Bilder aus einer belastenden Zeit

Podcast "Auf ein Glas", Episode 80: Helena Heilig – Wirte im Lockdown

Helena Heilig | Matthias Gräfe im Lockdown

Kennen gelernt haben wir uns am 17. Februar 2021 um 16:22. Da kam Helena Heilig nach getaner Arbeit mit Matthias Gräfe ins Lager vom Wein & fein, wo Stefan Maas und ich einen Podcast aufnahmen. Die „getane Arbeit“ von Helena Heilig war, ein Foto vom Herrn Gräfe aufzunehmen. Denn der war damals ein Wirt im Lockdown – und die (bzw. einige von ihnen) zu portraitieren, hatte sich die Fotografin aus München vorgenommen. Das Titelbild dieser Folge entstand genau da. Jetzt ist der 4. April 2023 mittags, und Helena Heilig ist eigens von München nach Rdbl. gekommen, um selbst Gast unseres Podcasts zu sein. Der Anlass ist dieses Mal erfreulicher: Zum Thema „Wirte im Lockdown“ gibt es im Foyer der Zentralbibliothek (für die Nicht-Insider: die befindet sich im Dresdner Kulturpalast) eine Ausstellung. Los geht’s am 26. April, zu sehen ist die Ausstellung dann bis zum 13. Mai.

Anders als sonst ist dies ein Podcast (fast) ohne Wein – und wir sind deutlich ernster als normal. Das Thema Lockdown zeitigt eben noch Nachwirkungen. Wobei das Reflektieren über die Zeiten der Pandemie keine Jammerparade geworden ist, sondern eine Unterhaltung über das, was 2020/21 so alles passiert ist. Und natürlich lernen wir unseren Gast Helena Heilig ein wenig besser kennen und reden viel über Fotografie. Zu trinken gab’s dann doch was, im Zusammenhang mit Neuseeland…

Das sind die Eckpunkte unseres Gesprächs:

  • 00:56 Zu Gast Helena Heilig aus München
    am 18. Februar 2021 war sie schon mal da…
    da gab’s nen Podcast mit Stefan Maas
    ihr Projekt damals und bis heute (in a way): Wirte im Lockdown
    Eröffnung der Ausstellung am 26. April, läuft bis 13. Mai im Kulturpalast
    das Projekt nahm 2020 in München seinen Anfang und war auch nur für München geplant
    aber es kam alles anders
    Ausstellung in Dresden ist die Nummer 5
    sie hat im April 2020 angefangen die Wirte im Lockdown zu fotografieren und dann bis 2021 Fotos gemacht
    die geplante Ausstellung 2020 in München fiel dem 2. Lockdown zum Opfer – und da machte sie sich auf: mehr München-Fotos und Gastro in anderen Städten
    Berlin und Hamburg folgten, danach eine Tour im Januar 21 und im Februar dann nach DD und L
    nach der Tour im März stoppte sie ihre Grafikerin: das geplante Buch würde zu dick, „sonst kriegen wir den Deckel nicht mehr zu!“
    nach 192 Portraits war Schluss
    es gibt also ein Buch!
    es ist großformatig DIN A4 quer
    ein gewichtiges Buch: 2,4 Kilo
    rechts Foto, links Text (von acht Autoren – für Dresden war das Kaddi Cutz)
    die Idee zum Buch: es nicht nur in temporären Ausstellungen zu dokumentieren (192 sind eh zu viel für eine Ausstellung)
  • 08:17 Frage an Matthias: Wie war es für ihn?
    ein gewisser Aktionismus war da…
    wir waren sytemrelevant (weil Geschäft und nicht nur Gastro)
    die Zeit hat mir gezeigt, was ich eigentlich machen will – insofern auch die Augen geöffnet
    es lief so – irgendwie
    Unfreiwilliges Hauptthema der Tour von Helena Heilig war: wie versorge ich mich? War ja alles zu! Bei Matthias gab’s Suppe!
    in der Gastro waren ja die Kühlschränke leer (und sogar aus)
    Gräfe: es ist eine größere Weinauswahl dazu gekommen (die Leute waren ja nicht aus…)
    auf einmal haben die Leute nach Lagrein gefragt!
    zuvor gab es nahezu ausschließlich sächsisch & deutsch – jetzt wurden Spanier nachgefragt!
  • 16:09 Helena Heilig hat Fotografie studiert
    exakt: Fotografie und digitale Medien in England
    rückblickend war ich diejenige, die bei Klassenfahrten die Bilder gemacht hat
    ich wollte selbstständig arbeiten!
    das Studium in England war sehr praxisbezogen

