Zum Dessert Opus One aus der 6-L-Flasche

GourMeat im Estancia Beef Club mit großen Weinen aus Kalifornien

Opus One – Zieher Vision

Wir müssen reden. Über Leidenschaft, Fleisch und Wein. Dort besonders über große Flaschen, über selten große. Am besten machen wir das am Beispiel des (nun schon sechsten) GourMeat-Abends im Estancia Beef Club, der – wie alle zuvor – unter einem Motto stand, dieses Mal: Opus One. Untertitel: Weine von Robert Mondavi, Marimar Estate und Paul Hobbs.

Steffen ZuberBei Opus One klingeln vielen ja eh die Ohren, es stellt sich ein gewisser vorfreudiger Speichelfluss ein. Wir hatten den 2012er am gleichen Ort ja 2016 schon einmal (wer mag, kann dort nachlesen) – aaaaaber: da war der Wein zwei Jahre jünger und kam aus einer ganz normalen Flasche. Dieses Mal hatte Steffen Zuber, der ein Wein-und-Fleisch-Verrückter ist, nicht nur den gleichen Jahrgang 2012 und somit einen zwei Jahre länger gereiften Wein zu bieten, sondern eine kleine Sensation: der Wein kam in der 6-Liter-Flasche. Die, erfuhren die Gäste, gibt’s eigentlich gar nicht in Deutschland. Aber sie stand da, geöffnet und bereit, genossen zu werden.

Wie das? Wenn Zuber erzählt, klingt’s einfach: Er sei vor einem Jahr zur Weinlese im Napa Valley gewesen, und da hätte er auf so einer Werksverkaufsliste diese Flasche gesehen. Und natürlich dann – trotz eines für Werksverkauf nicht gerade günstigen Preises – versucht, die nach Deutschland zu bekommen. Das hat geklappt, mit Übergabe auf der ProWein (selbst mit weniger als sechs Liter kommt man ja nicht an Bord eines Fliegers…). Sechs Liter, 60 Gäste: das passt bei 0,1 l im Glas. Gerade so…

Den Opus One gab’s aber nicht zum Anfang, sondern am Ende des Abends – als Dessert quasi. Wir arbeiteten uns also systematisch vor – beginnend mit einem 2015 Fumé Blanc von Robert Mondavi als Apero. In dem Jahrgang gab Mondavi relativ viel Sauvignon Blanc in die Cuvée (96 % ), die restlichen 4 % Sémillon sorgen für den Charme dieses Weins.

Boston Lobster Bisque Linguine, Gambas RoyalFür die ersten beiden Gänge des Menüs schenkten Zuber und das Service-Team zwei Weine aus: einen weißen (2015 Chardonnay La Masia Marimar Estate, Russian River Valley) und einen roten (2015 Pinot Noir Paul Hobbs, Russian River Valley). Die sollten, so die Empfehlung des Chefs, möglichst parallel zu Boston Lobster Bisque (einer sehr reichhaltigen klassischen Hummersuppe) einerseits und Linguine mit Gambas Royale in Curry-Safran-Sauce andererseits probiert werden. Ein schlauer Plan, denn natürlich hätten auf Anhieb alle den Chardonnay zur Suppe genommen und den Roten zu den Nudeln. Hätte man auch tatsächlich so machen können – aber andersrum machte es fast noch mehr Spaß. Der reinrassige Spätburgunder von Paul Hobbs (den das Magazin Forbes mal den Steve Jobs des Weins genannt hat) stützte den kräftigen Hummergeschmack perfekt – und der Chardonnay aus dem kalifornischen Teil des Torres-Clans mit seinem unvergleichen Schmelz verschmolz (sorry für das banale Wortspiel) nahezu mit den Linguine.

Surf & TurfDer Hauptgang ist ja ein Klassiker: Surf & Turf, also was vom Meer und was vom Land. Das kann man unter diesem Namen richtig richtig schlecht bekommen – oder eben auch so schlicht und ergreifend gut, wie sich das gehört. Es gab Hummerschwanz und entweder 200 g Filet oder 350 g Rumpsteak (Nebraska). Filet ist eindeutig feiner – aber ich mag ja die Würze des Rumpsteaks, die gegrilltes Fettränder und -adern. Außerdem sind 350 Gramm auch eine richtige Grundlage für guten Wein, oder? Bevor wir zu dem kommen: auf dem Teller lag auch Brokkoli, aber nicht die Supermarktvariante, sondern wilder Brokkoli – der schmeckt wenigstens nach was. Außerdem: ein kleines Schälchen mit ausgelassener Zitronenbutter. Mit der Hummer und Rind zu tränken, rundete den Genuss erst richtig ab. Für den passenden Wein landeten wir schon bei Robert Mondavi, ein 2015 Cabernet Sauvignon. Für Mondavi ein Einstiegswein (der freilich ab Weingut derzeit 34$ kostet – ist halt alles relativ), zum Steak vor allem aber ist die Cuvée aus 92% Cabernet Sauvignon, 4% Merlot, 2% Petit Verdot und 2% Cabernet Franc ein perfekter Begleiter. Gerne hätte man davon mehr gehabt – hätte es auch bekommen, aber völlig zu Recht warf Steffen Zuber ein, dass man ja den Opus One danach noch genießen können solle.

Opus One im Zieher VisionIm Klartext: wer sich bis dahin die Kante gibt, braucht eigentlich so eine Rarität zum Abschuss gar nicht mehr. Oder, wie Silvio Nitzsche von der WeinKulturBar gerne sagt: Wir fangen mal mit einem richtig guten Wein an, denn jetzt könnt ihr den noch genießen und Wert schätzen. So gesehen hätte man vielleicht sogar mit dem Opus One anfangen können! Aber hier ging’s halt in der klassischen Dramaturgie mit dem Besten zum Schluss – und das obendrein im tollen Gewand: Silvio Nitzsche, der die Zieher-Gläser der Serie Vision entwickelt hat, hatte das passende Glas zum Wein ausgesucht und für den Abend zur Verfügung gestellt. „Die Verwölbung in der Mitte des Glases inszeniert und visualisiert den Wein auf spektakuläre Weise,“ sagt der Sommelier Silvio Nitzsche. Und so balancierten wir das Meisterstück von Philipp Rothschild (Château Mouton-Rothschild, Bordeaux) und Robert Mondavi aus der 6-Liter-Imperial, die es ja so hier gar nicht gibt. In kleinen Schlucken mit langen Pausen dazwischen, um den langen Nachhall des großartigen Weins mit seinen kompakten Tanninen und der schönen Frucht zu genießen…

Estancia Beef Club
Bautzner Str. 93 / Ecke Forststr. 1
01099 Dresden

Tel. 0351 / 81157899
www.estancia-dresden.de

Öffnungszeiten
Mo-Fr 12 – 15 und 17 – 00 Uhr
Sa 17 – 00 Uhr
So und Feiertage 17 – 22 Uhr

[Besucht am 25. September 2018 | Übersicht der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]

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