Der Alltag in Orange

Installation "Wohnmaschine 2.0" von Martin Maleschka in Gorbitzer Plattenbau-Wohnung

Der Alltag ist orange

Rettungsring: orange. Wäschekorb: orange. Kinderwagen: orange. Sonnenbrille ja sowieso, aber auch der ganze Rest, von der Seifendose über die Thermoskanne bis zum unverwüstlichen Mixer RG 28 – all diese Gegenstände wurden in der DDR designt und gehörten zum Alltag vieler Menschen. Zu sehen sind sie in ihrem natürlichen Habitat – einer WBS-70-Ein-Raum-Wohnung der Eisenbahner-Wohnungsbaugenossenschaft (EWG) in Dresden-Gorbitz.

Martin MaleschkaDie ca. 36 m² große Wohnung auf der Hainbuchenstraße 10 gehört zu einem Haus, das 1985 gebaut wurde – es ist eins der letzten unsanierten Gebäude der EWG. Es soll in den nächsten Jahren komplett modernisiert werden. In dieser Wohnung will der Cottbuser Künstler Martin Maleschka mit seiner Installation „Wohnmaschine 2.0“ neue Sichtweisen ermöglichen. Der Webseite zur Ausstellung „WBS70 – fünfzig Jahre danach. Kunst.off Plattenbau“ der Galerie Kunsthaus Raskolnikow, zu der die Installation in Gorbitz gehört, erfahren wir mehr:  „Die Objekte sind nach 1945 von ostdeutschen Formgestalter*innen anknüpfend an Traditionen des Bauhauses entworfen und in der DDR hergestellten worden. Diese arrangiert er auf dem Boden einer Muster-Plattenbauwohnung in Dresden-Gorbitz in einem instagrammable #ThingsOrganisedNeatly-Design. Die Dinge werden dabei ungeachtet ihrer Funktion in den Räumen verteilt. Damit gibt der Künstler der Plattenbauwohnung eine völlig neue und unerwartete Funktion, indem er sie in einen temporären Art-Showroom verwandelt.“ Wie man das halt so sagt in der Kunstszene…

Die Ausstellungsstücke sind Leihgaben aus den Depots des Dokumentationszentrums Alltagskultur der DDR in Eisenhüttenstadt – und es gibt sie natürlich nicht nur in Orange. In einer vergleichbaren Austellung in Brandenburg an der Havel hatte der Künstler die bauhaustypischen Farben gelb, blau und rot eingesetzt, aber orange ist auch ganz chic.

Glühwein und Toast Hawaii„Wir freuen uns sehr, dass wir der Ausstellung mit einem unserer letzten „ostalgischen“ Wohngebäude den passenden Rahmen bieten können“, erklärt Eisenbahner-Wohnungsbaugenossenschaft-Vorstand Antje Neelmeijer. „Die 80er Jahre mit den typischen Plattenbauten haben den Stadtteil und auch unsere Genossenschaft entscheidend geprägt, 50 Prozent aller Gorbitzer leben in Genossenschaftswohnungen. Zahlreiche Ausstellungsstücke stammen aus der Zeit, in der viele Mieter hergezogen sind. Nicht zuletzt begrüßen wir die Idee einer Ausstellung in unmittelbarer Nachbarschaft unserer Mitglieder und wollen die Dresdner Kunst- und Kulturszene dabei sehr gern unterstützen.“

Die Ausstellung „WBS70 – fünfzig Jahre danach. Kunst.off Plattenbau“ der Galerie Kunsthaus Raskolnikow und die Installation „Wohnmaschine 2.0“ wurden am Freitag und Samstag eröffnet und sollten ursprünglich bis zum 18. Dezember 2020 dauern. Zumindest auf der Hainbuchenstraße 10 denkt man angesichts der Ausgangsbeschränkungen im November bereits über eine Verlängerung bis 2021 nach. Der Eintritt in die Haupt- wie in die Nebenausstellung ist frei.

Info: www.kunstoffplattenbau.de

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