Das Flanksteak zum Bier

Craft Bier-Spezialist BraufactuM eröffnete in Dresden sein zweites Restaurant

Marc Rauschmann

Craft Bier ist in aller Munde – wie schön sich das schreibt, weil ja so doppeldeutig: die Leute trinken das handwerklich gemachte Bier immer lieber – und noch häufiger reden sie drüber. Craft beer ist hip, auch wenn es längst nicht mehr allein von kleinen ambitionierten Handwerkern in der Garage hergestellt wird. Zu den Wegbereitern des Craft Biers im großen Stil gehört seit 2010 BraufactuM, eine Tochter der Radeberger Gruppe. Marc Rauschmann – ein promovierter Brauereitechnologe mit dem passenden Namen und einem Hang zum Perfektionismus, ist der Mann hinter BraufactuM. Zusammen mit Mirko Alexander Nikolitsch von der BMB Gruppe hat er zum zweiten Mal eine alte Idee in die Tat umgesetzt: ein Restaurant, um all die eigenen Kreationen und etliche andere im passenden Rahmen probieren zu können.

„Wir versuchen, das Biertrinken zum Erlebnis zu machen. Wir bieten Degustationsabende mit Essen an, bei denen wir die Aromen erklären. Dabei verwenden wir Aromenbilder, die man beispielsweise vom Wein kennt. Man muss mehr erklären, aber das ist ja auch das Schöne,“ sagte Marc Rauschmann im Sommer 2014 dem Handelsblatt. Seit Herbst 2017 gibt es in Berlin ein Flagship-Restaurant – und schneller als gedacht ergab sich die Gelegenheit, nach Dresden zu expandieren mit passenden Räumlichkeiten am Altmarkt. Das Flagschiff in Berlin bietet auf seinen 300 m2 längst nicht so viel Möglichkeiten wie das neue Restaurant in Dresden, meinte Marc Rauschmann bei einem Treff mit Journalisten in Dresden – woran man sieht, dass man ja nicht unbedingt gleich mit einem Flagship prahlen soll (selbst dann nicht, wenn es in der Bundeshauptstadt „am Hotspot Alexanderplatz“ [Pressetext] errichtet wird), sondern erst mal abwarten sollte. Aber vielleicht wird Dresden ja nun als Supertanker unter den BraufactuM-Restaurants in die Geschichte eingehen.

BraufactuM DresdenÜber zwei Etagen erstreckt sich das Restaurant – plus einem großen Außenbereich (was in Sommern wie diesem gerade gehabten ja ideal ist). Eine traumhafte Treppe führt vom Erdgeschoss in die erste Etage – das ist schon sehr gediegen, wie die gesamte Architektur mit viel Licht, Säulen und Holzfußboden (oben) bzw. Granit (unten). Das ist ein schöner Rahmen für einen bunten Mix aus gemütlichen Sofas, Lounge-Ecken und Holzgarnituren. Graffitis erzählen den spannenden Krimi von Hopfen und Hefe, manchmal auch Zucker. Innerhalb dieses Rahmens geht es, kein Wunder, profaner zu: 16 Biere vom Fass und 20 aus der Flasche sind im Angebot, da möchte man nicht meckern. Die Biere aus dem Zapfhahn sind in der Mehrzahl von BraufactuM, aber auch solche von befreundeten Brauern sind dabei. So gibt es (kein Wunder, elterliche Beziehung!) ein Radeberger, ein Allgäuer Büble Edelweiß und immer wieder was Neues von den Kooperationspartnern aus Italien, Belgien, Dänemark, Großbritannien oder den USA.

Die Biere vom Zapfhahn haben die üblichen lustigen Namen der Craft Bier Szene (Tagessuppe Bierchen für Experimente des Brauermeisters oder Marzus für ein Märzen bzw. Colonia für ein kölschartiges leichtes Sommerbier) – und sie tragen ein farbiges Zeichen. Das findet sich dann bei den Speisen wieder, und so kann man – ganz wie beim Wein – sich die passenden Partner zusammensuchen. Fürs Essen zuständig ist Matthias Schneider, der offenbar weit mehr kann als die derbe Ausdrucksweise der Karte (Das große Fressen oder Essen für beide Hände) es vermuten lässt: die Burger (wir haben sie ganz geziert mit Messer und Gabel gegessen – alle, so wie ich das sehen konnte!) erweise sich als eine nahezu perfekte Kombi aus sehr ordentlichem (und nicht so elendig Twiggy-dünnen) Patty und bemerkenswert schmackhaftem Bun drumherum. Geheimrezept, wird nicht verraten, sagt Mirko Alexander Nikolitsch und verrät damit: nichts.

BraufactuM DresdenBeim Pressegespräch lernten wir die Anmutung des großen Fressens kennen, mit Fritten, passenden (hausgemachten) Saucen, Flanksteak (perfekt rosa), Burger und – die größte Überraschung – Tranchen vom Tomahawk-Kotelett vom sächsischen Eichelschwein, das im 800 Grad heißen Grill außen kross und innen saftig und sowieso so war, wie man sich in der Erinnerung ein gutes Schweinekotelett vorstellt. Welches Bier zu all diesem Essen? Mehr als eins, auf jeden Fall. Man kann die Fassbiere individuell schon im ganz kleinen Probierglas bestellen, 0,1 Liter. Oder sich ohne große Gedanken im Tasting Board (7,50 €) Colonia, Progusta, The Brale und Darkon gleich vier auf einen Streich servieren lassen, Erklär-Bär-Karten inklusive. Nicht dabei, aber (vor allem zum oder nach einem Dessert) heftigst zu empfehlen: ein kleines Glas vom Barrel 1. Das ist ein fassgelagertes Stock Ale, das vier Monate lang zur Reifung in Eichenfässern lag, in denen zuvor für mindestens drei Jahre Whisky der SLYRS-Bavarian Malt Whisky Destillerie lagerte. Ein Absacker der besonderen Art mit 11,5 % vol Alkohol (und entsprechendem Preis: 0,1 l für 3,50 €)…

BraufactuM
Altmarkt 6
01607 Dresden

Tel. +49 351 481 219 88
www.restaurant.braufactum.de/dresden/

So.-Do. 11:00-24:00 Uhr
Fr.-Sa. 11:00-24:00 Uhr

[Besucht am 20. September 2018 im Rahmen einer Pressekonferenz | | Übersicht der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]

 

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*