Es ist Sonntag, es ist ein heißer Sonntag. Kein Grund, nicht die Gegend zu erkunden, zu Fuß natürlich. Am Geschichtsweinberg von Iphofen die Überraschung: da gibt’s so was wie eine temporäre Besenschänke. G’schichtsschöppeln hieß das Projekt, das die vier Winzer von den Weingütern Ilmbacher Hof, Bioweingut Bausewein, Popp und von der Tann vom 4. Juni bis 3. Juli 2022 (nur bei gutem Wetter!) betrieben. Da hatten wir Glück, am 3. Juli da vorbei zu laufen – und von Steffen von der Tann bedient zu werden. Denn der hatte einen Müller-Thurgau dabei, der getrunken werden wollte: OMG hieß er, ein 2019er Jahrgang. OMG steht dabei nicht etwa für Oh Mein Gott, wie ich erst dachte, sondern für offene Maischegärung. Und das in Iphofen am Geschichtsweinberg, dachte ich und kam mit dem Winzer ins Gespräch.
…das wir einige Tage später auf dem Weingut fortsetzten. #wemüller ist das zum Hashtag gewordene Motto bei Steffen von der Tann und seiner Partnerin Margarete „Maggie“ Schauner. Also probierten wir konsequent nur Müller Thurgau:
- 2021 Sonnenschein
- 2020 e’fach Müller
- Blubber Müller Secco
- 2019 OMG
- 2019 Blondschopf Müller Thurgau
- PetNat
Steffen von der Tann und Maggie Schauner bewirtschaften seit 2012 2,5 ha an den Ausläufern des Iphöfer Kronsberg, nur drei Minuten vom Weingut entfernt – zu Fuß. Sie machen das (wie viele Winzer in Franken) im Nebenerwerb, und obwohl der Rebsortenspiegel mit Müller Thurgau, Silvaner, Bacchus, Kerner, Domina und Dornfelder typisch fränkisch ist, haben sie, nicht ganz so typisch, auf knapp über 50% der Fläche Müller-Thurgau stehen.
Die beiden Winzer arbeiten im Weingut konventionell – aus Überzeugung, auch weil es ihrer Meinung nach betriebswirtschaftlich sinnvoll ist. In diesem Jahr freilich sind sie bislang komplett mit ökologischen Mitteln ausgekommen, gemäß der Devise: so viel wie nötig, so wenig wie möglich.
„Wir sind ein Müller-Thurgau-Weingut und zeigen, was der Müller abdeckt und wie wichtig die Rebsorte ist“, sagt Steffen von der Tann. Dabei sind sie experimentierfreudig und starten jedes Jahr ein neues Projekt. Eins davon ist der OMG, den wir in unserem 6er-Flight natürlich auch noch einmal verkosten durften.
Unsere Themen:
- 01:13 Zu Gast bei Steffen von der Tann
Winzer im Nebenerwerb mit 2,5 ha
das Weingut machen er und Maggie Schauner zusammen – beide im 25-Std.-Nebenwerwerb (und ab Do im Weingut)
typisch fränkischer Rebsortenspiegel: Müller Thurgau, Silvaner, Bacchus, Kerner, Domina, Dornfelder
MT auf knapp über 50% der Fläche
was Franken ausmacht: Vielfalt mit vielen kleinen Winzern
in Iphofen (4.000 Einwohner) gibt es 20 selbstvermarktende Winzer
der Nebenerwerb ist artverwandt: Kellereitechnik und -zubehör
zum Einstieg was Leichtes - 06:09 im Glas: Sonnenschein – der perfekte Terrassenwein
genau genommen eine Cuvée aus zwei unterschiedlichen Müllers
mit unterschiedlichen Hefen bei unterschiedlichen Temperaturen vergoren
Rebflächen an den Ausläufern des Iphöfer Kronsberg, 3 Minuten vom Weingut – zu Fuß
nur 11% Alc – steht ihm gut
mit Restzucker von 7-8 g ist er in Franken schon nicht mehr trocken (da dürfen es höchstens 4g sein)
der 21er Jahrgang: feuchtes Wetter, kühle Temperaturen – da war das Lesegut nicht ganz so reif, überdurchschnittlich viel Säure
die Königsdisziplin beim Pflanzenschutz: den richtigen Zeitpunkt zu erwischen
konventionell arbeiten sie auf dem Weingut – aus Überzeugung
2022 bislang komplett mit ökologischen Mitteln ausgekommen
die betriebswirtschaftliche Sicht
Verweis auf Alex Pflüger-Podcast
der Vorteil des kleinen Weinguts mit seiner Vermarktungsstruktur, der Kontakt zu den Kunden. Man kann mit ihnen reden!
