Wir verzichten stark auf Marge

Podcast "Auf ein Glas", Episode 74: Dominik Zieher (Zieher KG) und Silvio Nitzsche (WeinKulturBar)

Zieher-Nitzsche

Weingläser zu kaufen macht momentan wirklich keinen Spaß. Sie werden fast zusehends teurer. Weingläser zu verkaufen macht übrigens momentan auch keinen Spaß: die Produktionskosten steigen, der Nachschub wichtiger Materialien ist – zurückhaltend gesagt – komplex, Produktionskapazitäten sind begrenzt. Darüber und das eine oder andere mehr sprachen wir mit Dominik Zieher, dem CEO der Zieher KG. Weinaffine kennen die Glasserie Vision, die in Zusammenarbeit mit Silvio Nitzsche von der Dresdner WeinKulturBar entstand. Weil wir mal bei einer Frage im Podcast nicht weiter wussten, kam uns Silvio dann zur Hilfe…

Das teuerste Glas der Vision-Serie ist das Balance. 2019 kostete es im Zweierpack etwa 110 €, ab dem 1. März 2023 soll der Preis bei 169 € liegen, rund 54 Prozent mehr (im Podcast haben wir es ungerechnet und überschlägig mit 60 % debattiert). „Aber der Produktionspreis ist prozentual noch mehr gestiegen“, weiß Dominik Zieher. „Wir verzichten stark auf Marge, es ist nicht reell, alles weiter zu geben!“

Hier wie gewohnt unser roter Gesprächsfaden (mit einigen Abschweifungen, die aber dazu gehören).

  • 00:40 Dominik Zieher, CEO Zieher GMBH
    Zieher gibt’s seit 1986
    die Weingläser aber machen sie erst seit acht Jahren
    Ursprungs- (und immer noch Haupt)Geschäft: Luxushotels weltweit in über 90 Ländern mit sehr designorientierten Buffettsystemen ausstatten
    Designmanufaktur mit kleinen Auflagen
    zur Serie Vision kam es über Silvio Nitzsche
    Ziel war was besseres, nicht für jede Rebsorte ein Glas
    Glasentwicklung: viel gezeichnet, probiert, Muster bauen lassen
    entstanden sind Charaktergläser
    die Optik der Gläser macht sie instagrammable…
    man schmeckt Unterschiede bei verschiedenen Gläsern
    Die Gläser werden nicht in Himmelkron in Franken hergestellt, sondern in Ungarn
    kleine Manufaktur in Ungarn – weltweit die beste?!
    dort entstehen noch andere bekannte mundgeblasene Gläser
    eine der letzten ihrer Art…
    weitere Produktionsstätten? Lassen sich nicht leicht finden
    das Handwerk Mundgeblasene Gläser gibt es hauptsächlich in der Tschechei, in Polen und in Ungarn
    faktisch gibt’s das in D gar nicht mehr und in AU nur noch ein ganz klein wenig
    Nachfrage nach mundgeblasenen Gläsern steigt (auch seit Corona)
    daher: ein Kampf um Kapazitäten
    um die benötigten 1.390 Grad Celsius zu erreichen, braucht man viel Gas
    aber nicht nur das Gas bereitet Probleme, die Rohmaterialien fehlen auch häufig
    während Corona: Hotelbereich -80 %, Glasbereich in die Höhe geschossen
  • 07:24 Preiserhöhungen in der Produktion kommen schon in „Euro pro Glas“
    wir hoffen, dass es sich wieder entspannt
    zu den Preisen konkret
    Balance (das größte Glas der Serie) lag 2019 bei ca 110 Euro fürs Doppelpack…
    und ab 1. März bei 169 Euro…
    das sind ca 60% mehr – aber der Produktionspreis ist prozentual noch mehr gestiegen: Wir verzichten stark auf Marge
    der Markt wird enger
    einer der stärksten Märkte ist Südkorea, das ist ein High-End-Markt im Weinbereich
    Gaspreis auf dem Stockmarkt ist schon fast wieder auf Vorkriegsniveau – doch die Fabrikation verhält sich abwartend
    ich gebe Preissenkung weiter, weil ich lieber die Menge verkaufe, die ich produzieren kann
    internationaler Betrieb – wie wichtig sind da Messen?
    im Hotelbereich viel Stammkundschaft, da geht Austausch mit Importeuren
    im Weinbereich war’s schwieriger
    Zoom-Raum gebaut für professionelle Kontakte online
    aber: es geht positiv wieder los!
    gibt es eine Weiterentwicklung der Gläser?
    eine neue Serie nur, wenn es denn was wirklich Besseres wäre. Dann aber auch nur die!
    …dann würden wir es ja genau wie alle anderen machen: in die Breite wachsen, um mehr zu verkaufen
    warum wir uns diese Einstellung leisten können? Weil die Gläser nicht unser Hauptgeschäft sind!
    Vision ist eine Leidenschaft!

