Jungweinprobe: Keine trockene Sache

31. Jungweinprobe in der Börse Coswig2

Die diesjährige Jungweinprobe Sachsen & Saale-Unstrut fand am alten Ort (Börse Coswig) mit neuem Plan statt: statt wie früher® die Weine nach Rebsorten an langen Tischen aufzureihen und probieren zu lassen, konnten in diesem Jahr erstmals die Weinbaubetriebe sich und ihre Weine an eigenen Ständen präsentieren. Das hat, sagen wir mal: für Gastronomen, den Vorteil, dass sie gleich mit dem Winzer ins Geschäft kommen können. Das hat, sagen wir mal: für interessierte Vergleichstrinker, den Nachteil, dass man nicht schnell mal hintereinander alle Sekte, alle Goldrieslinge, alle Riesling-Traminer probieren kann, um so den besten zu finden.

Sachsen

Die Jungweinprobe ist ja auch immer eine Gelegenheit, mal etwas über den Status der Winzerschaft in den beiden Anbaugebieten zu erfahren. Die Zahlen aus/für Sachsen trug Felix Hößelbarth vor, der Vorsitzende des Weinbauverband Sachsen. Demnach beträgt die Ertragsrebfläche im Anbaugebiet Sachsen im Jahr 2022 524 ha. Bewirtschaftet wird diese Rebfläche von 1.468 Winzern, wovon die meisten (955) Mitglied der Winzergenossenschaft Meißen sind. Die Zahl der so genannten Kleinwinzer ist stark rückläufig (2007: 3.652, 2016: 2.227, 2022: 1.389), die der Haupterwerbswinzer mit 37 konstant geblieben. 42 Nebenerwerbswinzer komplettieren die Statistik. Das Winzersterben kommt nicht überraschend: die Hobbywinzer werden immer älter, die Arbeit gerade in den Steilhängen, ist anstrengend.

Der Rebsortenspiegel in Sachsen ist was für Wissbegierige und Sammler: 73 Sorten sind registriert, die muss man aber erst mal alle finden. Am meisten angebaut wird Riesling (14%), gefolgt von Müller-Thurgau und Weißburgunder (je 12%), Grauburgunder (9%) und Spätburgunder (8%). Schon bei dieser Aufzählung wird klar: Sachsen ist (noch) Weißweinland, die genannten und etliche andere Sorten stehen auf 81,2 % der Fläche. Die so gerne als typisch sächsisch genannten Sorten Goldriesling und Traminer haben Anteile von 6% bzw. 5%.

Saale-Unstrut

Für das Anbaugebiet Saale-Unstrut hatte Weinbaupräsident Hans Albrecht Zieger einen Überblick vorbereitet. Das Anbaugebiet ist größer: etwas über 800 ha bestockte Rebfläche gibt es – und die Betriebe sind im Schnitt größer. Insgesamt 634 Winzer bewirtschaften die 800 ha, darunter 35 Haupterwerbswinzer und 40 Nebenerwerbswinzer. Die Zahl der Kleinwinzer liegt bei 539 – und die Differenz erklärt die Statistik mit 4 Traubenerzeugern im Haupterwerb sowie Agrarbetriebe mit Obst- und Weinbau (16).

Auch im Anbaugebiet Saale-Unstrut überwiegen die Weißweinsorten, angeführt von Müller-Thurgau (ca. 120 ha), Weißburgunder (115 ha) und Riesling (77 ha). Auch nennenswert und nicht so häufig im Osten: Silvaner (fast 49 ha) und Auxerrois (ca 8 ha). Im Rotweinbereich führt die Sorte Dornfelder (54 ha) vor Portugieser (32 ha) und Spätburgunder (29 ha) – sowie auf Platz 4  Zweigelt (27 ha). Ansonsten ist auch im Anbaugebiet Saale-Unstrut die Vielfalt der Rebsorten erstaunlich, und wer sucht, kann (noch oder schon) Roten Riesling, gelben und roten Muskateller oder Schönburger im Weißweinbereich oder Satin Noir, Domina oder Rondo (im Rotweinbereich) finden.

Trend weg vom trockenen Wein?

FrauenpowerUnd die Probe in der Börse? War nicht nur anders (siehe oben), sondern auch deutlich kleiner als in den Vorjahren. 25 Betriebe – das sind weniger als die Hälfte aus den Jahren 2012 bis 2018) und für zwei Anbaugebiete mit 72 Haupterwerbs- und 82 Nebenerwerbswinzern eine magere Ausbeute. Dafür 49 Euro Eintritt zu verlangen, ist mutig. Wer sich traute, konnte dennoch vereinzelt glücklich werden: die sechs VDP-Betriebe waren vertreten, andere Gute (wie auch guten Bekannte) ließen keine Langeweile aufkommen. Neuentdeckungen mit Wow-Effekt? Nein. Andere Besonderheiten: Ja. Auffallend viele Weine im feinherben und halbtrockenen Bereich, einige liebliche im Einstiegsbereich, natürlich Fruchtsüße spät oder sehr spät gelesene Weine (eine hochkonzentrierte Wahnsinnsbeerenauslese war auch dabei…). Meine Frage an einen Winzer mit der Hälfte der angestellten Weine im nicht-trockenen Bereich, was er denn lieber trinkt, beantwortete er ganz schnell: die trockenen. Aber die anderen verkauften sich doch so gut…

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