…und es hat Pieks gemacht

Mit AstraZeneca geimpft – Kleiner Erfahrungsbericht aus dem Dresdner Impfzentrum

Mit 69 ist man impftechnisch in einer prekären Situation: Für die Impfgruppe ab 70 ist man zu jung, in die Gruppe der Sonderbehandlungen passt man als uvs nicht rein – aber dann gibt’s plötzlich Gerede um just jenes AstraZeneca, das uns Alten eingangs vorenthalten wurde. Nun sind wir, sofern über 60, also die Einzigen, denen man es zumutet.  Die Logik dahinter versteht wahrscheinlich nur, wer selbst mal Kanzler (m/w/d) werden will, ich also nicht.

Selbstredend habe ich mich um einen Termin bemüht, was online auch halbwegs akzeptabel bequem war. Zwar bekam ich immer nur einen Termin pro Tag genannt (und dazu gleich zwangsverpflichtend den zweiten dazu), aber mir war’s gleich, ich habe ja Zeit. Viel bequemer wären ja verschiedene Zeitfenster, vor allem für den zweiten Termin. Da könnte man ja schon den Flieger nach Gomera gebucht haben, oder so…

Das Impfzentrum Dresden ist in der Messe, man kommt also gut hin. Wer mit dem Auto anreiste, durfte sich gleich mal freuen: Am Parkplatz kontrolliert jemand, ob man auch einen Termin hat. So ganz ernst nahm der Jüngling seinen Job nicht: den Mund-Nasen-Schutz trug er auf sächsische Art leger als Halstuch unterm Kinn, und als ich ihm lediglich das Anschreiben durchs offene Fenster zeigte, aerosolte er ins Auto: „Ist gut!“

Anschließend wurde es dann aber erst mal erfreulich, denn trotz hohen Andrangs an diesem Tag lief alles rund. Zum Andrang die Zahlen der Pressemeldung vom Sächsischen Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt: „Mit exakt 38.997 Impfungen wurde am 14. April 2021 in Sachsen ein neuer Tageshöchststand erreicht. Von dieser Gesamtzahl entfielen auf die Impfzentren 19.967 und auf die Arztpraxen 19.030 Impfungen. Konkret wurden … 25.922 Erst- und 1.125 Zweitimpfungen für den Impfstoff von Biontech/Pfizer, 1.946 Erst- und 757 Zweitimpfungen für den Impfstoff von Moderna sowie 9.244 Erst- und 3 Zweitimpfungen für den Impfstoff von AstraZeneca gemeldet.“

Erste Station: Anmelden. Mehrere Schalter mit Männern in Uniform – nett und sogar zum Scherzen bereit. Dann ab in eine große Wartezone (das alles im Foyer der Messe), bis die eigene Nummer aufgerufen wird. Dort war dann der eigentliche Check-In, mit Chipcard der Krankenkasse einlesen und Impfpass ansehen. Meiner entspricht nicht dem hübschen gelben, den die Zeitungen so gerne als Symbolbild drucken – aber „ich habe schon ganz andere Artefakte gesehen!“ meinte lächend der Mann hinterm Schalter und gab mir das rosa-grün-weiße Impfbuch zurück. Eigentlich ist das ja gar kein Buch, sondern ein Leporello (bitte dringend einmal rückwärts lesen!), der mir in Erinnerung rief, im März 1962 in Bielefeld gelebt zu haben.

Impfzentrum DresdenDas ging wieder flott, so dass Station drei nicht lang auf mich warten musste: ab in die Messe, ab zum Impfen. Wieder ein Empfang und anschließend Sitzen in kleinen Gruppen, die dann häppchenweise den Impfzellen zugeführt werden. Das alles sehr unaufgeregt und entspannt, was man ja auch erst mal hinbekommen muss.

Ich kam in die Impfkabine B1, wo mich erstmals auf der Impfstrecke ein weibliches Wesen begrüßte. Sie kündigte die Ärztin an und werde mich nach dem Gespräch dann impfen. Sprach’s, entschwand – und hinein polterte nur wenig später durch die Eingangstür (und nicht wie erwartet aus dem Nebenan) eine Ärztin, die fröhlich war und berlinerte. Wir besprachen schon wichtige Warming-Up-Details wie die Herkunft meines Namens, als sie von meiner zukünftigen Piekse, die durch die unerwartete Heiterkeit in B1 neugierig geworden war, erfuhr: „Sie sind hier falsch!“ Und damit meinte sie nicht mich.

Wir verabschiedeten uns wie langminütige Freunde, also kurz und sowieso angemessen distanziert, als auch schon die richtige Ärztin kam. Also richtig waren ja wohl beide, aber an diesem Platz eben nur die eine. Kein Berliner Dialekt, aber – wenn Augeninterpretation da gestattet ist – auch ein eher fröhlicher Mensch. Es gab ein nettes aufklärendes Gespräch, dem ein Pieks folgte. Gemerkt habe ich da nüschte, und das verabreichte Pflaster nannte die Piekserin auch ein Pseudo-Pflaster, weil sie den Einstich gar nicht mehr sähe. [Nachtrag: Bei der Frage, welcher Arm es denn sein solle, als Auf-der-Seite-Schlafendes bitte bedenken: den Arm auf der Nicht-Lieblingsseite zum Pieksen nehmen! Wenn der Einstich und seine Umgebung nämlich später weh tun, nervt’s, wenn man „auf der falschen Seite“ einschlafen muss. Ansonsten behinderte der Piekser nicht bei typischer Büro-Arbeit wie Kaffee/Tee/Wasser trinken, Tippen, Mäuseln, etc.]

Frohen Mutes ging ich also in den Abschlusswarteraum, in dem man 15 Minuten warten sollte, um zu sehen, ob was passiert. Es passierte: nichts. Also zum Check-Out und zurück ins Leben, dass mit Verabreichung von Schuss Zwei Ende Juni dann hoffentlich wieder ein wenig normaler wird.

Für Risiken und Nebenwirkungen…

Elf Stunden nach der Impfung fing der Körper, der sich bis dahin nichts hatte anmerken lassen, dann an zu reagieren. Zuerst gab er den Zitteraal, der mit Nachtruhe zwar nicht weggelegt, aber doch halbwegs vergessen werden konnte. Leider merkte ich als aktiver Linksseitenschläfer dann auch den Einstichort, aber alles im Rahmen. Am nächsten Tag dann: Katerstimmung. Kannte ich bislang nicht als Impfreaktion. Und Schlappheit. Dagegen hilft: pennen (und viel Wasser trinken, sagt die Frau). Und nun? Tag 2 wirft die Frage auf: sind das noch Impfnachfolgen oder dieses überaus betrübliche Wetter, dass mich zur Couch-Potato werden lässt?

Andere versprochene Nebenwirkungen wie besseren Mobiltelefonempfang oder eine Standleitung zu Bill Gates habe ich noch nicht feststellen können. Aber vielleicht kommt das ja erst nach der zweiten Impfung.

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