Nebbiolo ist meine Leidenschaft!

Podcast "Auf ein Glas", Episode 78: Martin Schwarz und Grit Geißler (Sachsen)

Martin Schwarz und Grit Geißler

Sein Name ist Schwarz. Martin Schwarz. Er zählt zu den besten Winzern in Sachsen – das sagen viele von denen, die im Elbland leben und gerne Wein trinken, das schreiben auch die einschlägigen Weinführer. Mein Reden sowieso und schon fast immer – in einem Beitrag für die Rheinische Post Düsseldorf schrieb ich 2016 u.a.: „Sächsische Weine gehören nicht zu denen, die man außerhalb des Anbaugebiets unbedingt kennt. Das ist manchmal gut so und manchmal sehr schade. Ein Winzer, den zu kennen sich lohnt, ist Martin Schwarz. Von seinen Weinen gibt es keinen, der uns nicht schmeckt. … Martin Schwarz bewirtschaftet insgesamt 2,2 ha – fast alles Steillagen, aber die keineswegs zusammenhängend, sondern verteilt auf weit auseinander liegende Weinberge. Wirtschaftlich nicht der Brüller, aber wenn es mal irgendwo hagelt, kann das auch ein Vorteil sein – dann ist eben nicht aller Wein betroffen. 16 Jahre war Schwarz Kellermeister auf Schloss Proschwitz, dem größten privaten Weingut in den (mittlerweile ja nicht mehr ganz so arg) neuen Bundesländern. Seit 2013 macht er sein eigenes Ding – mit eigenem Keller in der Weinmanufaktur Meißen.“

Mittlerweile ist aus dem Weinbaubetrieb Martin Schwarz (2016) das VDP-Weingut Martin Schwarz geworden, mit aktuell 6 ha. Er war (auf unseren besonderen Wunsch) mit seiner Partnerin Grit Geißler ins Studio Rdbl. gekommen, um über Riesling, Chardonnay und Nebbiolo zu reden – unter anderem. Natürlich wollten wir auch wissen, woher er denn die einfachen Weine für die Basis der VDP-Pyramide nehmen werde, wo doch Schwarz-Weine alle eine beachtliche Qualität haben? So leicht ist das nämlich auch von den VDP-Statuten nicht, denn sobald da Traubenzukauf mit drin ist, darf nicht mehr VDP drauf stehen. Details besprechen wir bei einem Schluck Weiß- und Grauburgunder (um einen früheren Jahrgang davon ging’s auch beim Beitrag für die RP – übrigens für deren Rubrik „Auf ein Glas„) …

Weine zum Podcast "Weingut Martin Schwarz"Unsere drei Weine beim Gespräch:

  • 2019 Riesling Meißner Kapitelberg
  • 2020 Weiß- und Grauburgunder
  • Rot von Schwarz

Weiterführender Lesestoff:

