Zusammen arbeiten und Spaß dabei haben

Winzer der Gemischten Bude haben ihre erste gemeinsame Cuvée gemacht

Gemischte Bude

Die Gleichung mutet befremdlich an, obwohl sie doch stimmt. 3+2=1. Man könnte ja diesen einen senkrechten Strich wegnehmen und aus dem Plus ein Minus machen, dann hätten die peniblen Seelen der Mathelehrer Ruh‘. Aber so einfach geht’s nicht! Denn drei plus zwei ergeben wirklich eins – wenn die Rechner nicht Mathelehrer sind, sondern die Winzer der gemischten Bude. Das sind Stefan Bönsch, Frédéric Fourré, Lutz Gerhardt (Haus Steinbach), Bernd Kastler (zusammen mit Enrico Friedland) und Andreas Kretschko sowie als Initiator und treibender Keim der Radebeuler Wein&fein Matthias Gräfe und Nicolle Kirsten. Ein bunter Trupp, der sich 2014 zu Sachsens erster (und immer noch einziger) Winzervereinigung zusammengefunden hat, um Spaß zu haben, sich gegenseitig zu helfen – und vor allem um gemeinsam die Qualität ihrer Weine zu optimieren.

Bei einem der regelmäßigen Treffen im Winter hatten die Winzer Fassproben ihrer aktuellen Weine mitgebracht, um sie miteinander zu verkosten und zu besprechen. Da hatte dann einer die Idee: Wollen wir nicht eine gemeinsame Cuvée machen? Die Winzer sahen sich an und fragten sich, warum man nicht schon eher auf die Idee gekommen sei – und waren sich schnell einig: eine Burgundercuvée sollte es werden, eine aus drei Weiß– und zwei Grauburgundern. 3+2=1, na klar.

Beratung Mischverhältnis Andreas KretschkoWeißburgunder steuerten Andreas Kretschko, KastlerFriedland und Lutz Gerhardt bei, Frédéric Fourré und Stefan Bönsch steuerten Grauburgunder bei. Doch eine ordentliche Cuvée ist ja nicht einfach zusammengebrachter Wein – die Rezeptur muss schon stimmen. Die fanden die Buden-Winzer bei einem gemeinsamen Termin, der nicht ganz untypisch für die Zusammenarbeit ist: ein Ort war schnell gefunden, ein Termin schon nicht so einfach. Sind halt alles Individualisten und haben viel zu tun! Aber man kann ja das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden: man trifft sich zu einem gemeinsamen Frühstück im Weinrestaurant Charlotte, in derem Keller Bernd Kastler und Enrico Friedland ihre Weine ausbauen. Auch die Cuvée soll hier entstehen.

Die Winzer hatten je eine Flasche ihres Burgunders mitgebracht – in einem großen Reagenzglas wurden sie probeweise verschnitten. Erste Runde: von allen fünf Weinen die gleiche Menge, sonst nichts.

Die Winzer und der in Sachen Cuvéeherstellung erfahrene und mit so etwas wie dem absoluten Geschmack ausgestattete Matthias Gräfe probieren, nicht anders als bei einer Weinprobe: Glas ins Licht, Farbe beurteilen. Dann die Nase ins Glas und Gerüche aufnehmen, abschließend die Geschmacksprobe. Erste Eindrücke: „Sehr floral…“ – „Wir müssen dem Wein etwas Säure geben!“ – „Wieviel Alkohol mag der haben? Zu viel sollte es nicht sein!“ Solche Sachen gehen hin und her über den Tisch.

Alle Mann im Keller Alle Weine im Stahlfass Abgefüllt Etikettieren Gemischte BudeUm herauszukriegen, wie man die Mengenverhältnisse optimieren kann, sind jetzt die Einzelweine dran, so wie auch schon bei den Treffen im Winter: probieren und bewerten, kommentieren und Tipps geben. Bei diesem Treffen zusätzlich: den besten Mix finden. Die Kandidaten mit „zu wenig Säure“ werden gefunden, auch solche mit „gut eingebundener Säure“. Kommentare wie „that’s your style!“ oder „der wird gut!“ fallen, und eine Entscheidung für einen zweiten Mix mit anderen Mengenverhältnissen führt schon zum Ergebnis: Das ist es.

Die Vermählung der Weine wurde vereinbart, die Ausstattung (Burgunderflasche, Kork) beschlossen, der Name der Cuvée gefunden und das Etikett entworfen. Der Wein reift im Keller der Winzer Kastler und Friedland im Stahltank und wird Mitte Mai abgefüllt – natürlich in Handarbeit der Beteiligten. Die Etiketten kommen Anfang Juni auf die Flaschen – mit einer kleinen abenteuerlichen Maschine, aber bei den nur 300 Flaschen der ersten Cuvée ist auch das machbar. Jede Flasche ist nummeriert: wer eine kauft (für empfohlene 19,50 €), hat somit ein Unikat in der Hand. Bislang haben die Winzer den Wein weiter reifen lassen in der Flasche, bei den Tagen des offenen Weinguts am 26. und 27. August werden sie ihn allerdings anbieten. Die Nummer mit der flaschenweise Nummerierung bekommt man natürlich nur mit, wenn man eine ganze Flasche kauft – aber Bernd Kastler meint: „Die meisten Leute kommen sowieso in Gruppen zu uns auf den Berg und nehmen eine Flasche!“ Stefan Bönsch, der seine neue Kellerei in Langebrück (Kirchstraße 13 – Tarifzone Dresden!) erstmals vorstellt, schenkt die Cuvée neben seinen eigenen Weinen auch offen aus. Auch Lutz Gerhardt, der in sein Weingut Haus Steinbach (Radebeul) einlädt, schenkt die Cuvée offen aus – für 3,50 € („wie alle meine Weine“).

Von Frédéric Fourré, der ja auch gelernter Sommelier ist und damit quasi schon von Berufs wegen den Wein auch von der Gastseite kennt, erbaten wir uns seine Beschreibung und Speise-Empfehlung. „Der Wein ist sehr cremig, schon fast ölig und dadurch sehr mundfüllend. Ein leichter Geschmack nach Walderdbeeren kommt zum Hauptaroma von reifen Äpfeln und weißen Blüten hinzu,“ sagte er zu dem „frischen fruchtigen Sommerwein, der auf jeden Fall die Kraft und das Potential hat, mit der Reife noch komplexer zu werden.“ Spannend seine Essensempfehlung: Gebratene Seeteufelbäckchen mit provenzalischer Ratatouille und Rosmarinkartoffeln! Die Weine gibt es bei den Tagen des offenen Weinguts an der Bennostr 9 3/4 – mit Speisen von Wein&fein, allerdings ohne Seeteufel…

Matthias Gräfe geht bei der Fisch-Empfehlung mit, könnte sich den Wein aber auch zu Kalbsrücken oder Kalbsschnitzel und zu Antipasti mit Kräutern (aber ohne Aioli!) vorstellen. Bei einer gemeinsamen Verkostung mit den Winzern der gemischten Bude hatte er den Wein übrigens dekantiert: er (der Wein!) braucht Luft!

www.gemischte-bude.de

Tage des offenen Weinguts 26./27. August 2017 (Übersicht als PDF)

 

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