    Matthias Gräfe, Gräfe’s Wein&fein. Foto: Helena Heilig

    im Buch: 192 Aufnahmen, aber kein Bild ist wie das andere, obwohl ja alle gleich sind: jemand im leeren Gastraum
    alle anders arrangiert – aber alle gucken traurig!
    wie die Fotos entstanden…
    manchmal kam die Frage: wie soll ich denn jetzt gucken? Da habe ich gesagt: wie würdest Du denn jetzt gucken?
    manchmal habe ich gedacht: wo ist eigentlich das Psychologenteam hinter mir?
    diese Zeit war für alle belastend
    die Texte und Bilder helfen, das Erlebte zu verdauen
    welche Bilder wird man in DD sehen? Neben Gräfes Wein & Fein die aus dem Bülow-Palais, der Osteria Porto Cervo, der Weinzentrale, vom Hofbräu an der Frauenkirche, vom Sophienkeller im Taschenbergpalais, die Sonderbar sowie die Restaurants Rosengarten, Schmidts, Herz American Bar und Cantina.
    Insgesamt sind es 22 Bilder, also elf nicht DD

  • 24:36 es gibt Wein, Baby!
    Sauvignon aus Neuseeland – das wär’s doch, oder?
    aber es wurde die Pfalz!
    Nicht Hawke’s Bay, nicht Claudy Bay, sondern Deidesheim! Bassermann-Jordan im Glas!
    ein Mix: bisschen grün, bisschen gelb…
    Arbeitsbeginn? Nee: Arbeitsmitte!
    sie ist in England geboren
    ein wichtiges Kapitel in ihrem Leben: Neuseeland
    mit 16 erstmals da im Rahmen eines Schüleraustauschs – und seitdem immer wieder hin
    dort ist alles so relaxed!
    Kiwi time!
  • 31:28 zurück zum Buch
    Olaf Kranz, Schmidt’s Restaurant. Foto: Helena Heilig

    Simone dabei, die Videobeauftragte…
    warum die Bilder oft sie wirken, als ob sie vor hundert Jahren aufgenommen sind? Weil sie s/w sind – und weil die Menschen nicht lachen!
    vor 100 Jahren technisch bedingt…
    Stichwort lange Belichtungszeit…
    Camera Obscura – das Gegenteil der digiatlen Fotografie: nicht schnell, man sieht nicht sofort was man hat
    ich habe gedacht: das wird sehr abstrakt!
    aber, Überraschung: alles sehr real. Außer: keine Leute (die verschwanden im Strom der Zeit)
    Aufnahmen blenden die Hektik des Alltags aus
    Gästeerfahrungen: Mut erfahren, Mut geben
    die abgelichteten Gastronomen: so wie das Leben, von allem etwas…
    viel Zufall dabei, keine explizite Auswahl
    wir zeigen, wie gelebt wird (wenig arrangiert)
    dieses Projekt verbindet die Gastronomie in ganz Deutschland (sagte eine Hamburger Gastronomin)
    ein zeitgeschichtliches Dokument (gibt’s auch im Haus der Geschichte!)
    das Buch kostet – bei ihr bestellt – 55 Euro inkl. Versand
    vorab keine Gedanken zur Finanzierung gemacht („ich bn da reingestolpert“) – was auch besser war…
    Zeit war (genügend…) da
    selbst finanziert und Sponsoren gesucht & gefunden
    wenn ich es vorher gewusst hätte, was es finanzell bedeutet, hätte ich mich nicht getraut es zu machen
    ein Herzensprojekt!

Ausstellung „Wirte im Lockdown“
Foyer der Zentrtalbibliothekl, Kulturpalast Dresden
26. April – 13. Mai 2023
wirte-im-lockdown.de
helenaheilig.de

Auf ein Glas – der Podcast der STIPvisiten. Gespräche beim Wein. Über Wein. Über Essen. Und übers Leben, natürlich.

Alle Folgen unter diesem Link: podcast.stipvisiten.de

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