Show Notes

  • 01:03 zu Gast: Grit Geißler und Martin Schwarz
    01:56 Arbeitsbeginn
    wir haben einen schönen Riesling hier
    ein Riesling aus dem Kapitelberg (oder aus dem Kapitalberg?)
    die besten Lagen hatte der Bischof (nicht nur in Sachsen)
    4:00 Das Weingut gibt es seit 2003, angefangen mit weniger als 1 ha
    jetzt knappe 6 ha (vor ’nem guten Jahr war es noch die Hälfte…)
    Seine Lagen: Kapitelberg in Meißen, Friedstein in Radebeul…
    …und Merbitz (gehört zu Dresden) auf der anderen Elbseite
    dort gibt es kalkhaltigen Boden, den Pläner (im Gegensatz zur rechten Elbseite, wo Verwitterungsgranit vorherrscht)
    Was noch? Diesbar-Seußlitz fehlt noch!
    steil, steinig, trocken
    aber: eine sehr gute Lage, sie haben Chardonnay gepflanzt
    ABC wandelt sich von „Anything But Chardonnay“ zu
    Martin: Chardonnay ist Rebe mit großer Zukunft in Sachsen
    Matthias wirft ein: Zukunftsreben
    UVS echauffiert ich über PiWi-Fraktion und das Zukunftsreben-Framing
    bei Schwarzens wird die Zukunft kommen – aber ohne PiWi: Das steht fest!
    zurück zum Chardonnay!
    seit 2013 haben sie ihn im Friedstein im Ertrag
    der Chardonnay wird in Sachsen den Weißburgunder ablösen – langfristig gesehen
    Always Beautiful Chardonnay? All buy Chardonnay?
  • 11:00 zur Grit!
    die Geschichte vom Traktor
    der Ulrich Sautter ist schuld!
    Sautters Tipp: sieh zu, dass Du auch den Herrn Schwarz kennen lernst!
    das war 1999…
    Praktikum in Italien für ein halbes Jahr
    die Geschichte vom Martin steht ja „überall“ nachzulesen…
    übers Schneiden der Reben – warum ist das so wichtig?
    Reb-Erziehung heißt es auch: man erzieht seine Reben…
    wehe, der Stock ist nicht so gewachsen wie man es sich im Lehrbuch vorstellt (also: die meisten!)
    2 MA im Außenbetrieb, „beide artfremd“
    die Azubis sind ganz fit (es sind 2 Azubis)
    plus der Vertriebs-Philipp 😉
  • 19:30 was hat Martin bewogen, nach Sachsen zu kommen? (siehe auch hier)
    Joachim Heger hatte ihm nach dem Studium den Prinz zur Lippe empfohlen – und dann ging alles sehr schnell
    hingefahren, spannend gefunden, da geblieben.
    es ist immer was passiert (Proschwitz ist von 16 auf zeitweise 100 ha gewachsen…)
    das war eine Herausforderung, und ich habe viel gelernt dabei
    zehn Jahre Weingut Schwarz parallel zum Kellermeister/technischen Betriebsleiter in Proschwitz betrieben
    am Anfang durchaus als Ausgleich gedacht
    Grit sagte: bevor du im Keller verkümmerst…
    22:07 2003 das Weingut gegründet
    Jahrgang 2002: Etiketten im Schreibmaschinen-Look, handgeklebt
    wieviel Flaschen sind’s heute?
    30-35.000 Flaschen auf der Schwarz-Linie
    VDP: der erste VDP-Jahrgang wird 2022 sein
    23:29 Frage: wo sollen denn die Guts- oder Ortsweine herkommen?
    Grit: als wir angefangen haben, hatten wir die umgekehrte Pyramide: keine Basisweine und nach oben wurde es immer mehr
    ein Händler aus Berlin hat „immer geschimpft“: ihr braucht einen Basiswein!
    es tut mir leid: aus den Steillagen können wir keinen kleinen Wein produzieren
    jetzt haben sie die Möglichkeit zuzukaufen (von 2-3 Kollegen)
    daher kommen Basisweine wie der Kleine Schwarz, Rot von Schwarz…
    ABER: das sind keine Gutsweine, weil Zukauf!
    Gutsweine werden sein Müller-Thurgau, Rosarot und der Granit
    Flächen der Hanglage: leichter zu bearbeiten, gut für Gutsweine!
    wir können es abstufen, auch wenn wir natürlich die gleiche Sorgfalt verwenden
    aber auch da: alles Handlese, selektiert
    in Sachsen: starke Trockenheit, die zu niedrigen Erträgen führt (aber eben auch zu konzentrierten Weinen)
    28:26 Kapitelberg und Friedstein sind die Großen Lagen
    wir nutzen den VDP auch als Vermarkungsplattform
    aber auch sehr wichtig: innerhalb des VDP Kontakte knüpfen, Austausch pflegen
    wir wollen mit dem VDP Sachsen nach außen hin bekannter machen
    Sachsen existiert für viele gar nicht als Weinland – das finden wir schade
  • 35:05 Weiß- und Grauburgunder im Glas
    vorwiegend aus der Merbitzer Lage – ideale Böden für weißen Burgundersorten
    eine Hanglage, aber geschützt
    da auch Zukauf aus Cossebaude drin ist, wird das kein VDP-Wein, sondern ein Weinhaus-Wein…
    ich habe mich entschieden Wein zu machen, weil ich leckeren Wein machen wollte
    Wein ist ein business, nicht nur Leidenschaft
    Hektarerträge in den Steillagen 25-35 Hektoliter
    geringere Erträge und mehr Arbeitsaufwand
    1.000 bis 1.500 Stunden (teils mehr) pro Hektar/Jahr
    in D’dorf auf der ProWein mit anderen VDPlern aus dem Osten
    überregionale Vermarktung ist die einzige Chance, Preise zu halten oder zu erhöhen
  • 46:22 Friedstein
    Friedstein in Kürze zusammengefasst…
    …und in langer Version
    Karl Erivan Haub hatte das Schloss erworben – mitsamt ehemaligem Weinberg
    mich hatte der Weinberg unterhalb des Schlosses interessiert!
    …der völlig verwaldet war
    knapp hundert Jahre lag der Berg brach
    eingefallene Trockenmauerfragmente…
    „Machen Sie mal!“ – das war 2004
    Genehmigung kam 2008
    um ein Haar wären sie in Südfrankreich gelandet, wo sie nach Rebflächen Ausschau hielten…
    2009-2011 gepflanzt
    gepflanzt wurden: Chardonnay, Riesling, Pinot Noir (frz. Klone) und ein paar Reihen Nebbiolo
    51:12 Nebbiolo ist meine Leidenschaft!
    wir kriegen ihn zur Vollreife! Mostgewicht 100 bis 106 Grad
    manchmal/meistens gibt es wegen der geringen Menge Jahrgangsblends
    deswegen Stöcke nachgepflanzt – damit das Fass voll wird
    ich liebe Tannine und mag kraftvolle Weine!
  • 55:11 der Anlass, warum wir Wein machen, ist ja eher ideell
    im Glas: Rot von Schwarz, eine Cuvée aus Regent und vorwiegend Spätburgunder (nicht: Pinot Noir) sowie ein wenig Dornfelder
    …und trotzdem ein kühler Wein
    Was geht ab (oder nicht) in den Weinbergen…
    man kann viel probieren – aber wenn man einmal einen Weinberg angelegt hat, sollten erst mal einige Jahre ins Land gehen
    die Langsamkeit, die dahinter steckt: man erntet nur einmal im Jahr…
    wir sind ja ein Weingut in der ersten Generation, wir haben mit Nichts angefangen
    mein Ziel ist: weiter machen!
    wo seht ihr die Kulturlandschaft hier in zehn Jahren?
    die Steillagen müssen erhalten bleiben
    Flurbereinigung hat auch Arbeitsmöglichkeiten geschaffen!
    in die Mauersanierung wurde schon viel Geld gesteckt…
    irgendwann ist der Ostbonus vorbei

Weingut Martin Schwarz
Dresdner Straße 71
01662 Meissen

Tel. +49 163 5107408
schwarz-wein.de

Auf ein Glas – der Podcast der STIPvisiten. Gespräche beim Wein. Über Wein. Über Essen. Und übers Leben, natürlich.

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