Tradition mit einem Schuss Innovation

Das Restaurante Mósse! liegt abseits der Touristenströme von Olhão.

Mósse

Die Gassen von Olhão sind eng und sowas von gar nicht am Reißbrett entstanden. Da ist es am besten, einfach zu laufen und sich im wahrsten Wortsinn gehen zu lassen. Bei einem ersten Bummel kamen wir nach etlichen links-rechts-links-um-die-Ecke-rums am Restaurante Mósse! vorbei, was uns auf Anhieb gefiel – auch weil draußen am Tisch auf der Straße (und in der Sonne) zwei Gäste Wein tranken. Wir gingen dennoch weiter, weil es ja ein erster Erkundungsgang sein sollte – aber wie der Zufall (ehrlich!) es wollte, kamen wir am Abend nach etlichen ganz anders gearteten rechts-links-rechts-links-um-die-Ecke-rums wieder am Mósse! vorbei. Dieses Mal gingen wir rein!

Das erwies sich als eine gute Wahl, denn fernab der im Winter eher mäßig plätschernden Touristenströme ist es doch ein gutes Zeichen, wenn der Laden nicht leer ist und die anwesenden Gäste Einheimische zu sein scheinen. Auf der Karte fanden wir die üblichen Verdächtigen in den Sparten Tapas, Fisch und Fleisch, aber auch einige Spezialitäten, manchmal erkennbar am Zusatz „nach Art des Hauses“ – also … do Mósse! Wir ließen uns also sowohl bei der Speisenauswahl aus auch beim passenden Wein von den beiden superfreundlichen Menschen im Service beraten und wurden nicht enttäuscht.

Der Abend begann mit dem Couvert (4,50 €), das aus Brot, Oliven, Butter, einer Thunfisch-Paté und einem Gemüse-Dreierlei bestand. Die Oliven hatten Klasse, aus Thunfisch-Paté und dem Gemüse (Zwiebelconfit, Paprika und Aubergine) allein hätte man ein nettes kleines Abendbrot gestalten können.

Der Kellner hatte uns bei der Vorspeise zu Muscheln geraten. Die sind in der Gegend von Olhão sowieso ein Muss, diese aber kamen in einer äußerst geschmackvollen Sauce. Weißwein und Knoblauch liest sich ja irgendwie normal, bei Koriander dazu stutzt man vielleicht – aber vom Geschmack ergab das eine unschlagbare Allianz (Muscheln in Weißwein, Knoblauch und Koriander – 15 €).

Die beiden Hauptgänge kamen von der Spezialitäten-Karte: Die Tigergarnelen wurden in einer Kaffee-Vinaigrette serviert (16 €), was ziemlich befremdlich klang, aber unverhofft trefflich mundete. Die Idee, traditionelles portugiesisches Essen mit frischem und innovativen Touch zu versehen, ging hier bestens auf (was aber mit Sicherheit auch an der vorzüglichen Qualität der Tigergarnelen lag!). Beim zweiten Hauptgang spielt der getrocknete und somit haltbar gemachte Kabeljau die Hauptrolle. Zum Essen wird der Bacalhau dann wieder gewässert und auf tausendundeine Art schmackhaft gemacht. Beim Bacalhau do Mósse gelang das, indem die Fischstücke in eine Mischung aus aromatischem Gemüse und Kräutern mit Zwiebelconfit eingebettet wurden (15 €). Als Turm optisch ansprechend serviert, mit frischem Salat garniert und mit Oliven pikant geschmacklich abgerundet: kann man so machen!

Getrunken haben wir dazu einen 2018 Mingorra Alvarinho (27 €) – eine prima Empfehlung, weil  der Wein von Henrique Uva nicht zu leichtfüßig daherkommt und mit der bestens integrierten Säure den starken Geschmackskomponenten der Hauptspeisen am Gaumen Paroli bieten konnte. An dieser Stelle muss noch Platz sein für einen Stoßsäufzer: für einen Wein, der im Laden normal gekauft knapp 20 Euro kostet, im Restaurant 27 Euro zu zahlen – das ist doch toll, oder? Das wäre ja fast so, als ob man eine große Flasche Wasser für 2,50 und den Espresso danach für einen Euro bekäme – mit Keks. Ach so, das gab’s? Na dann: große Freude!

Bei den Desserts ließen wir uns erneut überraschen und bestellten, was wir nicht kannten. Dom Rodrigo (3,80 €) erwies sich als klebrige Mischung aus Eigelb und Mandeln, war optisch nicht so der Hit (aber das soll wohl so sein). Geschmacklich stuften wir es als „kann man ja mal kennen lernen, muss man aber nicht jeden Tag haben“ ein – wie das so ist, wenn man Eigelb und Mandeln mischt. Auch Bolo Bolacha gilt als traditionelles portugiesisches Dessert. Der Kaffe-Keks-Mandel-Mix erinnert nicht nur Italiener an Tiramisu (das ist jetzt die Stelle, an der die Portugiesen abwinken und sich mit einem „você não tem ideia“ abwenden. Aber egal! Zum Dessert gab’s natürlich Portwein (2 €/Glas) und den wirklich vorzüglichen ein-Euro-Espresso danach.

Restaurante Mósse!
Rua Teófilo Braga 75
8700-520 Olhão

Tel. 928 022 512

Öffnungszeiten:
Di bis So von 11 – 23:30 Uhr

[Besucht am 25. Januar 2020/8. November 2020 | Unsere Restaurantbesuche an der Algarve]

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