Zwei Sonnenliegen und ein Sonnenschirm kosten zehn Euro Tagesmiete. Das ist auch nicht günstiger, als sich einen Schirm für 4 € und zwei Liegen für je 3 € zu mieten – aber was weiß ich denn schon von Strandgutverleihwesen. Eigentlich war’s aber eh egal, denn bei der Küstenwanderung von Bucht zu Bucht (Kaminaki nach Kalami) spielten Liegen und Sonnenschirme nur eine Rolle auf informativen Schildern. Ansonsten hielten wir es mit Otto Darmstadt („Natur Natur, immer lockt uns nur / die Stimme der Natur“ [1]) und genossen die abwechslungsreiche Landschaft.
Aus taktischen Gründen parken wir an der Hauptstraße, denn wir wollen den Weg als Strecke gehen und mit dem Bus zurück. Das aber heißt: erst mal runter zum Strand. Das geht hübsch hässlich über die Straße oder ganz nett den ersten Teil durch einen Olivenhain (und dann den Rest doch die Straße runter). Wir sehen dort ein Schild, das eher abschreckend wirkt: „Taverna The Rocks. Fantastic View. Low Prices“ – und folgen doch dem kleinen Umweg, nur um festzustellen: Tolle Aussicht! Super Preise!
Die Bucht von Kaminaki ist gut erschlossen: die erwähnten Liegen, das erwähnte Restaurant plus noch ein anderes, einige Häuser/Villen. Der übliche Kieselstrand, das übliche türkisfarbige Wasser, das schnelle Bad. Ein schattiges Plätzchen nur leicht ab vom Strand lädt ein, die notwendige Sonnencreme zu applizieren. Man kann hier beim Aufbruch auch Sachen vergessen und testen, ob das Vergessene da liegen bleibt – haben wir gemacht, muss man also nicht selbst testen. Nach rund 500 Metern Wanderung auf dem Weg zur nächsten Bucht bemerkten wir das fehlende Teil und eilten uns zurück – alles gut. Und die Gelegenheit, sozusagen auerfahrplanmäßig, die Taverna The Rocks zu testen und für sehr gut zu befinden.
Ein Schild Corfu Trail deutet an, dass wir hier einen Teil des berühmten Wanderwegs lang gehen. Der Trail zieht sich über (genaue Zahl variiert: irgendwas um die 200, mal mehr, mal weniger) Kilometer vom Süden Korfus bis in den Norden. Man könnte ihn zusammenhängend wandern oder immer mal wieder Teilstrecken hübsch finden, so wie wir. Hier geht’s auf jeden Fall erst einmal von Bäumen beschattet küstennah los, mit Kakteen, Blüten und Meerblicken.
Die nächste Bucht ist eine mit Hotel, dem Atlantica Hotel. Es gibt viele Liegen am Strand, aber (Anfang Juni) nur wenig Menschen – obwohl am Nissaki Beach zwei Liegen und ein Schirm nur 5 € kosten. Boote dümpeln im Wasser, ein Steg aus Holz steigt hoch übers Wasser. Alles ist sehr angelegt, auch die Wege in der näheren Umgebung – der Garten (Olivenbäume, Blumen) mit der Bar und den Liegestühlen dort sowieso. Hotel halt. Aber: man kann dort ungezwungen lang gehen, das stört keinen.
Der schmale Pfad hinterm Hotel ist ausgeschildert: Agni ist das Ziel. Eine Treppe führt, nur so, herunter zu einem Steg. Dort kann man sich umsehen und die Steilküste bewundern, das Grün darüber, das Türkis im Meer rundrum, die Treppe bewundern und wieder hochgehen. Sinnlos? Nein, abwechslungsreich, abwechselnd, aufschlussreich, schön.
Die nächste Bucht beginnt mit einem Restaurant. Also so mitten auf dem Wanderweg – als ob der direkt in die Tür des Restaurants führen würde. Tut er auch, aber Nikolas Taverna macht mit einem großen Schild klar: alles geht, nichts muss. Also kann man einfach durch laufen zum Agni Beach oder sich einen Platz suchen. Wir machten beides: liefen erst durch und dachten dann: ähm., eigentlich könnte man sich doch setzen und ein Getränk zu sich nehmen. Gesagt, getan, gut gemacht. Der Strand ist grobkieselig, der Vermieter von Liegen und Sonnenschirm (10 € im Set!) hat einen Holzsteg für empfindliche Füße gelegt bzw. wahrscheinlich legen lassen.
Beim Weiterlaufen erkennen wir das Prinzip: es geht wieder hoch (Hochleistungssport geht anders, von drei auf elf Meter!), auf schmalem Pfad durch den Wald. Irgendwann teilt sich der Weg, wir wählen den rechten und landen an einer kleinen Kieselbucht ohne nennenswerter Wichtigkeit, schauen kurz aufs Wasser und den korrekten Weg weiter oben, laufen also zurück und nehmen exakt den. Er bringt uns zum Strand von Yaliskari, den wir aber rechts liegen lassen und wieder hoch in den Wald stapfen, dieses Mal bis zu einem erstaunlichen Maximum von 25 Metern.
The White House ist nicht das Weiße Haus von Washington, sondern der ehemalige Wohnsitz des britischen Schriftstellers Lawrence Durrell in Kalami . Gegenüber vom Wohnhaus gibt es das Restaurant gleichen Namens, in dem man fine dining am Wasser genießen kann. Küchenchef ist Lefteris Lazarou, der erste mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete griechische Koch.
Wir legen nun einen Schritt zu, den ein Blick auf den Fahrplan der Green Line zeigt uns: um 18 Uhr fährt einer in Kassiopi los – der vorletzte. Den zu verpassen, würde bedeuten: bis zum letzten warten, der 19:50 Kassiopi verlässt. Wann genau der Bus an der Haltestelle oberhalb von Koulura ist, kriegen wir nicht raus – die Fahrpläne verraten nur die jeweilige Abfahrt am Startpunkt. Aber Trödeln verbietet sich bei so einer Taktung (wir haben den Bus bekommen und auch gar nicht lange gewartet).
Aber der Hafen von Kouloura soll doch schön sein, hatten wir gelesen! Stimmt. Wir haben diesen verpassten Teil zwei Tage später auf dem Weg zur nächsten Wanderung nachgeholt, waren also statt am späten Nachmittag am frühen Morgen da. In der Taverna Kouloura kann man offenbar fabelhaft frühstücken, wie ein unverfrorener Seitenblick auf die Teller der dort sitzenden Gäste zeigte. Wir kamen aber gerade vom Frühstück, widmeten uns also dem bezaubernden Hafen mit seinen Booten: ein lohnenswerter Abstecher (und gut zu wissen, dass man bei verpasstem Bus da ein nettes Restaurant findet).
[Wanderung am 2. Juni 2023 | Landing-Page Korfu bei den STIPvisiten]
Guten Tag, herzlichen Dank für Ire lesenswerten , informativen und amüsanten Berichte.
Ich schaue gern von Zeit zu Zeit auf Ihre Seite.
Sind Sie die Route zum jetzigen Zeitpunkt gegangen?
Viel Grüße
Alex
Ja, das war Anfang Juni. Ich habe es ergänzt im Bericht…
PS: Danke fürs Lob!