Budgetsparende Gasthaus-Bewertung

falstaff Gasthausguide 2018 – oder: Warum die 500 Besten gar nicht die Besten sein müssen

Shahzad Talukder, Sommelier im Dresdner Sterne-Restaurant bean&beluga, zeigte sich erfreut: „Wir sind das beste sächsische und das zweitbeste Restaurant in ganz Ostdeutschland!“ Dabei hielt er den falstaff Gasthausguide in der Hand und lächelte sein charmantes Freudelächeln. Die anwesenden Gäste beim Riesling-Abend aus der Serie Winzer im Fokus (über den wir noch separat berichten werden) klatschten und freuten sich ehrlich – und das ist ja auch gut so, gönnen wir (also zumindest die dort Anwesenden) alle dem bean&beluga den Erfolg.

Die Frage ist nur, ob der Schuss nicht nach hinten losgeht – fürs Sternerestaurant, das sich nun in einem Gastroführer mit Gasthäusern wiederfindet, die nach falstaff-Definition gar keine Gourmetrestaurants sein können: „Gasthäuser erhalten maximal drei Gabeln“, lesen wir – was 90 bis 94 Punkten entspricht. 95 bis 100 Punkte können also nur Gourmetrestaurants bekommen. WTF würde man jetzt in diesem Internet schreiben – ist denn das bean&beluga nicht ein Gourmetrestaurant, mit einem Stern im Michelin, mit 17 Punkten im Gault Millau und vier „F“ im Feinschmecker? Doch, ist es. Aber so ist das ja oft mit diesen Gastroführern: sie bilden die Wirklichkeit manchmal arg befremdlich ab. Der falstaff hat dabei alle Chance, unter diesem Aspekt überregional die Spitzenposition einzunehmen.

Die besten Gasthäuser werden dabei budgetsparend nicht von Profis getestet, sondern von Gästen bewertet. Rein theoretisch könnte man es da mit einem leidlich schlechten Restaurant und großem Freundeskreis zu einem Spitzenplatz bringen. Die pure Willkür. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass man für Sachsen zwar etliche Häuser in und um Dresden fand, aber keins in Leipzig. Hallo, geht’s noch? Und das ist kein spezieller Groll auf den Osten, denn denen im Westen geht’s ja nicht besser: wer einen Blick auf Nordrhein-Westfalen riskiert, entdeckt im gasthausfreundlichen Münsterland beispielsweise: nichts. Na danke.

Sparen wir uns an dieser Stelle also die Nennung der erwähnten Restaurants. Sie sollen und dürfen sich freuen – allemal ist es besser, drin zu stehen als gar nicht vorzukommen. Aber nicht allzu ernst nehmen, das Ganze. Ganz Tapfere können sich auch schon auf den Weg in die Zukunft machen, denn freudestrahlend entnehmen wir der falstaff-Webseite: „Das Voting für den Gasthausguide 2018 ist beendet. Bewerten und empfehlen Sie bereits jetzt die besten Betriebe Deutschlands für den Gasthausguide 2019!“

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