Wenn Golfer gut zu Vögeln sind

Millimeterkurzer Rasen und Streuobstwiesen sind auf dem Golfplatz Ullersdorf kein Widerspruch

Golfer und das Federvieh

Pressetermin auf dem Golfplatz Ullersdorf, und natürlich kommen alle. Alle? Nein, einige sind zwar gebeten worden, machen sich aber dennoch rar. Familie Fasan beispielsweise hatte sich gestern noch in voller Schönheit unweit von Loch elf gezeigt, wie Uwe Neumann unter Zuhilfenahme seines Smartphones anschaulich erzählt. Neumann ist Geschäftsführer des Golf Club Ullersdorf und hat von Berufs wegen keineswegs nur mit Golfern zu tun, sondern auch mit dem scheuen Neuntöter oder dem Zilpzalp, der sich diesen schönen Zweitnamen (Weidenlaubsänger ginge auch…) sicher nur deswegen zugelegt hat, damit in es Pressetexten dann „von Amsel bis Zilpzalp“ zwitschern kann.

Landschaft ist auch daWährend es auf Golfplätzen für die Spieler ja meist um millimeterkurze Rasen geht (ob 3,6 mm oder 4 mm – das ist nicht nur bei modischen Bartträgern entscheidend), besteht so ein Golfplatz ja durchaus aus mehr als dem Green, sondern auch aus reichlich Grün. 90 ha umfasst das grüne Gebiet des Golfplatzes (hinzu kommt noch bebautes Gelände für Clubhaus, Parkplatz und so), da bleibt reichlich Platz für Teiche, Streuobstwiese, Bienenhotels und – eigens für den Neuntöter, der Vogel des Jahres 2020 ist – eine Benjeshecke. Das ist eine Hecke aus Totholz, wie es sie früher® oft vor allem an zugig-windigen Rändern von Feldern als Erosionsvermeider gab. Im toten Holz fühlen sich allerdings viele Kleintiere äußerst wohl, geben sie doch ein gutes Versteck ab.

Viermal pro Jahr lädt die Golfanlage zu geführten Rundgängen mit dem NABU ein, das nächste Mal wieder am 30. Juni. Das ist auch für Geschäftsführer Uwe Neumann jedes Mal ein spannender Termin, denn die NABU-Leute sind genaue Beobachter und akribische Zähler: „Beim letzten Rundgang hat der NABU 26 Vogelarten von der Amsel bis zum Zilpzalp identifiziert“, erzählt Uwe Neumann. Und Ronny Hempel, der Chef-Greenkeeper (darf man für Nicht-Golfer wohl mt Obergärtner übersetzen…) weiß auch: „Bei uns leben Dachse, Füchse und Hasen – und leider auch Wildschweine…“ Leider, weil die sich gerne suhlen, man kennt die aufgematschten Stellen ja von Wanderungen. Golfer mögen derlei Unebenheiten nicht, wie man sich denken kann, und als Greenkeeper soll man das Grün ja für die Golfer hübsch halten…

Ronny Hempel und ein InsektenhotelDoch Ronny Hempel und sein 6köpfiges Team kümmern sich nicht nur um korrekten Rasen, sie haben auch die Empfehlungen des NABU im Blick. So werden ausgewählte Wiesenflächen zum Beispiel zu Bienenweiden erklärt und vom Mähen verschont. Eine Streuobstwiese mit 30 Bäumen wurde angelegt und Insektenhotels sowie Nistkästen montiert. „Für weitere Nistkästen ist noch viel Platz – wer dem Golfplatz einen überlassen möchte, kann sich gerne melden“, so Ronny Hempel.

All diese Maßnahmen sind auch Kriterien für das Gütesiegel „Golf und Natur“ des Deutschen Golf Verbandes. Die Golfanlage Ullersdorf trägt diese Auszeichnung in der Bronze-Kategorie seit vielen Jahren. Damit wird eine umweltbewusste und nachhaltige Betriebsführung gewürdigt.

Wer die Flora und Fauna auf dem Golfplatz Ullersdorf entdecken möchte, hat am 30. Juni und am 1. September um 17 Uhr bei der öffentlichen Führung des NABU die Gelegenheit. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, daher wird um eine Anmeldung gebeten. Alternativ kann man jederzeit den Rundweg um den Golfplatz herum nutzen oder – sobald es die Inzidenz erlaubt – auf der Terrasse des Restaurants „Zweite Heimat“ Platz nehmen und nach Tieren Ausschau halten. Zumindest die Stockenten-Familie soll hier immer wieder mal vorbei kommen…

Golf Club Ullersdorf e.V.
Am Golfplatz 1
01454 Ullersdorf

Tel. +49 3528 48060
www.golfanlage-ullersdorf.de

 

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