Gesang und Akrobatik zur Entenkeule

Dinnershow Palais Revue mit viel Musik im Kurländer Palais

Finale Palais Revue

Wie lange mag es wohl dauern, bis das Publikum auftaut? Bis es wirklich begeistert ist? Wir testeten es! Unsere Testumgebung: die Premiere der Palais Revue. Die Probanden: das Publikum im Festsaal des Kurländer Palais. Der Versuchsverlauf: die Show, die sowas von pünktllch um 19:30 Uhr startete und lediglich mit den üblichen Essensunterbrechungen (ist ja schließlich eine Dinner-Show!) drei Stunden dauerte.

Sammy TavalisAnders als bei den vorhergehenden Shows im Kurländer Palais ist es dieses Mal eine reine Revue – also ohne künstliche Geschichte drumherum. Wir haben es als Gewinn eingestuft, denn so muss man sich nichts merken. Zusammengehalten wird die Revue, wie es sich gehört, von einem Conférencier: Sammy Tavalis ist aber mehr als charmanter Plauderer und Ankündiger der anderen Künstlerinnen und Künstler: er tritt als höchst verwandelbarer Künstler auf. Seine Spezialität ist die Musik, ganz besonders aber selbst gemachte Instrumente. So bastelt er mit verbundenen Augen (auf denen zwei noch größere Augen als die eigenen aufgedruckt sind) einen Kontrabass. Einen sehr kleinen allerdings – und aus Luftballons. Zwei Minuten Zeit hat er, und er weiß sie bis auf die letzte Sekunde auszureizen. Und dann platzt der größte der Ballons. Absicht? Zufall? Egal, auf jeden Fall gutes timing – und Ersatz ist vorsorglich schnell zur Hand. In seinen anderen Rollen ist er mal sehr besinnlich-virtuos (seine Bottleneck-Technik nutzt das Wasserglas eines Besuchers, das der auch hält – Tavalis rutscht dran entlang mit dem Gitarrenhals), mal total gaga (als Travestie-Parodie mit Howard Carpendales „Dann geh doch“). Muss man ja nicht alles mögen – aber hey, it’s showtime!

Essen The PearlettesDinnershowtime, wie gesagt. Also gibt es immer mal wieder was zu naschen: Brot und Dips vorweg, einen Gurken-Ingwer-Shot mit Crème fraîche mit Kalbsbäckchen und Sellerie-Salat als Küchengruß und dann drei Gänge mit Steinpilzcreme, Barbarie-Entenkeule mit Omas Rotkohl und Kartoffelklößen sowie Tiramisu Tonkabohne, Rhabarber-Kirschragout und Brombeer-Parfait. Keine Sterneküche (erwartet ja auch keiner), aber ordentlich gutbürgerlich – ordentlich zubereitet und flott serviert.

Und zwischen den Gängen dann immer wieder: Musik. The Pearlettes machen ihre Sache sehr ansehnlich. Die Mädels können singen, sie können sich bewegen, sie geizen nicht mit Reizen: Spaß für viele Sinne! Die Stimmen sind live, die Musik kommt vom Band, was nicht schlecht ist – da ist mehr Sound möglich als mit kleiner Begleitung. Es swingt und rockt und klingt nach 20er Jahren, was ja (Charleston, Baby!) spätestens seit Babylon Berlin wieder sehr en vogue ist. Am liebsten hätte man da mittanzen wollen, aber wir saßen ja alle sittsam an den festlich eingedeckten Tischen. Also musste verschämtes Fußwippen reichen…

AkrobatenFür teils atemberaubende Akrobatik sorgten Bianca Capri, Lea Roth und Andrey Spatar. Drei Beispiele dafür, dass sich Kraft und Eleganz nicht ausschließen! Bianca Capri ließ sich am Vertikalseil von Sammy Tavalis durch die Luft schleudern. Der HerrConférencier ist ihr Gatte – da möchte man nicht, dass die beiden sich mal vor der Show streiten, denn das ist ja schon ein verantwortungsvoller Job: Schleudertraummann… Auf sich allein gestellt war  der Handstandäquilibrist Andrey Spatar, ein Absolvent der Zirkusschule in Kiew. Was ein Äquilibrist ist, musste ich freilich erst mal googeln: Ein Gleichgewichthalter – aber was für einer: in allen Lebenslagen quasi, Hauptsache: auf den Händen (oder auch nur einer) stehend. Jaja, man lernt nicht mal bei Dinnershows aus! Lea Roth hingegen trotzte der Schwerkraft an der Stange, oder, wie die zweifache amtierende Deutsche Meisterin im Pole Dance sicher selber sagen würde: an der Pole. Gelenkig und anmutig – beneidenswert.

Und das Publikum so? Sehr zufrieden, aber irgendwie auch eher so in der rezipierenden gemütlichen Sofa-Rolle. Es gab brav Beifall, aber so richtig doll und mitgehend erst, als es eigentlich schon zu spät war: zum Schluss. Die Künstlerinnen und Künstler müssen verzweifelt gewesen sein, ließen es sich aber nicht anmerken. Profis halt…

Palais Revue
Festsaal des „Kurländer Palais“, Tzschirnerplatz 3-5, 01067 Dresden
www.palais-revue.de

Spielzeit: 23.11.2018 – 06.01.2019, genaue Termine auf der Webseite

Karten je nach Kategorie und Wochentag 58,50 € – 88,50 €.

[Wir waren zu Gast bei der Premiere am 23. November 2018 – auf Einladung mit Pressekarten.]
Unser Vorbericht mit Zusatzinformationen

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*