Ein Schoppen Wein auf der Brücke aus Stein

Brückenschoppen mit Aussicht in Würzburg

Würzburger Brückenschoppen

Wenn man Wein mag und in Würzburg ist, gibt es einen Platz, den man unbedingt besuchen muss: die Alte Mainbrücke. Die Würzburger tun’s sowieso, sie genießen dort mit bester Aussicht auf die Festung, die Weinberge und die Stadt ihren Brückenschoppen. Brückenschoppen – was ist denn das? Das ist ein Schoppen Wein, auf der alten Brücke aus Stein genossen.

Diese in sich stimmige Antwort lässt natürlich wieder Platz für Fragen. Leser (m/w/d) in Franken mögen nun den Kopf schütteln und verzeihen: was ein Schoppen ist, sollte zuerst geklärt werden. Im Weinland Franken ist der Schoppen ein Glas, das einen Viertelliter Wein aufnimmt (wobei man errechnen kann, dass sich aus einem Bocksbeutel drei Schoppen holen lassen!). In anderen Gegenden Deutschlands, entnehme ich der Wikipedia, trinken die Leute auch Schoppen, meinen dann aber eventuell Apfelwein, Schorle oder sonstwas – von dem sie dann zum Ausgleich für (aus fränkischer und meiner Sicht) diesen Frevel auch gleich ’nen halben Liter trinken müssen.

Wer im vorherigen Absatz nicht auf den Wiki-Link geklickt hat, wird sich sicher später mal ärgern, wenn in irgendeiner Quiz-Show nach einem der größten Weinmaße Deutschlands gefragt wird. OK, Schoppen wäre da zwar richtig, aber mit einem Viertelliter kommt man da nicht weit, denn „in der Stadt Rastatt hatte der Schoppen im Jahr 1615 noch 2,3 Liter“.

Würzburg am MainNun wissen wir also mehr über den Schoppen, aber immer noch nicht genug über die Alte Mainbrücke. Sie ist aus Stein, wie auch jene in Frankfurt (und wie die in Prag über die Moldau, in Regensburg über die Donau und in Dresden über die Elbe). Die Würzburger Mainbrücke ist die zweite an dieser Stelle: Nummer eins löste so um das Jahr 1120 eine Fährverbindung ab und hielt rund 350 Jahre. Dann kam, damals ganz neu und jetzt nach weiteren über 500 Jahren korrekterweise als alt bezeichnet, die heute noch begehbare 185 m lange Bogenbrücke mit ihren acht Öffnungen. Zwölf Brückenheilige säumen den Weg rüber und nüber, wobei nur elf wirklich Heilige sind, denn Pippin der Kurze war ja lediglich (oder immerhin?) Vater von Karl dem Großen.

Brücken verbinden, wie man so schön sagt. Die Alte Mainbrücke tut das seit 1990 nur noch für Fußgänger und Radfahrer, den da wurde der Verkehr für Autos gesperrt. Seit es den Brückenschoppen gibt (ein genaues Startdatum habe ich nicht gefunden, aber hier steht [2021 beim Schreiben dieses Beitrags] was von zehn Jahren) ist es mit der Eintracht zwischen Radfahrern und Fußgängern so eine Sache. Denn während die Schoppenstecher gerne in Trauben verweilen und alle Zeit der Welt haben, wollen die Radfahrer meist nur rüber über den Main. Was sich da auf der 7,45 Meter breiten Brücke (davon 3,85 Meter Fahrbahn) abspielt, ist nicht immer lustig.

Lustig oder nicht lustig – das ist offensichtlich auch die Frage beim Brückenschoppen-Song, den ich (wahrscheinlich aus gutem Grund) nicht verlinken kann, weil er trotz intensiver Suche nicht als Ton- oder Filmdokument zu finden war. Im Würzburg-Wiki lese ich: „Nachdem der Brückenschoppen in Würzburg immer wieder für Wallung gesorgt hat, wurde auf dem Improtheaterfestival 2015 die Idee geboren, ein Lied über den Brückenschoppen zu kreieren. Der Brückenschoppen-Song wurde dann im Sommer 2017 erstmals präsentiert. „Eine Würzburg-Hymne, von der einem schlecht werden muss“, befand die Süddeutsche Zeitung nach der Veröffentlichung. „Sein Text ist ohne ortsübliche Spezialitäten, flüssig und möglichst großzügig dosiert, nicht zu ertragen“, heißt es dort weiter im Text.“ Hier der Beitrag der SZ…

Weinkönigin Carolin MeyerWir kamen bei unserem Besuch ganz ohne Singen aus, und weil pandemiebedingt der Schoppen nur noch an Tischen eingenommen werden darf, an denen Servicepersonal den Wein bringt, war’s auch nicht übervoll. Als Radfahrer hat man es aber dennoch schwerer denn als Fußgänger – denn die Radler haben ja nichts zu trinken… Wir tranken, nicht aus Schoppengläsern, einen 2017 Pinot Brut der Winzergemeinschaft Franken: handverlesene Trauben, langes Hefelager, traditionelle Flaschengärung. Degorgiert im Mai 2019, also durchaus schon ein bissl was reiferes. Geöffnet und mit fachkundigem Wissen eingeschenkt von Heiko Braungardt sowie präsentiert von Carolin Meyer, der fränkischen Weinkönigin. Sie wurde im März 2019 für ein Jahr gewählt und ist immer noch unter der Krone – auch hier sorgte die Pandemie für Sonderbedingungen. Noch lieber als Weinkönigin ist sie allerdings Winzerin – die 26jährige hat das elterliche Weingut in Castell übernommen (das dritte im Ort, die anderen beiden haben wir ja vor Ort kennen gelernt). Das kleine Familienweingut wurde jüngst übrigens vom Vinum-Weinguide als Entdeckung des Jahres der Region Franken ausgezeichnet…

[Besucht am 1. September 2021 | Alle Beiträge Wein und Winzer Franken]

Hinweis:

Die Recherchen zu diesem Beitrag wurden unterstützt mit einer Pressereise auf Einladung des DWI (Deutsches Weininstitut).

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