Whisky aus dem Winzer-Barrique

Thomas Michalski | Jan Ulrich

Es gibt alten Wein in neuen Schläuchen, neuen Wein in alten Schläuchen – und immer mal wieder einen neuen Whisky aus alten Weinfässern. Ganz neu auf dem Markt in der Serie „Sächsische Winzeredition“ wurde heute ein nun sechs Jahre alter Whisky vorgestellt, der das letzte Jahr der Fassreife in einem Barrique des Winzers Jan Ulrich verbracht hat. Es ist die fünfte der auf sieben Sorten angelegten Edition.

Streng genommen waren es zwei Fässer, um auf die gewünschte Menge zu kommen, denn so ein Barrique fasst nur ungefähr 225 Liter. Warum macht man sowas als Whisky-Manufaktur: Whisky aus Weinfässern? „Uns geht es um den ganz besonderen Geschmack!“ weiß Thomas Michalski. Er ist der Geschmacksverantwortliche (oder, auf Neudeutsch, der Blend Master) in Deutschlands größter Whiskymanufaktur, die er auch mit gegründet hat. „Ich war da skeptisch – aber der hier hat mich komplett umgehauen. Honigmelone, Orange, frisches Grünes: der passt zum, Frühling. Eine  tolle Farbe hat der Whisky auch!“, schwärmt er – und obwohl der Mann ja extrem befangen ist (so als Chef und Gründer…), nimmt man ihm die Begeisterung ab.

Whisky und Fass haben also unterschiedliche Vorgeschichten. Der Whisky reifte fünf Jahre in einem Fass, in dem schon mal Bourbon lag. Das ist soweit normal. Dann kam er aber in ein Fass, in dem in den Jahren zuvor Wein reifte – zuletzt Trauben vom Cabernet Blanc. Das ist eine pilzwiderstandsfähige Neuzüchtung, die einen sehr würzigen Wein ergibt. Und so wie das Holz dem Wein was gibt, nimmt es natürlich auch Aromen vom Wein an, da darf es schon was Kraftvolles sein. In den zwölf Monaten im Weinfass holt sich der Whisky seinen Teil von den Weinaromen zurück.

Wein und Whisky. Kann Spuren vom Wein enthalten.Winzer und Whiskymacher hielten ihre Nase abwechselnd ins Weinglas, in das Jan Ulrich einen Cabernet Blanc geschenkt hatte, und ins Whiskyglas mit der neuen Winzeredition.  Erst hier, dann da, dann wieder hier. Und da und hier und da – und? „Wenn man sich drauf einlässt, riecht man die Verwandtschaft“, meinte Thomas Michalski. Vor allem natürlich, wenn man davon weiß – so etwas kennt man ja von der Oma, den Enkeln und den „ganz der Vater!“-Anmerkungen. Winzer Jan Ulrich befand, dass der Whisky „einen Hauch von Stachelbeere hat, aber die Paprika hat er verloren!“ Und dafür Melone gekriegt, ergänzt Michalski. Als beobachtender (und keineswegs mittrinkender – Termine dieser Art morgens um zehn sind da ungeeignet!) Mitriecher kann man da durchaus zustimmend nicken – auch ohne Enkeltrick. „Beim Trinken kommt wieder Würzigkeit, er ist ein bissl pfeffrig im Abgang“, wusste Michalski seine Vorabendprobiererfahrungen einzubringen.

Der Whisky ist limitiert auf 735  Flaschen. „Den Rest haben die Engel getrunken!“, verriet Brennmeister Jörg Hans. Angel’s share nennen die Fachleute die Verdunstung. Engel sind halt auch nur Menschen… Der Whisky der Sächsischen Winzeredition kostet 69 Euro, was Thomas Michalski in Anbetracht der Exklusivität als „hoffnungslos zu billig“ einschätzt. Aber so sei das auf dem Markt: man sei zwar Deutschlands größte Whisky-Manufaktur, aber eben noch jung und könne mit den großen Namen der Whisky-Welt nicht mithalten. Die Sammler erfreut’s…

Nur der Sauvignon Blanc kostet übrigens 13 €. Der Winzer hält beide Flaschen bereit.

hellinger42.de | weingut-jan-ulrich.de

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