Was blüht denn da? – Phacelia!

Blühstreifen – eine Aktion der Kooperation Ährenwort von Landwirten, Dresdner Mühle und Bäckern

Blühende Landschaft vor sächsischem Himmel

Da wanderst Du die kleine Runde um Röhrsdorf bei Klippsdorf zwischen Dresden und Meißen, beginnend in der sehenswerten St.-Bartholomäus-Kirche – und nach vielen unspektakulär spektakulären Höhepunkten tut sich kurz vor dem Ziel (nach einigen Weizenfeldern) eine blühende Wiese auf: Phacelia, sagt die mitwandernde Frau, die sich auskennt. Bienenweide nennt der so gern zitierte Volksmund, der sich nicht mit griechischer Herkunft und Rechtschreibfallen herumplagen möchte, diese Büschel. Zu hören ist nichts außer Vogelgezwitscher und natürlich Bienengesumme. Tagsdrauf freilich kommt für einen Vormittag Stimmengewirr hinzu: da treffen Vertreter der Saalemühle+Dresdener Mühle, Landwirte und Bäcker auf die Presse, um genau über diese und ähnliche Blühstreifen zu reden. Denn zufällig gibt’s die natürlich nicht hier…

Was blüht denn da? Phacelia!Blühstreifen und ganze Parzellen sind eine Aktion von Ährenwort – eine Kooperation der Dresdener Mühle mit regionalen Landwirten und Bäckern, die es als Qualitätsversprechen seit 1993 gibt. Die gemeinsame Regionalität mit kurzen Wegen strebt nicht nur fairen Umgang miteinander an, sondern Qualität garantieren – und was für die Umwelt tun. „Siegel kommen und gehen – aber dieses ist nun schon lange am Markt – also schon vor einer Generation ins Leben gerufen“, betont Dirk Willkomm, Vertriebsleiter der Dresdner Mühle.

Die Familien Bindewald und Gutting sind Inhaber der Dresdner Mühle – und nicht nur der: es ist die größte familiengeführte Mühlengruppe Deutschlands. Sie unterstützen das Projekt der Blühstreifen finanziell. „Der Landwirt hat ja auf den Flächen keinen Ertrag, muss aber dennoch die Pacht zahlen!“, sagt Michael Gutting. Blühstreifen sind freilich nicht nötig, um dem Getreide direkt zu helfen: der Weizen braucht die Biene gar nicht, um befruchtet zu werden. Der Wind bestäubt die Gräser. Aber für Artenvielfalt und Biodiversität sind sechs Meter breite Blühstreifen oder (wie hier in Röhrsdorf) eine ganze Fläche hilfreich. Wo was blühen soll, entscheiden die Landwirte. Zurzeit sind in Sachsen 61 ha mit Blühstreifen bestellt. Für die gesamte Mühlengruppe sind es 200 Hektar in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt (Karte)– „eine Art Biotopvernetzung“ nennt es Konstanze Fritzsch, die Anbauberaterin der Dresdener Mühle. „Nachhaltigkeit ist ja gern gesagt, aber manchmal ist das auch nur Greenwashing„, sinniert Michael Gutting. „Für uns bedeutet es, die Natur nicht auszubeuten, aber auch sozial nicht auszubeuten – auch generell materiell nicht. Und das bezieht alle und alles ein: Mitarbeiter, Umwelt, Lieferanten, Kunden!“

Andreas PartzschAndreas Partzsch ist Landwirt und macht bei dem Programm mit. „Es gab einen Topf von Staats wegen für solche Maßnahmen – aber der war ausgeschöpft“, weiß er zu berichten und ergänzt: „Da waren wir froh, dass die Mühle mit dem Angebot kam!“ Die Phacelia am Wanderweg stehen auf einer Fläche, die er gerade von einem Nebenerwerbs-Landwirt übernommen hatte, über das Blühflächenstadium versucht er nun, den Boden für sich vorzubereiten. Auch wenn es gerade nicht so aussieht: „Ein Wanderer hat mich gefragt, ob ich hier Disteln anbaue!“ Andere erkundigen sich, warum da bloß eine Sorte blühe? Die Antwort ist: da blüht jetzt nur eine – insgesamt hat er aber zwölf Sorten gesät. „Das Bild wird immer schöner!“ Auch wenn er nicht an die Zukunft denken mag, denn „diese Früchte gehören nicht in unsere Kulturen rein!“ Disteln und Mäuse sind nicht des Bauern größte Freude. Aber es ist Natur, und „wir werden es sicher fortsetzen, denn die Idee ist gut.“

Rico Uhlig präsentiert im Blühfeld Handwerklich hergestelltes Brot. Foto: Michael Schmidt

Derzeit arbeiten 150 Landwirte und 260 Handwerksbäcker in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg gemeinsam mit der „Saalemühle+Dresdener Mühle“ im „Ährenwort-Programm“ mit.  Bäcker, die Ährenwort-Mehl verbacken, zeigen das durch Flyer und das Logo und ein Zertifikat im Laden an. „Es gibt Kunden, die wissen wollen, wo das Mehl herkommt!“ weiß Rico Uhlig, Obermeister der Bäcker-Innung Dresden: Regionale Vermarktungsketten seien wichtig, um eine hochwertige und gleichbleibende Qualität sicherzustellen. „Ährenwort ist für uns Dresdner Innungsbäcker ein Qualitätssiegel, das auf Regionalität setzt vom Landwirt über die Mühle bis zum Handwerksbäcker.“

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