So einen Fels lässt sich keiner entgehen, der sich Gedanken um den Bau einer Festung macht: an drei Seiten geht’s über 300 Meter steil runter zum Meer – und so richtig gemütlich ist der Zuweg über Land auch heute noch nicht. Aber immerhin gibt es eine Straße (mit Kreisverkehr und Taverna in Krini!) bis ziemlich nahe ran ans Angelokastro – der byzantinische Burg im Nordwesten von Korfu. Die Ursprünge der Anlage sollen im 5. bis 6. Jahrhundert liegen.
Es gibt einen Parkplatz direkt an der Kasse zum Angelokastro – aber man kann sich auch einige hundert Meter zuvor an einem Aussichtspunkt am Straßenrand ein lauschiges Plätzchen für den Vierrädler suchen und (nach dem obligatorischen Foto von der Aussichtsplattform) sich der Festung zu Fuß nähern. Natürlich mit dem üblichen Ab- und Auf, aber mit schönen Blicken.
Angelokastro ist eine der wichtigsten byzantinischen Burgen auf Korfu. Ihre strategisch sehr günstige und uneinnehmbare Lage am nordwestlichen Ende der Insel, von der aus man fast die gesamte südliche Adria überblicken kann, machte sie über viele Jahrhunderte hinweg sehr wichtig für die Geschicke und die Entwicklung der Insel.
Die Vergangenheit der Burg hängt viel mit den ewigen Streitereien, Eroberungen, Kriegen zusammen. Alle waren da oder versuchten es zumindest: die Sarazzener, die Normannen, die Despoten von Epiros, Manfred von Sizilien, Karl von Anjou, die Venezianer. Und natürlich Napoleon und die Briten. Lange war Angelokastro bei Streitereien hilfreich, aber je moderner der Krieg, desto weniger nützlich alte Burgen. Im 19. Jahrhundert wurde Angelokastro völlig verlassen und verfiel. Erst 1999 unternahm das griechische Kulturministerium erstmals ernsthafte Anstrengungen zur Erhaltung und Restaurierung der Stätte (mit Hilfe von Programmen der Europäischen Union übrigens).
Nun kann man rein, der Eintritt (3 €, EU-Bürger bis 25 Jahre frei) lohnt sich, auch wenn es wie so oft bei derlei Anlagen einiger Phantasie bedarf, die Dinge zu sehen. Im Eintritt inbegriffen war für uns ein prächtiger Pfau am Kassenhäuschen. „Aufpassen, der ist nicht ungefährlich!“, warnte die Kassiererin und sorgte für Abstand zwischen Gast und Tier. Ein Besen half ihr dabei, dem Tier zu zeigen was eine Harke ist. Aber wir wollten doch Bilder! Also mahnte sie uns, das Tier und ging weiter Tickets verkaufen. Alles ging gut, denn eitel wie ein Pfau gilt ja auch und gerade für Pfauen.
Die Burg besteht aus einem Vorwerk, das etwa auf halber Höhe der Nord- und Ostseite des Steilhangs liegt. Auf dem höchsten Punkt befindet sich die Zitadelle, deren Haupttor im Norden von einem runden Turm geschützt wird. In den Ruinen gegenüber dem Haupttor befanden sich die Quartiere der Garnison, und drei unterirdische Zisternen versorgten die Burg mit Wasser. Außerdem gab es ein kleines Tor auf der Südseite. Die Mauern waren mit Zinnen versehen, die nur im nordwestlichen Eck erhalten sind.
Auf dem höchsten Punkt der Zitadelle steht die kleine Kirche des Erzengels Michael (Taxiarhis Mihail), die an der Stelle einer wahrscheinlich frühchristlichen dreischiffigen Kirche errichtet wurde. Im Westen sind Gräber in Form von menschlichen Körpern in den Fels gehauen, während im Osten eine winzige Kapelle, die der heiligen Kyriaki gewidmet ist, aus einem riesigen Felsbrocken herausgearbeitet wurde. Die erhaltenen Wandmalereien können auf das 18. Jahrhundert datiert werden.
[Besucht am 12. Juni 2023 | Landing-Page Korfu bei den STIPvisiten].
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