Tradition und Moderne zu Qualität vereint

Besuch im Weinkonvent Dürrenzimmern

Zweifelberg bei Brackenheim

Frage: Welches ist die größte Lemberger-Gemeinde der Welt? Nicht erlaubt sind Gegenfragen als Antwort (wie zum Beispiel: „wer oder was ist Lemberger?“). Erwartet wird wenigstens ein „Keine Ahnung, aber sicher irgendein Ort in Württemberg!“ Noch besser wäre natürlich ein wie aus der Pistole geschossenes „Brackenheim!“, wonach dann alle erdenklichen Sektkorken knallen und moderne Schraubverschlüsse knirschen würden. Stimmt: Brackenheim, die Stadt südwestlich von Heilbronn, ist – wie der Gewerbeverein auf seiner Internetseite stolz verkündet und in der Gegend jedes Kind weiß – dreifacher Weltmeister. Mindestens. „Mit 825 Hektar Rebfläche ist Brackenheim die größte Weinbaugemeinde Württembergs, die größte Rotweingemeinde Deutschlands und die größte Lembergergemeinde der Welt.“ Außerdem ist Brackenheim Geburtsstadt von Theodor-Heuss, der hier am 31. Januar 1884 geboren wurde und später(1949 bis 1959) erster Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland war.

Weinkonvent DürrenzimmernWenn das so ist, kommt man an Brackenheim natürlich nicht vorbei, wenn man sich auf einer Wein-Recherche-Reise* befindet. Erste von drei Stationen ist der Weinkonvent Dürrenzimmern (einem der acht Ortsteile von Brackenheim). Wir stehen vor einem modernen Bau, der im Dezember 2015 fertig gestellt wurde und nur Teil einer groß angelegten Neupositionierung der Winzergenossenschaft ist. Dem 2-Millionen-Euro-Umbau („alles bar bezahlt!“ sagt der Geschäftsführer nicht ohne Stolz) voraus gegangen ist ein vielleicht viel einschneidender Umbau: aus der „Weingärtnergenossenschaft Dürrenzimmern-Stockheim“ wurde der Weinkonvent Dürrenzimmern – und ganz im Kontrast zum modernen Bau (und, wie wir später sehen werden, den modern gemachten Weinen) gibt man sich da schon mal traditionell. Da der Weinbau der Gegend klösterlichen Ursprungs sei und der Hausberg der Mönchsberg ist, sei man auf den Begriff des Konvents gekommen – und die Mitglieder zeigen sich bei öffentlichen Anlässen schon mal in Kutte als Mönche. 2015 haben wir sie auf dem Württemberger  Weinsalon  in Ludwigsburg bei der Premiere der neuen Genossenschaft so erlebt…

Da weiß man, was man zu kochen hat…„Wir zählen nicht zu den größten, jedoch zu den außergewöhnlichsten und charaktervollsten Kooperativen“ sagt Matthias Göhring, der Geschäftsführer der Genossenschaft mit 341 Mitgliedern und 215 ha. Das selbstbewusste Auftreten kommt nicht von ungefähr: Die Winzer vom Weinkonvent heimsten in jüngster Zeit verdächtig gute Preise ein: DLG-Bundesehrenpreis (26 Goldmedaillen), Zweitbeste Genossenschaft Deutschlands beim Genossenschaft-Leistungstest der Weinwirtschaft, Auszeichnung vom Deutschen Weininstitut DWI für eine der 50 besten Vinotheken Deutschlands und Einzelpreise für Rotweine der Divinus-Linie. Unter diesem Namen kommen die Top-Weine der Weingärtner auf den Markt (die einfachen heißen Klosterhof, die Mittellinie ist Cellarius). Neuerdings gibt es auch Konzeptweine, eigentlich gedacht für die weniger großen Kenner, die im Supermarkt etwas ratlos vor dem Regal stehen: Spargelstecher – Grillgut – Wildgefährte – Fischfreund heißen die Weine, da ist dann eigentlich klar, zu welchem Essen man die jeweilige Cuvée trinken soll.

Matthias GöhringNatürlich haben wir beim Besuch auch Weine probiert – nicht zufällig auch solche, die bei der BW Classics in Dresden dabei sein werden. Unser Tipp: der 2015er Cellarius Lemberger Exclusiv QbA trocken. Erstens, weil es natürlich ein Lemberger sein sollte, wenn man schon beim Weltmeister ist. Und zweitens, weil dieser im Holzfass gereifte Wein so ziemlich das beste Geschmacks-Preis-Verhältnis hat, das man sich wünschen kann. Theoretisch ein länger lagerfähiger Wein, wenn man ihn nicht praktisch vorher ausgetrunken hat, weil dieser vollmundig und kräftige Lemberger sich wunderbar trinken lässt (Flasche 8,90 €). Etwas naiv fragte ich Matthias Göhring, der sich selbst scherzhaft auch schon mal Bruder Matthias nennt, wie ein Wein für den Preis so gut sein könne. Da grinst er und sagt: „Ganz einfach: Ich trinke selbst gern guten Wein!“

Die vierte Weinfarbe: OrangeUnd offenbar nicht nur er, sondern auch Kellermeister Kurt Freudenthaler. So entstehen im Keller auch schon mal Dinge, die nicht die Norm sind, wie beispielsweise ein Orange-Wein (nicht in Dresden dabei, aber dieser auf 940 Flaschen limitierte Weißburgunder ist einer der besten Orange-Weine aus deutscher Produktion, die ich probiert habe). Im offenen Barique vergoren lag er drei Wochen auf der Maische und wurde dann zu 2/3 im Edelstahltank und zum anderen Drittel im gebrauchten Barrique gelagert. Unfiltriert abgefüllt und ungeschwefelt – und ein Kracher! Ein anderes Experiment nennt Bruder Matthias schlicht „unseren Port“, auf dem Etikett steht etwas vorsichtiger und weinrechtlich richtiger Divinus Liqueurwein. Den kann man auch schon mittags süffeln…

Weinkonvent Dürrenzimmern eG
Meimsheimer Straße 11
D-74336 Brackenheim-Dürrenzimmern

Tel. +49 71 35 / 95 15-0
www.weinkonvent-duerrenzimmern.de

 

[*Pressereise auf Einladung vom Weininstitut Württemberg GmbH und der Badischer Wein GmbH im Vorfeld der Baden Württemberg Classics, die am 22. und 23. April in Dresden stattfindet.]

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