Ente gut, alles gut…

Im Raskolnikoff ersetzt die "Ente im Karton" das tradtionelle "Ente am Kamin"

Raskolnikoff Ente

Eigentlich…

Sätze, die heutzutage mit eigentlich beginnen, sollte es eigentlich nicht geben. Denn sie machen immer ein wenig traurig, weil sie ja meist weitergehen mit: wären wir jetzt bei [hier bitte individuelle ergänzen], aber wegen Covid19… – und so weiter. Doch wo bleibt denn da das Positive? Also neuer Versuch!

Zu den lieb gewordenen Traditionen im Advent gehört für uns das Entenessen im Raskolnikoff. Erstmals 2015 genossen und dann alljährlich wiederholt, ist das ein Abend, den wir den armen Gänsen widmen, die es andernorts gibt. Und dem eigenen Sich-Zurücklehnen. Auch in diesem Jahr, obwohl die Gaststätten zu unserem Leidwesen, aber aus gutem Grund schon wieder geschlossen haben! Denn statt Ente am Kamin gibt es in diesem Jahr die Ente im Paket. Das Paket ist in Wirklichkeit eine Tüte (mit Raskolnikoffs Beil drauf…), in der vier Gänge für zwei Personen in Gläsern und – wo kochtechnisch besser – vakuumiert nach Hause getragen werden können (75 € plus Pfand).

Ein Beipackzettel listet auf, was drin sein sollte (und auch drin war) – wobei mir die nicht erwartete Zutat ein Tütchen Licht spontan das Herz erwärmte. Feine Idee! Ansonsten steht auf dem Zettel auch noch, wie man die Zutaten am besten reaktivieren soll, so dass auch weniger ambitionierte Köche (m/w/d) problemlos loslegen können. Bis auf ein Detail hat auch alles gestimmt: wir (bzw. unser Ofen) brauchte etwas länger als die angesagten 15 Minuten, um die Entenkeulen auf Esstemperatur zu bringen.

Das Menü glich im Ablauf weitestgehend dem, das wir am 1. Dezember 2015 vor Ort im Wohnzimmer des Raskolnikoff genossen hatten (kann man hier nachlesen). Das Entenleberparfait, von uns despektierlich (aber mit Genehmigung von Ralf Hiener, der es auch so nennt) Leberwurscht genannt, ist immer wieder eine Freude, aber hatte in diesem Jahr starke Konkurrenz bekommen: ein Quittengelee zum Reinknieen! Aus Konstantinopeler Apfelquitte hergestellt, die uns im Menü noch an anderen Stellen begegnen sollte. Im Zusammenspiel mit der Brioche (zugekauft bei émoi) ein Gang, der zum Standardabendbrot werden könnte! Dazu gab’s ein Glas 2003 Sauternes von Louis Eschenauer. Große Freude bereitete uns dabei nicht nur die Frische dieses ausgehenden Teens, sondern auch die Empfehlung zur Trinktemperatur auf dem Rücketikett: den Franzosen und all den englisch Sprechenden wird da eine Temperatur von 6-8 °C vorgeschlagen, den Deutschen (bzw. deutsch Lesenden) hingegen 8–10 °C.

Pelmeni sind bekanntlich eine Spezialität im Raskolnikoff. Im großen Weckglas gab es eine reichhaltige Portion, mit Entenpelmeni und Wurzelgemüse in einer kräftiger Brühe. Wir waren diesen Abend zu dritt und hatten dennoch volle Teller! Die Entenpelmeni, entnahm ich dem Begleitzettel, sind eingeweckt und halten daher ungeöffnet im Kühlschrank bis zu vier Wochen: aus dem Menü getrennt wäre das also ein wärmendes Essen für zwei mit Nachschlag. (Unser Glas war durchs Einwecken übrigens derart dicht, dass der übliche Zug am Gummi nichts brachte und ein Schraubenzieher das Vakuum lösen musste!)

Zum Hauptgang gibt’s regulär Confierte Entenkeule, dazu Quittenrotkohl und Semmelklöße à la RAS. Wir hatten – weil wie erwähnt zu dritt und es außedem so von der Ente am Kamin gewohnt – noch eine Entenbrust besorgt, die wir nach Art unseres Hauses parallel zubereiteten (anbraten und dann ab in den 80-Grad-Ofen). Im Hinblick darauf, dass sowohl Rotkohl (herrlich schlotzig und dank Quittenzugabe auch mit pikanter Säure) als auch Knödel in ausreichender Menge im Paket sind, wäre die zusätzliche Brust auch bei einem Essen für Zwei eine gute Wahl – mit geplantem Resteessen!

Schwierig ist, das Dessert bei einem Menü für zwei auf drei Leute aufzuteilen – man kann ja vieles teilen, aber nicht Desserts! Also haben wir gemogelt und zusätzlich drei Mal den fabelhaften Cheesecake mit Beeren (3,50 €) hinzugekauft. Den sollte es geben, das eigentliche Dessert dann tagsdrauf, wenn wieder nur zu zweit. Theorie! Gar kein Dessert wurde es – wie beim ersten Besuch mit Kritik im Raskolnikoff (Zitat: „Die Portionen im Raskolnikoff sind eher groß als zurückhaltend, weswegen es für uns kein Dessert gab…“) Gewürztiramisu mit Quittenbrot gab’s dann zu den Resten, den Cheesecake zum Kaffee am nächsten Tag. So gesehen bietet Essen zu Hause durchaus Vorteile: man kann es strecken…

Info Ente im Paket:
Vorbestellung jeweils bis Donnerstag, Abholung Freitag bis Sonntag zu den Öffnungszeiten.
Die Ente gibt es nur im Doppelpack zum Preis von 75,00 € + Pfand

Raskolnikoff
Böhmische Str. 34
01099 Dresden

Tel. +49 351 / 804 57 06
www.raskolnikoff.de

[Probiert am 6. Dezember 2020 | Übersicht der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]]

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