Gläser

  • 13:49 Silvio Nitzsche zu den Gläsern
    zur Form der Gläser: wie heißt das denn da unten rum?
    die Verwölbung…
    langer Findungsprozess
    es gab eine Zeit, in der man sich mit Gläsern mindestens so gut auskennen musste wie mit Wein…
    es gibt kein Weinglas, das versucht, den Wein sichtbar zu machen
    sie sind formschön, sie passen zum Gedanke, was Neues zu haben – und man erkennt sie sofort: es sind Zieher Gläser!
    ein kleines und ein großes Glas in einem – dank des Ringes
    Gläser waren rebsorten- oder gebietstypisch
    oh, uvs war Testperson (ohne es zu wissen) bei der Entwicklung
    die ursprüngliche Idee von Riedel mit der Sommelier-Serie (1968) war großartig
    wir im professionellen Bereich halten uns an die Regeln, wenn wir mit den Gläsern arbeiten? Nein!
    wir versuchen, den Wein mittels des Glases auszukleiden
    schon immer über die Grenzen hinaus gedacht – und wir brauchen die Grenzen eigentlich auch gar nicht
    es war zuerst befremdlich, dass es nur vier Gläser geben soll… (eigentlich nur drei, denn das vierte ist das straight, was den Wein nackicht macht…)
    ein Wein, ein Tisch, zwei Leute: das können durchaus andere Gläser sein!
    Silvio ist kein Coravin-Fan
    Hintergrund: was ist Coravin?
    Gläser sind mundgeblasen
    seit zwei, drei Jahren gibt es u.a. die Definition Serie
    ein mundgeblasenes Glas hat eine ganz andere Oberflächenstruktur
    barrierefreies Trinken…
    beim maschinengefertigten Glas fällt der Wein in den Mund – beim mundgeblasenen gleitet er hinüber
    …und wie war das mit Chianti aus Korbflaschen mit Senfgläsern???
  • 35:13 handgemacht, mundgeblasen – wie geht das?
    es geht heiß in die Holzform – aus massiver Eiche, die im Wasser lag
    per Hand gedrechselt
    absolutes Kunsthandwerk (und es gibt ein Video!)
    dann zieht er den Stiel heraus
    final wird der Boden heraus geformt
    wie lange hält die Form? – Nach 60 bis 80 Gläsern war’s das…
    das einzige Hilfsmittel fürs Maß beim Drechseln der Form ist ein Papierstück
    aber die Form ist dennoch 100% immer gleich!
    in D gibt es solche Meister nicht mehr – Glasbläserei ist ja auch nicht leicht (die Hitze!)
  • 39:40 Die Preisträger
    Armin Neumann, Wein & mehr in Rostock
    Stefanie Döhring, Weinladen St. Pauli
    Martin Kössler, K&U Weinhalle
    Jörg Linke, Hohenbrunn bei München
    Vorgabe war: keine Ketten, kein reiner Online-Handel: Menschen!
    das wird jetzt jährlich vergeben

Auf ein Glas – der Podcast der STIPvisiten. Gespräche beim Wein. Über Wein. Über Essen. Und übers Leben, natürlich.

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