Die Nikolaikirche ist Leipzigs älteste Kirche, sie ist die größte der Stadt – und vielleicht auch die politisch bedeutendste: Die Nikolaikirche war 1989 Ausgangspunkt der friedlichen Montagsdemonstrationen, die nicht unwesentlich zum Ende der DDR beitrugen.
Schon seit 1982 gab es wöchentlich montags ab 17 Uhr Friedensgebete in der Nikolaikirche, die anfänglich nicht von vielen Menschen besucht wurden. Eine große Schautafel mit dem Symbol für Schwerter zu Pflugscharen wurde In den späten Novembertagen 1982 in der Nikolaikirche öffentlich aufgestellt –zum ersten Mal in der DDR. Aus den wenigen Besuchern (teils einstellige Zahlen…) wurden 1989 allwöchentlich Zehntausende, manchmal sogar über 100.000 Menschen, die während der Montagsdemonstrationen für Demokratie, freie Wahlen, Reisefreiheit und die Einheit Deutschlands demonstrierten.
Ein Schild Schwerter zu Pflugscharen ist heute noch in der Kirche zu sehen – wie auch andere Dokumente dieses spannenden Teils deutscher Geschichte. Aber die Kirche hat ja noch sehr viel mehr Geschichte aufzuweisen! 1165 beschlossen die Bürger der Stadt den Bau der Kirche- Sie sollte dem Heiligen Nikolaus geweiht werden, der als Schutzpatron der Handelsleute und Reisenden gilt. Reste dieser romanischen Bauteile kann man noch heute erkennen, so die Rundbögen und die Doppelturmanlage an der westlichen Fassade, an der sich der Haupteingang befindet. Auch das Kruzifix im Altarraum stammt aus romanischer Zeit (um 1250).
Das Schicksal alter Kirchen ist ja, dass ihnen dem jeweiligen Zeitgeist folgend gerne neue Kleider angezgen werden. Also nicht wirklich, natürlich, sondern im großen architektonischen Stil. Die romanische Nikolaikirche wurde ab 1513 gotisch umgestaltet, was zu den jetzigen Ausmaßen führte. Die Neugestaltung des Innenraumes im frühklassizistischen Stil zwischen 1784 und 1797 führte dann prinzipiell zur heutigen Innenansicht: Die gotischen Elemente wurden entweder umbaut oder mit Stuck versehen, was in dieser Form einmalig ist. Besonders auffällig: die Säulen sind als Palmenbäume gestaltetet – so soll eine Art Salomonischer Tempel angedeutet werden. Außerdem gelten Palmenzweige, die sich an verschiedenen Stellen der Kirche finden, als Motiv des Friedens. Der Leipziger Architekt Johann Carl Friedrich Dauthe „schuf den eindrucksvollen Innenraum, in dem alles Gotische kunstvoll kaschiert wurde“ mit ihren „ungewöhnlichen, frei aus den Säulenkapitellen herauswachsenden Palmenwedeln“ (Wikipedia). Die Nachbildung so einer Säule steht seit 1999 als Friedenssäule, die an die Montagsdemonstrationen erinnern soll, auf dem Nikolaikirchhof neben der Kirche.
[Fotos vom Februar 2018 | Webseite Nikolaikirche | Wikipedia | Kalender 2019: Kirchen]
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