Den Geschmack Süditaliens genießen

Kochsternstunden 2018: Besuch beim Italiener – Enotria da Miri

kss18 Enotria da Miri

Eigentlich schade, dass die von Dresdnern so gern besuchten Italiener so zurückhaltend beim Kochsternstunden-Wettbewerb mitmachen – und schön, dass mit dem Enotria da Miri einer nun schon zum zweiten Mal dabei ist, zu dem man auch außerhalb des Wettbewerbs gut und gerne gehen kann. Wir waren ja kurz nach der Eröffnung im Sommer schon mal da und mehr als zufrieden – und nun natürlich neugierig, wie sich das Restaurant entwickelt hat. Es gibt zu den Kochsternstunden ein fast typisches italienisches Menü in vier Gängen – lediglich die Antipasti fehlen, ansonsten ist alles dabei: Suppe, Pasta, Fleisch und Dolce (4-Gänge-Menü inkl. 1 Glas Prosecco 49,50 €, Wein etc. nach Verbrauch).

Es gab zwar keine Antipasti, aber bereits eingedeckt waren Brot, Aufstrich und sehr köstliche schwarze Oliven. Kleiner Hinweis an alle Restaurants, die so etwas nicht machen: Alle am Tisch waren begeistert und griffen beherzt zu. Da hat man zum Prosecco und Ankommen schon was zu tun und kann nach dem Arbeitstag runterkommen: so kann der Feierabend beginnen. Fix ging’s dann auch richtig los mit einer Artischocken-Creme-Suppe mit Granatapfel-Espuma und gebratenen Black-Tiger-Garnelen. Optisch eine gewagte Sache, die Suppe (naturgemäß) blass-oliv, die Espuma aber keineswegs knallerot wie die Granatapfelkerne, sondern im gewagten Rosa. Damit rutschen wir natürlich an der italienischen Dreifarbigkeit rot-grün-weiß vorbei, obwohl die Garnelen schon tapfer ihr weiß beisteuerten. Wir haben’s nicht politisch gesehen, sondern gustatorisch – denn es schmeckte.

Eine dedizierte Weinbegleitung gibt es nicht, man kann aus der Karte wählen. Empfohlen werden die exklusiv abgefüllten Hausweine aus Apulien. Wir probierten den 2016 Tagaro Locorotondo, eine Cuvée aus den drei autochthonen Rebsorten des Valle D’ItriaVerdeca, Blanco D’Allesano und Minutolo. Locorotondo hatten wir ja schon mal besucht und waren damals verwundert, dass es dort so hervorragenden Weißwein gibt, dass sich die Stadt Città del vino bianco, die Stadt des Weißweins, nennt (lustige Preisgestaltung im Restaurant: 0,25l für 7,50 €, 0,75l-Flasche 25 €). Natürlich hatte der fruchtige Weißwein es nicht leicht gegen die Artischocken mit ihrem Bitterstoff Cynarin – die Empfehlung lautet also: vorweg einen Schluck, zur Suppe ein Schlückchen (man muss sich ja bei den Geschmacksrezeptoren informieren, wie sie das so sehen) und den Rest danach.

Zum Pastagang Hausgemachte Ravioli gefüllt mit Steinpilzen und Ricotta-Käse an einer Butter-Salbei-Soße mit Parmesanhobeln hatte der Weinkenner am Tisch einen Langhe Arneis erbeten – es kam einer vom Weingut Cordero di Montezemelo im Piemont, das eine bis ins Jahr 1340 zurückgehende Tradition vorweisen kann. Ein prima Match – und einmal mehr muss ich sagen: wer beim Italiener auf den Pastagang verzichtet, hat nicht das volle Erlebnis. Wunderbare bissfeste Ravioli, prima würzige Steinpilz-Füllung und eine köstliche Salbeisoße bereiteten großes Vergnügen – und ja, der Wein passte primstens. Danke dem Weinkenner Hartmut „R9“ Richter! Der meinte übrigens: Zum Hauptgang auf jeden Fall einen Schluck übrig lassen und dann mit dem Rotwein, den der Chef des Hauses uns empfohlen hatte, vergleichen.

So machten wir es und tranken zum Kalbsfilet an einer Marsala-Wein-Soße mit Babygemüse und frischen Feigen nicht nur den kräftigen, aber doch sehr samtigen Rotwein aus Kalabrien. Für den 2014 Odoardi – GB GIOVAN BATTISTA Calabria Vino Rosso werden die autochtonen Trauben Gaglioppo, Magliocco, Nerello Cappuccio, Greco Nero aus besten Lagen vinifiziert. Strenge Selektion, Ausbau für ein Jahr im Barrique und folgende Flaschenreife von sechs Monaten sind ein Teil des Geheimnisses. Der Rest scheint Wissen und Können mit Blick auf 500 Jahre Tradition zu sein. Das Fleisch zum Wein war perfekt gegart, das Gemüse hatte durchweg reichlich Biss – was uns bei den Möhren besser gefiel als bei der Aubergine. Und die Feigen waren natürlich eh bissfrei, geht ja nicht anders… Beim Weinvergleich gab’s übrigens unterschiedliche Meinungen. Mir gefiel der Rote zu diesem Gang deutlich besser…

Kein Wein zum Dessert kann auch eine gute Lösung sein, denn es gibt ja noch Reste vom vorhergehenden. Und die hausgemachte Zuppa inglese (geschichtetes Cantuccini-Dessert mit Heidelbeeren und Galliano-Vanillemilchcreme) war so ratzfatz verputzt, dass eh keine Zeit für den Wein zwischendurch blieb. Aber, wir sind schließlich beim Italiener, auf jeden Fall blieb zeit für den Espresso danach – und Ioana, die uns den ganzen Abend über herzlich und zügig bestens bedient hatte, hatte noch einen Gruß vom Chef in der Hinterhand. Limoncello – der Sommer im Glas…

Enotria da Miri
Kleine Brüdergasse 1
01067 Dresden

Tel. +49 351 / 49767646
www.enotriadamiri.de

Öffnungszeiten
Mo-So 11.30-24 Uhr
Küchenende 23 Uhr, So 22 Uhr

[Besucht am 5. März 2018 | Übersicht der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]


Hinweis:

Die STIPvisiten sind Partner der Kochsternstunden.

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