Die Franken haben es gut. Erstens, weil sie nicht so arg streng zu fassen sind (es gibt ja kein Bundesland Franken, oder andersrum: Franken findet man in den Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg, Thüringen und Hessen). Zweitens, weil man recht sauber unterscheiden kann zwischen Bierfranken und Weinfranken (den Luxus muss man sich, bei übergreifend vergleichbar guter regionaler Küche, erst einmal leisten). Und drittens haben sie’s dort einfach schön: sooo viel Landschaft!
Das Weinland Franken war mal das größte Weinanbaugebiet nördlich der Alpen (ist lange her), dann wurde es nach Säkularisierung und Reblaus ein eher mittelkleines Anbaugebiet, das eine Zeitlang vor allem dadurch auffiel, dass es nicht weiter auffiel – was wohl auch ganz gut war und dem Trinkerlebnis entsprach. Doch die Zeiten ändern sich: mit über 6.200 ha Rebfläche liegt Franken jetzt auf Platz sechs der 13 deutschen Anbaugebiete – und was die Qualität anbelangt, findet man in Franken mittlerweile mehr Winzer von der Sorte Hut ab! als von der Sorte Hau weg das Zeug. Allein im VDP, dem Verband deutscher Prädikatsweingüter, sind 28 der insgesamt derzeit 199 Mitglieder Franken (und etliche derer, die nicht im Verein sind, erzeugen ähnlich geilen Stoff).
Zwei Dinge macht Franken in Sachen Wein besonders: das eine ist diese komische Flaschenform, die Hersteller und Nutzer von Normregalen zur Verzweiflung bringt. Dabei hat diese Flaschenform, die an den Hodensack eines Ziegenbocks erinnern soll (kennt den wirklich jemand näher?), durchaus Tradition. Auf dem Gründungsrelief des Weinguts Juliusspital aus dem Jahr 1576 erkennt man zwischen den Füßen der Besucher eine Flasche, die durchaus als Bocksbeutel durchgehen könnte. Seit 2015 gibt es den Bocksbeutel in einem Re-Design, das eckiger ist als die Traditionsflasche und bei etlichen Winzern auch deswegen aneckt, weil die neue Flasche (natürlich?!) teuerer ist als die alte, soll ein Zeichen für besonders guten Wein sein. Aber wie so oft: kann sein, muss aber nicht sein – es gibt hervorragende Weine aus Franken, die in die bekannte Schlegelflasche gefüllt werden. Und solche, wo es eben so was wie alter Wein in neuen Schläuchen ist.
Stichwort alter Wein: die zweite Besonderheit im Weinland Franken ist die Dominanz der Rebsorte Silvaner. Am 10. April 1659 wurde die Rebsorte – damals noch unter dem Namen Österreicher, was auf die Herkunft weist, erstmals in Castell angebaut, im Würzburger Stein ist sie seit 1665 nachgewiesen. Bis in die 1970er Jahre war der Silvaner in Deutschland mit mehr als 30 % Flächenanteil die meist angebaute Rebsorte, lese ich in der Wikipedia und finde etwas weiter unten im Beitrag: bundesweit sind es noch 4,9 %, in Franken 23,1 %. Und weil ja viele Deutsche verlernt haben, wie Silvaner schmeckt: viel viel besser als die Klasse-Spargelwein-Werbung es nahelegt. Vor allem gereifte Silvaner haben es in sich – und weil die guten Winzer es wissen, rücken sie zunehmend mit den jungen Dingern gar nicht erst raus und übernehmen in ihren Kellern die Verantwortung für den guten Geschmack.
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Hinweis:
Die Recherchen zu einigen Beiträgen wurden unterstützt mit einer Pressereise auf Einladung des DWI (Deutsches Weininstitut).