiert. Damals war er gerade als landesbester Weinküfer-Azubi ausgezeichnet worden und hatte von seinem Vater Lothar Wolf schon so etwas wie eine eigene Spielwiese im elterlichen Weingut Wolf bekommen. Dort versuchte sich Alexander der Junge an so Dingen wie einem Lemberger Barrique, war aber sonst noch im Sinne schwäbischer Grundordnung ein Braver und sagte so Dinge wie „Im Januar stellt man die Weichen mit dem Rebschnitt und steuert das ganze Jahr auf das Ergebnis zu!“

Weinkönigin und Wildwuchs-JungwinzerDas sollte sich aber schnell ändern. „Die Natur ist selbst groß!“ sagte sich der junge Winzer – und ließ einige seine Weine im Hausener Jupiterberg einfach wild wachsen. Sieht ungewohnt aus, ist aber wohl überlegt: „Wo keine Schnittwunden sind, können auch keine Krankheiten entstehen“ argumentiert Alexander Link. Wobei die Wildwuchs-Erziehung nicht mit allen Rebsorten gleich gut funktioniert – am besten, so Link, klappt’s beim Riesling. Und genau den probieren wir als erstes: ein noch junger 16er, der feinherb ist und uns nachvollziehen lässt, warum die Weine mittlerweile Anerkennung finden und ausgezeichnet werden. Den jungen Herrn Link wundert das nicht wirklich: „Natürlich schmecken die, denn ich ernte zwar weniger, aber dafür sind es sehr kleine Trauben am Stock – und in den Schalen steckt die Kraft!“

„Gigantischerweise hat die DLG auch festgestellt, dass meine Wildwuchsweine zu den Besten gehören und mich zu einem der besten Jungwinzer gewählt!“ freut sich Link über den dritten Platz in der Kategorie Jungwinzer bei der DLG-Bundesweinprämierung 2016 – der höchsten Auszeichnungen der deutschen Weinwirtschaft. „Der eigenwillige 27jährige baut seine Weine auf sehr authentische Weise aus und legt Wert darauf, dass sie jahrgangstypisch das Klima und die Eigenheiten der Gegend ins Glas bringen. Alexander Link verzichtet auf den Reb­schnitt und vermarktet seine Weine erfolgreich unter den Marken Wildwuchs und Wilde Ehe“ heißt es in der Begründung.

MähdrescherSeine Rebflächen (wie viele das sind, verrät uns der Winzer nicht…) liegen verstreut – und so fahren wir ein wenig durch die wunderbare Landschaft. Ziel: „Meine vier besten Mitarbeiter!“ Das sind – vier Schafe, die alle mehr oder weniger nicht hören auf den Namen Gertrud. Früher hatte Link sheep sharing gemacht und fremde Schafe den Rasen zwischen den Rebstöcken mähen lassen. Doch das waren oft Schafe, die zu groß waren und schnell merkten, dass Trauben besser als Gras schmecken. Nun hat er seine eigenen Kamerunschafe, die sind kurzhaarig und müssen nicht geschert werden, und kurzbeinig sind sie auch, so dass sie nicht „an die Trauben da oben rankommen!“ Was auch gut ist, denn wenn das schon weniger sind, soll doch was für den Wein übrig bleiben. Zum Beispiel der Rosé, der nach Süßkirsche duftet und mit erstaunlich viel Farbe ins Glas kommt. Oder der Lemberger, der Hauptrebsorte des Weinguts Wolf, der als Wildwuchs sehr kräftig ist und feine Vanillearomen mit sich bringt.

Wir sagen „Tschüss“ und „Ahoj!“ zu den Schafen, fahren wieder ein Stück und laufen durch terrassierte Steillagen. Die Gegend kommt mir bekannt vor – na klar: unter uns ist Lauffen, da waren wir 2015 schon mal! Steil geht’s hier zu – und schöne Ausblicke hat man! Plötzlich etwas über uns eins der Weinbergshäuser, an dem reichlich Betrieb ist: Hier warten sechs der Wein.im.Puls-Winzer auf uns! Und sie haben – Überraschung! – was mitgebracht. Jede(r) eine Flasche des eigenen Weins, und irgendwas Zünftiges zum Essen auch. Nicht, dass wir bislang nicht genug probiert hätten! Nicht, dass wir bislang nicht herzlich und freundlich empfangen worden wären! Aber das war dann doch eine geballte Ladung an Frohsinn, Heiterkeit, Freundschaft und Fachsimpelei der um Kunden konkurrierenden, aber in der Sache guten Wein machen vereinten Winzer.

Wein.im.PulsNicht zufällig trafen wir die, die auch in Dresden bei der BWClassics dabei sind. Philipp Weinreuter (Bio-Weingut Weinreuter) hatte seinen Philippus blanc mit (ohne was Blubberndes zur Begrüßung ist ein Besuch nicht mal im Weinberg ein Besuch!). Christian Seybold (Weingut Seybold) baut seinen Riesling–Y im Granitfass aus. Spannend! Sebastian Zaiß (Weingut Zaiß) hatte seinen Riesling 40+ und Trollinger im Gepäck (40+ steht nicht für die Altergruppe der Trinker, sondern für die über 40 Jahre alten Reben dieses restsüßen Rieslings – übrigens bei Best of Riesling 2015 bester restsüßer Württemberger!). Markus Winkler (Designweine, Weingut Winkler) hatte einen Grauburgunder seiner Designwein-Serie mit. Frecher Engel heißt der, ist aber ein braver! Janine Keicher (Privatkellerei Klaus Keicher) brachte einen handgerüttelten trockenen Gewürztraminer mit. Und dann waren mit von der Partie (Party?) natürlich noch Alexander Link (Weingut Wolf)  und Viola Albrecht (Weingut Albrecht-Kiessling) sowie unser bislang noch gar nicht erwähnter local guide des Tages Andrea Ritz, die Württemberger Weinkönigin.

Selten so entspannt Spaß gehabt!

Wein.im.Puls

Wein.Im.Puls – junges Württemberg e.G. i.G.
Hirschbergstr. 2
74189 Weinsberg

Tel. +49 7134 / 8091
weinimpuls-wuerttemberg.de

Weingut Wolf
Nordheimer Weg 6
74336 Brackenheim-Hausen

Tel. +49 7135 / 13409
www.weingutwolf.de


[Pressereise auf Einladung vom Weininstitut Württemberg GmbH und der Badischer Wein GmbH im Vorfeld der Baden Württemberg Classics, die am 22. und 23. April in Dresden stattfindet.]

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