Manchmal muss es eben Lemberger sein

Besuch der Weingärtner Stromberg-Zabergäu

Prost Lemberger!

Winzergenossenschaft – das Wort hat nicht immer einen guten Klang, ist manchen Weintrinkern eher ein Synonym für einfachen Wein ohne eigenes Gesicht. Aber wie immer bei Vorurteilen: man kann auch kräftig daneben liegen. Die Weingärtner Stromberg Zabergäu, zum Beispiel, machen einen exzellenten Job, sie sind im wirklichen Wortsinn ausgezeichnet: Beste Genossenschaft 2016 steht auf dem Schild vor der Kellerei. Ausgezeichnet hat sie die Zeitschrift Vinum bei einem Wettbewerb mit 51 Teilnehmern.

Blick vom ZweifelbergVon nichts kommt nichts, das merkt man schnell bei einem Besuch der Genossenschaft. Man könnte beginnen mit dem allerersten Eindruck: Strahlend und mit offenen Armen begrüßen uns der Geschäftsführer Thilo Heuft und der Vorstandsvorsitzende Rainer Lang. Der Herr Lang trägt im linken Ohr Lemberger. Nicht den zum trinken, sondern als Schmuck. Aber Lemberger ist schon das große Ding in den Bergen rund um Brackenheim und Bönnigheim, den beiden Standorten der erst 2012 zur jetzigen Genossenschaft verschmolzenen Betriebe. Er steht auf einem Viertel der rund 760 ha und machen die Weingärtner Stromberg-Zabergäu zum größten Lemberger-Betrieb. Insgesamt dominiert Rotwein die beiden Großlagen Heuchelberg und Stromberg, 77 % machen Lemberger, Trollinger, Schwarzriesling & Co aus. Bei den Weißen ist Riesling am häufigsten anzutreffen (14%).

HolzfasskellerRund 1.100 Wengerter (so heißen in Schwaben die Winzer) seien Mitglied bei den Weingärtnern, aktiv davon allerdings nur die Hälfte, erfahren wir. Und die sind natürlich wichtige Räder im Getriebe, denn „Qualität kommt immer vom Weinberg“. Die gemeinschaftliche Erzeugung bester Weinqualitäten sei den Verantwortlichen der Genossenschaft sehr wichtig. „Unsere Weine tragen den Fingerabdruck unserer Winzer!“ Die werden entsprechend gefordert und gefördert, damit sie die richtigen Qualitäten für die in vier Linien angebotenen Weine liefern. Begriffe wie Ertragsreduktion oder naturnaher Ausbau fallen da wie selbstverständlich – und dass es als Teil der Produktion seit 25 Jahren auch Bio-Weine gibt, ist nur ein beachtliches Detail. Fünf Winzer bewirtschaften rund 30 ha nach ökologischen Richtlinien, der Wein wird natürlich separat ausgebaut. „Insgesamt gibt es bei uns im Berg aber gar nicht so große Unterschiede öko vs. nicht-öko“, sagt Rainer Lang. Die Selbstverpflichtung, immer mit den natürlichen Gegebenheiten zu arbeiten, gelte eh kategorisch für alle Winzer.

Selbstverständlich würden beim Pflanzenschutz strenge Maßstäbe angelegt. „Der Vorstand ist haftbar – da macht er lieber Kontrollen!“ sagt der Vorstandsvorsitzende Rainer Lang. Unangekündigt seien diese Kontrollen natürlich, gezogen würden Proben im Weinberg und auf der Maische, „wenn man noch auf den Lieferanten zugreifen kann“. Fehler auch nur eines Einzigen wären „katastrophal für die Markenbildung“, sagt Lang und lobt im gleichen Atemzug den hohen Qualifizierungsgrad der Winzer. Außerdem betrachte er „Kontrolle als Hilfestellung, nicht als Argwohn“. Deutliche Worte…

Weingenuss am Zweifelberg

Der Brackenheimer Zweifelberg ist eine der neun Einzellagen, in denen die Wengerter der Genossenschaft Wein anbauen. Dorthin machen wir uns auf und laufen ein wenig durch die beeindruckende Weinlandschaft, erfreuen uns an der Tatsache, das „hier ein Eidechsenhabitat“ entsteht und dort ein Winzercafé mit der Tatsache für sich wirbt, dass es eine E-Bike-Ladestation habe. Unser Ziel ist der Weinausschank am Zweifelberg, der vom 12. März bis 9. Juli und vom 2. September bis Anfang November 2017 bei guter Witterung an Sonn- und Feiertagen geöffnet hat. Es gibt natürlich Weine der Genossenschaft, außerdem ortstypische Dinge zu essen (schon mal „eine Rote“ probiert? Geht dort!).

Weinausschank auf dem ZweifelbergWir machten es uns im Planwagen bequem und probierten einige der Weine, angefangen mit einem 2016 Sauvignon Blanc aus der Epos-Linie, die zur Spitze der Stromberg-Zabergäuer gehört: Litschi in der Nase und mit den erwarteten Anklängen an schwarze Johannisbeere und Stachelbeere knackig-süffig am Gaumen. Für die Weine der Epos-Linie müssen sich die Winzer qualifizieren – sie erhalten dann aber auch höhere Traubenpreise. Etwas über 50 ha gehören zum Selektionsprogramm der Genossenschaft, zu dem auch der nächste Wein gehört: ein saftiger kraftvoller Grauburgunder der zweitobersten Kategorie, die hier schlicht Weisser heißt, ein kräftiger Spätburgunder Epos (im Holzfass gereift) und schließlich der Spitzenwein: Signum I heißt er und ist (natürlich!) ein Lemberger. Die Trauben stammen aus Premiumweinbergen mit Reben, die älter als 20 Jahre sind. Die Wengerter dürfen für die Signum-Weine lediglich 1/3 der normalen Erntemenge in diesen Weinbergen produzieren. Die Trauben werden nach der Kelterung (getrennt nach Weinbergen in Kleingebinde) auf der Maische vergoren und anschließend direkt in neue Barriquefässer gepresst. Ein Maul voll Wein, Lemberger von seiner allerfeinsten Seite…

Weingärtner Stromberg-Zabergäu eG
Neipperger Straße 60
74336 Brackenheim

Tel. +49 07135 / 9855-0
www.wg-stromberg-zabergaeu.de

[Pressereise auf Einladung vom Weininstitut Württemberg GmbH und der Badischer Wein GmbH im Vorfeld der Baden Württemberg Classics, die am 22. und 23. April in Dresden stattfindet.]

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