Weinstudium und landestypische Küche

Taberna da Mo in der Altstadt von Lagos an der Algarve

Taberna da Mo

Eigentlich wollten wir ja nur ein Glas Wein trinken. Aber dann wurde der Regen draußen heftiger und auf der Karte der Taberna da Mo interessierte uns die eine oder andere der portugiesischen Spezialitäten – also blieben wir. Wein- und essenstechnisch eine hervorragende Idee, regentechnisch ein Griff ins Klo: aus dem leichten Regen entwickelte sich gerade nach dem Zahlen ein heftiger Regenguss. Man kann nicht alles haben. Oder doch? Nette Bedienungen, ordentlichen Wein und einen Einblick in Omas Küche! Denn von der Oma eines der Inhaber kam das Rezept zum Gefüllten Tintenfisch nach Lenas Art, den wir aus Gründen der Bekanntschaft einer hiesigen Lena unbedingt mal probieren wollten.

Wie gesagt: eigentlich sollte es nur ein Gläschen Wein sein. Es gibt ein ausreichend großes Angebot an offenen portugiesischen Weinen, die man als verkappte Achtele serviert: der Eichstrich steht auf 0,14 l! Die Preise dafür liegen zwischen 4,50 und 7,00 Euro, und das in allerfeinster Lage (wenn auch mit viel Konkurrenz drumherum). Wir hatten uns für  einen Weißwein der Quinta de Chocapalha entschieden. Die liegt etwa 45 km nördlich von Lissabon bei Aldeia Galega da Merceana. Wir hatten einen Viosinho (Glas 5,50 €) bestellt – weil wir diese autochthone Rebsorte (eine von ungezählt vielen in Portugal!) noch nicht kannten. Sie liefert „geringe Erträge, die sind dafür dann allerdings von bemerkenswert hoher Qualität“, schreibt Hendrik Thoma, der ja sowohl Portugal-Wein-Spezialist ist als auch Liebhaber von Weinen autochthoner Sorten. Die Weine der Gegend sind stark vom Atlantik beeinflusst, das hatten wir ja schon mal in der Quinta de Sant’Anna: große Temperaturunterschiede und sanfte Meeresbrisen verleihen den Weinen eine einzigartige Frische und Mineralität. Wir wurden nicht enttäuscht, zelebrierten den Trinkfluss und entschieden uns zu bleiben.

Wasser (2,90 €), Brot und Oliven (je 1,70 €) hatten wir ja eh schon, aber wir erweiterten auf zwei Angebote aus der Tapas-Abteilung sowie einen Hauptgang und ein Dessert – beides zum Teilen. Camarão frito com malagueta (Garnelen mit Chili – 11,50 €) waren OK, aber eher was zum Chillen als was mit Chili. Etwas mehr Schärfe wäre also nett gewesen. Dafür erwies sich Queijo chevre c/ abóbora e amêndoa (Ziegenkäse mit Kürbis und Mandel – 8,90 €) als eine spannende Angelegenheit, nicht zuletzt durch den Kürbis, den wir den diversen Restaurants in vielen Variationen probieren konnten – und immer irgendwie gut!

Zum Hauptgang mussten/wollten wir den Wein wechseln, weil so ein Restaurantbesuch ja auch immer eine Bildunsgreise ist. Im Glas: Kompassus Reserva (Rebsorten: Arinto und Bical, Anbaugebiet: Bairrada – Glas 6,50 €). Das Weinanbaugebiet Bairrada liegt nördlich vom Anbaugebiet Lisboa (Lissabon), aus dem unser erster Wein kam. Auf über 10.000 Hektar produzieren die Winzer auch hier atlantisch beeinflusste, frische – und langlebige Weine. Wir füllten eine Bildungslücke und hatten mit Kompassus das Boutique-Weingut eines weinverliebten Zahnarztes erwischt, in dem Portigals Top-Winzer Anselmo Mendes die Weine vinifiziert. Da wunderten wir uns über nichts mehr, weder über Mineralität und zitrisch-frische Noten noch über den herrlich langen Abgang.

Dem gefüllten Tintenfisch gefiel der Wein auch. Wir waren froh, nur eine Portion bestellt zu haben, denn Oma Lena hatte für die Lulas recheadas à Da Lena (20,50 €) drei Tuben prall gefüllt und alles in einer Keramik mit reichlich Sauce serviert. Füllung wie Sauce waren tomatig-zwiebelig und gut gewürzt. Was genau alles in der Füllung war, haben wir nicht analysiert – wir sind ja keine Chemiker, sondern Urlauber. Aber klassisch gehört da sowohl etwas vom restlichen Tintenfisch und etwas Chorizo rein, was ja die würzige Schärfe erklärt. Und ’ne Menge mehr, von Knoblauch bis zu Chanpignons. Es dauert also, bis das Gericht fertig ist, zumal man auch Geduld braucht, bis dass die Tuben butterzart sind. Man muss sie nur lange genug in der Sauce dümpeln lassen… Dazu gab’s Pommes der eher guten Qualität, stylish in Papier mit Zeitungsoptik serviert.

Zum typisch algarvischen Dessert Morgado da Serra (5,95 €) – nichts Leichtes, sondern landestypisch eher ein noch das letzte Loch im Magen füllender Kuchen aus Ei und Mandeln mit Zuckerguss, damit es auch schön süß ist – diente ein 20 Jahre alter Tawny Portwein von Poças (Glas 8,50 €) als Begleiter. Das Leben ist schön, auch und wenn es draußen regnet…

Taberna da Mo
R. Silva Lopes 14
8600-623 Lagos
Portugal

Tel. +351 282 799 445

 

[Besucht am Januar 2024   | Unsere Restaurantbesuche an der Algarve]

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