Neejahrskoken (Rullerkes)

Teezeit am Neujahrstag

Es war ja ganz normal zu Fuß zu gehen früher, als noch nicht jeder ein Telefon hatte – geschweige denn ein mobiles. Oder bevor es SMS gab oder gar WhatsApp. Also gingen wir am Neujahrstag die Verwandten zu Fuß besuchen, zuerst von unserer Wohnung Im Spiet zu Onkel Hans in der Bleicherslohne – knapp eineinhalb Kilometer nur, Norden in Ostfriesland ist ja eine Kleinstadt. Pott Nörden nannten damals sogar die stolzen Norder ihre Heimatstadt. Dort gab es erst einmal Tee („Water sust al“, das Wasser kocht quasi schon). Drei Tassen mussten es auf jeden Fall sein, und weil Neujahr war, gab’s dazu Neejahrskoken. Das ist sowas wie Knetwaffeln, nur mit anderem Geschmack und in anderer Form. Von Onkel Hans ging’s dann noch zu Tante Herta, die in der Linteler Straße wohnte. Dort gab’s nach einem Kilometer Spaziergang natürlich wieder Tee (drei Tassen…) und Neujahrswaffeln. Auf dem 1,4-km-Weg nach Hause noch kurz eine Stippvisite bei der Omi, wo es weder Tee noch Neujahrskuchen gab, denn sie war keine Ostfriesin, sondern Flüchtling und nicht so mit der ostfriesischen Tradition verwachsen.

NeejahrskokenDer Teig für die Neejahrskoken ist ein Rührteig, bei dem ein knappes Pfund Mehl, je ein halbes Pfund Butter (bitte vorher flüssig machen) und Kluntje (bitte in 500 g Wasser, das gehörig heiß ist, auflösen und dann kalt werden lassen) die Grundlage bilden. Hinzu kommen ein oder zwei Ei(er), je 5 g Zimt und Anis (ich nehme immer eine Mischung aus Samen und gemahlenem Anis). Wer mag, gibt noch 3 g Kardamom hinzu.

Der Teig kommt – gut abgedeckt – über Nacht in den Kühlschrank.

Backen im Waffeleisen. Mit Hilfe eines runden Holzes (bei mir ist es der Griff des Dänischen Rührbesens) noch warm zu Rollen formen. Auskühlen lassen und in einer Blechdose aufbewahren.

Für die Übersicht die Zutatenliste:

500 g Mehl
250 g Butter
250 g Kluntje
500 g Wasser
2 Eier
7 g Zimt (viel)
5 g Anis (halb Samen/gemahlen)
3 g Kardamom

(Aus:
Ulrich van Stipriaan’s
Compendium der nahrhafftesten Speisen & vorzüglichsten Genüsze
sowie Beschreybung derselben in Wort und Bild.
Selbstverlag. Münster 1979)

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