„Die Politiker müssen endlich umdenken“

Sächsische Gastronomen plädieren dafür, die Gastronomie nicht zu schließen

Aus Leidenschaft zur Barkultur

„Eigentlich“, sagt Ulf Neuhaus, „eigentlich sind wir doch die Lösung des Problems und nicht das Problem!“ Der Präsident der Barkeeper-Union spricht für ca. 600 Bars und obendrein vielen anderen Gastronomen aus dem Herzen: Treiber der Infektion seien doch eher private Feiern oder ganz allgemein das Umfeld als die Gastronomie, die alles dafür tue, das sich niemand ansteckt. Daher plädiert er dafür, die Gastronomie nicht zu schließen.

Seit März, sagt Neuhaus, hätten die Gastronomen investiert, Personal geschult – und die Zahlen sprächen für sich. „Wir sind nicht auf der Liste der problematischen Gewerke, sagt sogar das RKI“, betont Neuhaus. In der Tat zeigt die Ausbruch-Statistik im RKI-Bericht vom 20. Oktober, wie gering der Anteil in Speisegaststätten und bei Übernachtungen ist. Ulf Neuhaus fordert ein Umdenken, auch und gerade bei Politikern, „damit die nicht immer die Daumenschrauben in der Gastro anlegen!“

Die Erfahrungen aus der Geschichte zeigten übrigens, dass Verbote nichts brächten: „Während der Prohibition in Amerika war alles verboten – und was ist passiert? Nichts wurde besser, es wurde schlimmer!“ Die Leute würden auch jetzt zu Hause feiern, wenn die Gastro und die Bars geschlossen würden.

Nicht nur Ulf Neuhaus zeigte wenig Verständnis für die angedrohten Maßnahmen. Was die Gastronomie seit März geleistet hat, zählte bei einer Pressekonferenz der Aktion Leere Stühle stellvertretend Gritt Englert vom Leipziger Restaurant Weinstock auf: Hygienekonzepte seien erstellt und umgesetzt worden. „wir haben aufgerüstet und in Plexiglas-Trennwände investiert, wir haben die Lüftungsanlage aufgerüstet…“Das alles seien Investitionen in Größenordnungen, getätigt in der Hoffnung auf ein den Umständen angepassten Geschäft in der kalten Jahreszeit.

Ute Stöhr vom Dresdner Restaurant „Zum Schießhaus“, die im Frühjahr zusammen mit Kathleen Parma die Aktion „Leere Stühle“ ins Leben gerufen hatte, weiß ähnlich zu berichten: Tische raus, Plexiglaswände rein. Umbauten an der Lüftungsanlage – und: „wir haben fast den ganzen Tag die Fenster offen und geben den Gästen Fleece-Decken, damit sie sich wohl fühlen,“ sagt Ute Stöhr: „Wir legen Verantwortungsbewusstsein an den Tag!“

Ralph Krause (Blumenau in der Dresdner Neustadt, Rauschenbach, Drachenwiese und Catering) bekannte: „Es ist gerade sehr emotional für mich. Das positive Gefühl, was wir uns aufgebaut haben, schwindet seit zwei Tagen… Und dieses mulmige Gefühl umschleicht nicht nur ihn. „Das Bild, das die Öffentlichkeit von uns bekommt, ist fatal. Die nächsten sechs Monate werden lang und fad. Wenn die Kanzlerin aufruft, zu Hause zu bleiben – das setzt sich fest und schafft Unsicherheit“, sagt Gritt Englert. Und auch Ute Stöhr meint: „Die Politik irrt, wenn sie sagt: bleibt zu Hause und geht nicht in die Gastro!“ 

 

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