Und mit dem Ei kamen die Trüffel

Trüffelabend

Um Trüffel wird ja manchmal ein nicht nachvollziehbares Bohei gemacht – je größer der Lärm, desto enttäuschender oft das Ergebnis. Schlimmstenfalls schmeckt’s – nach nichts. Es geht aber auch anders, und wie immer ist das Geheimnis ganz einfach: gute Qualität! Naja, und vielleicht in diesem speziellen Fall auch noch eine gewisse Großzügigkeit… Es gab nämlich Trüffel satt beim Trüffelabend im Estancia Beef Club – weißen aus dem Piemont und schwarzen aus der Toskana (125 € inkl. Wasser und Wein). Dazu: drei Weine aus dem Piemont sowie (zum Dessert, das trüffelfrei war und daher einen Weinausflug in eine andere Region nahe legte) einen Süßen aus Apulien.

Neben der Qualität der Trüffel gibt es für vorzüglichsten Genuss der köstlichen Knollen noch einen Stellhebel: je einfacher das betrüffelte Gericht, desto besser kommen sie zur Geltung. Der Klassiker: Rührei. Nicht das vom Morgenbuffet in ach so vielen Hotels, sondern ein richtig schlotziges, langsam und mit Liebe (sowie wahlweise mit Butter und/oder Sahne…) zubereitetes. Als die Servicemädels im Estancia Beef Club die Teller durch den Raum zu den Gästen trugen, waberte ein betörender Geruch durch die Luft – und nein, das war kein Parfum, das waren die Trüffel! Zu Rührei und weißer Alba Trüffel waren zwei Weine ausgeschenkt, die Hartmut Richter (R9 – Die Weinboutique, wir haben kurz nach der Eröffnung was notiert) kenntnisreich vorstellte. Der eine – 2016 Langhe Arneis DOC, Montezemolo, Cordero di Montezemolo, Piemont – ein Weißer, der mit seiner feinen Fruchtigkeit überraschte, der andere – 2013 Mompertone Menferrato DOC, Prunotto, Piemont – ein Roter, der eine Cuvée aus 60 % Barbera und 40 % Syrah ist. Sanftes Tannin, schöne Nase – und zu diesem Gang unerwartet nach unserer Meinung nur der Zweitbeste.

Die gleichen Weine reichten auch für den zweiten Gang, wieder was Einfaches: Nudeln. Haha, Nudeln – kann doch jeder! Nun ja, im Prinzip, wie sie in Eriwan zu sagen pflegen. Die Taglioni all’uovo mit weißem Alba Trüffel haben ja die Eier schon im Titel, aber dass es 23 Eier pro Kilo sind, macht sie geschmacklich schon anders. Außerdem hatte die Küche alles richtig gemacht, die Nudeln kamen mit genau dem richtigen Biss an den Tisch. Und mit dem Biss kamen die Trüffeln, könnte man in erheblicher Abwandlung des erfolgreichen Simmel-Romans schreiben: wieder der weiße Alba, wieder diese Duftwolke. Und die reichlich über die Nudeln gehobelten Späne hielten beim Essen, was die Nase versprach. Wer schon mal Trüffel serviert bekommen hat, die wie Pappe schmeckten, sollte für die mögliche Erklärung des Unterschieds vielleicht mal einen Krimi lesen: In Schwarze Diamanten von Martin Walker löst Bruno, Chef de Police im Perigord nicht nur seinem dritten Fall, sondern macht uns über Original und Fälschung von (hier: schwarzen) Trüffeln schlauer. Sehr unterhaltsam. Zu diesem Gang, und damit zurück zum aktuellen Abend, schmeckte uns der Rote deutlich besser als der Weiße, der mit zunehmender Standzeit nicht nur wärmer, sondern auch ein wenig kraftlos wurde.

Zum Hauptgang servierten die Jungs vom Grill natürlich was mit Fleisch: Filetto di manzo Argentino auf einer Reduktion aus schwarzem Trüffel und Barolo, serviert an Trüffelpüree ist eine sehr lange Beschreibung für diesen Gang, der mit boah auch ganz trefflich zu umschreiben wäre. Wir sind ja, was Steaks angeht, immer sehr pingelig. Dieses war tadellos – und ich bin geneigt zu schreiben: nicht weil es Filet war, sondern obwohl es Filet war – denn die anderen Teile bringen ja von Haus (na gut: von Rind) aus meist mehr Fleischkraft und -würze mit. Aber hier: alles perfekt. Die Sauce war nicht so der Brüller, was vielleicht auch an der modernen Beschränkung auf nicht allzu viel davon lag. Dafür duftete das Kartoffelpü schon wieder – weiße Trüffel vor schwarzen, in diesem Gang. Dazu tranken wir einen 2011 Nirvasco, Barolo DOSCG, Bersano, Piemont , der sich kraftvoll gegen die Röstaromen des Steaks stemmte.

Komplett trüffelfrei und dennoch Spaß dabei: Panna cotta zum Dessert. Dazu ein Moscato aus Apulien, der nach den vorherigen Alkoholbomben (14 % und mehr) ein vergleichsweise leichter Tänzer war: Kaloro Moscato, Di Trani DOC, Tormaresca, Apulien hatte 11,5% und erfreute mit feinem Pfirsich-Honig-Bouquet.

Estancia Beef Club
Bautzner Str. 93 / Ecke Forststr. 1
01099 Dresden

Tel. 0351 / 81157899
www.estancia-dresden.de

Öffnungszeiten
Mo-Fr 12 – 15 und 17 – 00 Uhr
Sa 17 – 00 Uhr
So und Feiertage 17 – 22 Uhr

[Besucht am 7. November 2017 | Übersicht der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]

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