Kräftig zuckersüße Mädelsweine mit Wumms

Zu Besuch im Weingut Albrecht-Kiessling

Viola Albrecht

Viola Albrecht gibt es quasi zweimal. Einmal ist sie Weinprinzessin von Württemberg, gewählt am 27. Oktober 2016 für ein Jahr. Als solche hat sie so ehrenvolle Aufgaben wie ein Trüppchen von vier Journalisten aus Dresden zu begleiten und ihnen die Schönheiten der Landschaft sowie die Vielfalt und teilweise auch Einzigartigkeit württembergischer Weine näher zu bringen. Also stand sie morgens vor dem Hotel und wir erkannten sie sofort: an der Krone im Haar! Soviel Weinhoheiten laufen ja nicht rum im Ländle. Die Krone blieb (außer im Auto) im Haar – bis wir im elterlichen Weingut ankamen: da trat uns dann die zweite Viola entgegen. Die Winzerin, ohne Krone im Haar. Die Studentin aus Geisenheim, wo sie zur Weinbau- und Oenologie-Ingenieurin ausgebildet wird, erklärt uns den Keller, geht mit uns in die Weinberge und zeigt uns die Weine des elterlichen Betriebes.

Ihren Vater Peter Albrecht hatten wir vor zwei Jahren in der Wein Villa Heilbronn kennen und schätzen gelernt. Beim diesjährigen Besuch begrüßte er uns lediglich, schenkte den bei Winzerbesuchen offenbar obligatorischen Sekt zur Begrüßung ein und ließ dann seine Tochter die Besucher weiter betreuen. Der Begrüßungssekt war übrigens ein trockener 2014 Muskateller – in der eigenen Sektkellerei im Weingut hergestellt: traditionelle Flaschengärung, mindestens neun Monate auf der Hefe. Der Muskateller hatte eine Wahnsinnsnase! Nebenbei die ersten Infos zum Weingut: In seiner jetzigen Form entstand es durch eine Fusion, die man gemeinhin Hochzeit nennt. Zuvor gab es Weinberge von Gerhard Kiessling und Walter Albrecht – und diese beiden Familien betrieben offensichtlich „schon immer“ Weinbau (in der Kiessling-Familie ist das nachweisbar bis 1653, bei den Albrechts sogar seit 1475).

Wengerter-Häuschen17 ha bewirtschaftet die Familie – gelesen wird in den drei Lagen Stiftsberg, Wartberg und Stahlbühl per Hand. Die Spezialität des Hauses sind die Roten und da vor allem der Lemberger. Rote Rebsorten stehen auf 60 Prozent der Fläche. Bei den weißen Sorten überwiegt der Riesling, er nimmt etwa drei Viertel ein. Eine besondere Leidenschaft aber, erzählt Viola Albrecht, habe man für den Grauburgunder. Und natürlich für die so genannten Mädchenweine. Klingt chauvimäßig, ist es aber nicht, denn so nennen die Mädels selber die Weine. Die werden jedes Jahr aus den besten Trauben des Jahrgangs kreiert und tragen dann die Namen der drei Albrecht-Kiessling-Töchter Johanna, Viola und Luisa: ein kräftiger Grauburgunder, ein cremiger und vom Holz geküsster Chardonnay-Weißburgunder und ein fruchtsüßer Riesling.

Weingut Albrecht-KiesslingIm Weinkeller werden die Weine in kleinen Gebinden ausgebaut, sorten- und parzellenrein. Das ist, lernen wir, ebenso ein Beitrag für die Qualität im Keller wie die Möglichkeit, die Gärung temperaturgeführt zu fahren. „Wir geben den Weinen prinzipiell Zeit zu reifen und sich zu entwickeln“, sagt Viola Abrecht. Aber sie betont auch, das „die Qualität eigentlich im Weinberg entsteht“ – im Keller gehe es darum, diese Qualität zu stabilisieren und nichts davon zu verlieren. Und wie schmeckt das dann, wenn man den Wein probiert? Wir erlebten (unter anderem…) eine Viola mit Wumms, eine schnuckelsüße Luisa und eine wunderbar kräftige Johanna. Und natürlich ist hier wieder die Rede von den Weinen! Mein Liebling war die Mischung aus Chardonnay und Weißburgunder – nicht (nur) wegen unserer charmanten Weinverführerin, sondern weil dem Chardonnay das Holz sehr gut getan hat – und nach der Vermählung mit dem Edelstahl-Weißburgunder da wirklich ein Liebling bei rauskam…

Weingut Albrecht-Kiessling
Weingut Annette und Peter Albrecht
Im Breitenloch 37
74076 Heilbronn

Tel. +40 07131 / 178947
www.albrecht-kiessling.de


[Pressereise auf Einladung vom Weininstitut Württemberg GmbH und der Badischer Wein GmbH im Vorfeld der Baden Württemberg Classics, die am 22. und 23. April in Dresden stattfindet.]

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