Bodenständig und ambitioniert zugleich

Restaurante da Praia Arrifana

Wir hatten das Restaurant am 1. Januar besucht, der Beitrag ist kurz danach geschrieben.
Nun, zur Veröffentlichung, sollte es noch einen finalen Gegencheck geben –
und siehe da: die Webseite ist nicht erreichbar, laut Google ist das Restaurant dauerhaft geschlossen.

Der Strand von Arrifana ist bei Surfern extrem beliebt. Ein Restaurant direkt da könnte es sich also leicht machen – mit den Zutaten locker drauf sein und einfach-schmackhafter Küche. Es geht aber auch ambitionierter: ohne auf die Lockerheit des Seins zu verzichten, aber in puncto Esskultur mehrere Schippen obendrauf legen. Im Restaurante da Praia Arrifana vollendet das Team um die beiden Köche Fábio Gomes und Leandro Silva und einem tollen Service den gelungenen Spagat. Zu Hilfe kommt am Abend dann noch – wenn man Glück hat – ein perfekter Sonnenuntergang. Ein Traum.

Die Lage am Ende der Stichstraße zum Strand von Arrifana ist schon prädestiniert. Es gibt – mit kleinen Tischen allenfalls für ein Glas Wein und einen Snack – eine schmale Terrasse und darüber eine überdachte Veranda mit offenen Fenstern. Da sitzt es sich im Januar gut: direkt an der frischen Luft in erster Reihe, aber nach oben hin gegen die abendliche Kühle geschützt. Die Karte ist faktisch zweigeteilt: es gibt Kleinigkeiten und (deutlich weniger) einige Hauptgerichte. Von denen nahmen wir zwei aus der Abteilung Wasser – wenn man schon mal direkt am Wasser is(s)t…

Stichwort Wasser: Das kann man ja gar nicht oft genug erwähnen, wenn sich Restaurants in Sachen Wasser einen Kopp machen. Es gibt die Flasche (still oder mit Bubbles) für 2,50 € – was ja in einem Restaurant in allerbester Lage schon mal eine Ansage ist. Man kann sich aber auch zum Mitnehmen eine wiederverwertbare 0,75-l-Flasche kaufen (für 5 €) – sie erneut füllen zu lassen kostet dann nur 1 €. Was für ein toller Beitrag, Ressourcen zu schonen! So eine Mitnehmflasche kam uns übrigens am Ende des Abends sehr zupass, wir wollten für die FeWo eine kaufen. Das ging aber nicht: wir bekamen sie nach dem Essen geschenkt. Feiner Zug unserer Servicekraft, die uns aber schon den ganzen Spätnachmittag/Abend über bestens bedient hatte – von der Beratung und Erklärung bis zum Servieren und dem Geplauder zwischendurch.

Wir starteten das Menü mit einer Flasche 2022 Landcraft Alvarinho (30 €) – die 7519. von 8030 Flaschen, laut Etikett. 12 Stunden Mazeration vor der spontanen Gärung und Reife auf der Hefe für acht Monate, hin und wieder Bâtonnage: diesen kurzen Lebenslauf schmeckt man, das Ergebnis ist ein frischer Wein mit zur frischen Brise passender Zitrusfrucht und schöner Säure – das so beliebte Wort Trinkfluss ist hier sehr passend. Den festen Teil der Nahrungsaufnahme starteten wir mit einem Brotkorb (Roggen und Brioche) mit hausgemachter Butter und Olivenöl (6 €), bei dem uns die Butter nicht gefiel, das Olivenöl aber umso mehr…

Die beiden Hauptgänge waren tadellos: Gegrillter Oktopus mit Süßkartoffeln und Quinoa (22 €) sowie Rochen, Küstenkrabben und Xerem (20,50 €) waren beide von der Sache her bodenständig, in der Machart aber ambitioniert. Perfekt gegart (butterzarten saftigen Oktopus muss man ja auch können!), hübsch angerichtet (ohne die Instagram-Oberflächlichkeit zu haben) – und obwohl es nicht allzu üppig aussah, doch sättigend genug Dank Quinoa und Xerem (eine Spezialität der Algarve, hier als Begleitung eher mit einer Polenta vergleichbar – aber mit Muscheln (einfache Variante) oder Hummer (die feinere Variante)  auch ein komplettes Gericht).

Einen durch die Gischt überaus kitschigen Sonnenuntergang ohne großes Finale (also kein Touch-Down direkt ins Meer…) genossen wir bei Schokolade und Johannisbrot (8,00 €). Vielleicht war der rote Himmel aber auch ein Jahresanfangsbegrüßungsgeschenk, was weiß ich denn…

Sunset Arrifana
Restaurante da Praia Arrifana
8670-111 Aljezur
Portugal

Tel: +351 282 998 527
restaurantepraiaarrifana.com

[Besucht am 1. Januar 2024 – mittlerweile offensichtlich geschlossen | Unsere Restaurantbesuche an der Algarve]

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