Bürgerhäuser der Renaissance in Norden

Das Schöninghsche Haus und die Dree Süsters zeugen von einer reichen Vergangenheit

Schöninghsches Haus

Eigentlich müsste es ja Crayers‘ Haus heißen, denn es war der Kaufmann Egbert Crayers, der in der Osterstraße im ostfriesischen Norden 1576 eins der reichst-dekorierten Bürgerhäuser der Renaissance in Ostfriesland bauen ließ. Benannt ist das Haus aber nach Wilhelm Peter Schöningh, der es 1869 erwarb. „Das interessanteste Gebäude ist das Schöninghsche Haus“, befand Dr. August Andrae  1899 im Band 75 der Illustierten Länder- und Völkerkunde GLOBUS über Hausinschriften aus Ostfriesland. Weiter schrieb er: „Außerdem zeigt das mächtige Haus prächtigen figürlichen Schmuck auf dem Giebel, Darstellungen aus der Geschichte des Herkules, sowie ein kostbares farbiges Glasfenster mit Wappen über der Tür.“

Schöninghsches HausDas Schöninghsche Haus hatte es im Zeitgeist der Nachkriegsjahre nicht leicht in Norden. Dass es so schön ist, merkte man nicht – wie überhaupt der Sinn für die Schönheit der alten Bausubstanz, nun, sagen wir mal: nicht ganz so ausgeprägt war. Lieber weg mit den ollen Huusen und dafür was Chices, Modernes – das entsprach eher dem weit verbreiteten Denken. Und so wäre es sicher vielen auch egal gewesen, wenn das Gebäude abgerissen worden wäre. Weil das Mauerwerk starke Beschädigungen aufwies (bedingt durch einerseits das Absinken des Grundwasserspiegels sowie andererseits durch den stark angestiegenen Autoverkehr), wäre das 1963 beinahe passiert, die Bauaufsichtsbehörde verfügte die Abrissanordnung – was das Verwaltungsgericht Aurich allerdings aufhob. Fürst Wilhelm Edzard zu Inn- und Knyphausen kaufte das Schöninghsche Haus und verkaufte es wenig später an den Rechtsanwalt Veit Wucherpfennig. Der ließ das Gebäude restaurieren.

Dree SüstersHätte auch anders kommen können. Das Gebäudeensemble am Markt, das die Nörder Dree Süsters (Drei Schwestern) nennen, wurde 1963 zerstört – weil das rechte Haus (etwa aus dem Jahr 1630) einem Parkplatz weichen musste. So waren die Prioritäten. 1991 fand man die Idee dann doch nicht mehr so gut und baute den Giebel neu auf – es gab ausreichend Bilder, um das ganz ordentlich hinzubekommen. Das Ensemble mit den drei Backsteinbauten, die mit dem Giebel zur Straße zeigen, entstand im Stil der Renaissance zwischen 1570 (das linke Haus) und ca. 1630 (Häuser Mitte und rechts).

[Ergänzender Beitrag Hoch im Norden von 2002]

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