Kleine und größere Geschmacksexplosionen

Großartige Küche (und Service) im kleinen Haus am Meer: Das MOLA in El Molinar

Mola

An der Uferpromenade von Es Molinar reiht sich quasi ein Restaurant ans andere – wenn man gerade auf Mallorca angekommen ist und in der Gegend wohnt, sieht es nach Qual der Wahl aus. Hier, da oder dort? Weder noch: Wir landeten im MOLA, das in einem der schmalsten Häuser an der Meereslinie untergebracht ist – und am Ende der Restaurantmeile. Irgendwie zog es uns da hinein – und wir hatten offensichtlich den richtigen Riecher: im MOLA arbeitet ein Team, das mit Patrick Gernsbeck als Chefkoch und Melina Bhardwaj als Serviceleiterin keine Unbekannten der mallorquinischen Gourmetszene zusammengebracht hat. Was wir im MOLA – noch etwas müde von der Anreise – erlebten, veranlasste uns zu etwas ganz seltenem im Urlaub: wir besuchten das Restaurant innerhalb von fünf Tagen drei Mal. So etwas tut man ja nicht, weil auf der Insel bekannte Leute dort arbeiten – sondern weil es unvergleichlich gut schmeckte und wir uns vom kleinen Team (zwei im Service, drei – wenn ich’s richtig mitbekommen habe – in der Küche) fabelhaft betuddelt fühlten.

Patrick Gernsbeck ist Baden-Badener und hat im Hotel Barreis gelernt – dort zwar nicht im Drei-Sterne-Restaurant, aber wo so gut gekocht wird, geht’s auch in den anderen Restaurants eines Hauses niveauvoll zu. Nach der Lehre zog es Gernsbeck auf Wanderschaft mit Stationen auf Sylt, in Düsseldorf, Köln, der Schweiz und schließlich auf Mallorca. Dort im St. Regis Mardavall traf er auf Gerhard Berktold und war sein Souschef. Der österreichische Sternekoch hat Gernsbeck offensichtlich sehr geprägt: sein MOLA ist von der Philosophie dem Basic nicht unähnlich, in dem er (wieder als Souschef von Berktold) hervorragende Produkte auf hohem Niveau zubereitet – und dafür (allemal für die hohe Preise gewöhnten Besucher von Top-Häusern auf der Insel) erstaunlich geringe Preise aufruft.

Das MOLA ist klein, aber im Januar bekommt man mit etwas Glück auch unangemeldet am Abend noch Platz. Kaum sitzen wir, bekommen wir die Menükarte und den entscheidenden Hinweis, dass es ein Menü nach Selektion des Küchenchefs (drei Gänge und ein Dessert, 28 €) gäbe – und man sich aus dem restlichen Angebot selbst ein Menü zusammen stellen und auch alle Gerichte nach Belieben miteinander teilen könne. Das gefiel uns! Die Speisekarte ist spanisch-deutsch-englisch, bei unserem Besuch sprachen alle Gäste deutsch – aber das ist auf Malle an den touristischen Hotspots ja nicht ungewöhnlich. Zusätzlich gibt’s Tagesangebote – einem konnten wir gleich am ersten Abend nicht widerstehen.

„Wir haben Joselito-Schinken!“ informierte uns Melina Bhardwaj – der war (nach unseren Erlebnissen im Estancia Beef Club in Dresden) natürlich gesetzt. Spontan waren wir ja der Meinung, dass es nicht mehr hätte sein müssen als diesen nussigen und im Mund dahin schmelzenden Schinken – vielleicht mit ein wenig Brot und ein paar Oliven. Aber das hatten wir ja schon: Brot, Tomaten-Focaccia und Alioli (alles natürlich hausgemacht, dazu mallorquinische Oliven.

Aber natürlich blieben wir nicht dabei, sondern probierten uns durch die Karte und nutzten die Möglichkeit, von Allem nur eine Portion für uns Zwei zu bestellen. Und was wir verpassten, holten wir eben bei den anderen beiden Besuchen nach. Jedes Gericht erwies sich als eine kleine Geschmacksexplosion (manchmal, wie beim persönlichen Lieblingsgang Garnelen im Tempurateig mit Wasabimayonaise, Mango und Karotten (€ 15.00), sind es auch große Explosionen!) und ein Marsch durch die Texturen. So viel Abwechslung auf einem Teller macht Freude! Asiatische Einflüsse gibt es häufig (beim Lieblingsgang wie auch z. B. bei Avocado-Maki mit pikanten Lachstartar und Frühlingslauch (€ 12.00)), aber es geht natürlich auch anders – fast klassisch (Entrecôte mit „Cafe de Paris“-Butter und hausgemachten Pommes Frites (€ 19.00) oder Risotto mit Trüffel im Menu Mola) sowie natürlich mediterran (eine tadellose Fischsuppe mit Rouille – und Kartoffeln!).

Melina Bhardwaj ist die perfekte Gastgeberin – wäre das Essen im Mola nicht so gut, könnte man ja auch nur wegen ihr kommen. Natürlich stellt sich bei dem Namen die Frage, wo sie denn her komme? Gar nicht so einfach: in Schweden geboren, finnische Mutter, indischer Vater. Aufgewachsen in Deutschland und ausgebildete Hotelfachfrau mit Stationen auf Mallorca zum Beispiel im Tristán (Puerto Portals) und Nuru (Palma). Wir mochten ihr Lachen und ihre Professionalität, die gute Weinberatung sowieso – auch wenn wir (aus guten Geschmacksgründen) 2mal zum 15 Mil Gotes Prensal Blanc aus dem Jahr 2017 (24 €) griffen. Fruchtig und leicht duftend könnte dieser Wein aus der autochthone Rebe Prensal Blanc ja ein perfekter Sommerwein sein, aber zu den asiatisch angehauchten Gerichten passte er auch im Januar mit seinem Trinkfluss wie Glas am Munde. Und zwar immer gerne wieder! Zum Menü am dritten Besuchstag durfte es dann was Kräftiges sein – ein 2017 Chardonnay Roure von Miquel Gelabert (39 €), den wir im November des Vorjahres beim Besuch seiner Bodega auch schon im Glas hatten und für be-merkenswert gehalten hatten.

MOLA
Calle Vicario Joaquin Fuster, 83
07006 Palma de Mallorca

Tel +34 634 339 344
www.grupomola.com

[Besucht am 9. 10. und 13. Januar 2019]

Update Sommer 2020: das Restaurant ist umgezogen…

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