Betrieb in dritter Generation erst
von Anbau bis Flaschen zudrehen machen sie alles selber - 13:51 der Wein der Chefin: der e’fach Müller
e’fach ist fränkisch für typisch…
schön trocken ausgebaut, schöne Säure dazu: passt zur leichten Küche
was macht der Gipskeuperboden mit dem Wein?
…zum einen Fruchtigkeit und hinten raus dann Mineralik
der Genickbruch für den Müller Thurgau
wir sind ein Müller-Thurgau-Weingut und zeigen die Bandbreite
wir zeigen, was der Müller abdeckt und wie wichtig die Rebsorte ist
wir sind beide experimentierfreudig – jedes Jahr ein neues Projekt!
Weingut 2012 übernommen
ihre Müller-Reben sind zwischen 25 und 45 Jahre alt
„der älteste erstaunt uns jedes Jahr aufs Neue“
wie tief wurzeln denn die Wurzeln?
zwischen 10 bis 14 Meter? „Ich habe noch nicht nachgegraben“
sie machen generell 40% Handlese, 60% Maschinenlese
es muss nicht immer Silvaner zum Spargel sein
zur leichten asiatischen Küche passt er
die Winzerin kommt rein - 25:47 kleiner Zwischengang: Blubber Müller
kling – klang – klong: Arbeitsbeginn!
über die Farben der Kapseln
wir schmecken Farben bei unseren Weinen!
auch als Basis für einen Sommercocktail
Problem der Winzer: zum optimalen Lesezeitpunkt haben die Trauben schon zu viel Zucker
terroir f Rödelshausen – der überdimensionale Refraktometer
wir verlassen uns auf unser Mundgefühl - 33:48 sollen es mal mehr Hektar werden?
weil altersbedingt Winzer aufgeben, sind die Chancen nicht mal schlecht
die Weichen sind schon gestellt…
geplant:: Weincafé, Vinothek, Eventlocation für Familienfeiern
Hauptaugenmerk erst mal Vermarktungsstruktur, dann Fläche anassen
derzeit 90-95% Privatkunden
Gab’s Probleme mit den weißen Flaschen? Nur längere Lieferzeit, sonst i.O. - 38:07 OMG – Müller mit offener Maischegärung
An- und Ausbau komplett anders
Trauben reduziert: eine pro Trieb
in der Traubenzone entblättert (voll die Sonne)
während der Gärung sind Beerenhäute, Kerne, Fruchtfleisch alle mit drin
Handlese, denn nur beste Lesegut soll rein
Warum nicht spontan vergoren? „Ich möchte wissen, wo es hingeht!“
…aber Maggie hat ein eigenes Projekt: Müller im Barrique spontan vergoren
der Wein gärt seit Oktober
kein Wein zum einfach wegtrinken, sondern einer, mit dem man sich beschäftigen muss
ein Weißwein mit Rotweincharakter
verträgt ein kräftiges Essen dazu!
der OMG leitete 2016 die Experimentierfreude ein
der Berater im Labor sagte: nein, nehmt keinen Müller dafür, nehmt Silvaner. Sie dann so: nun erst recht
vom 21er Jahrgang liegt die Hälfte im Holzfass
das gibt ne schöne Weinprobe vor der Füllung!
Anfang des Jahres gibt es eine Fassprobe mit Freunden
wenn alle Flaschen gleich leicht sind, reden wir vielleicht mehr über Inhalte - 47:36 Nun eins der Aushängeschilder: Blondschopf Müller Thurgau
individuelle Linie, anderes Etikett, Kork
das rote Pendant: eine Domina aus dem Barrique ist der Rotbart 😉
die Signature-Linie
Blondschopf ist im Barrique vergoren und ausgebaut
streng limitiert – wir probieren die 100 von 645
Flasche am 1. 6. geöffnet – aber das tut ihm nicht weh
Wein von den 45 Jahre alten Reben
Naturprodukt Kork rundet die beiden Naturprodukte Wein und Holz ab
aus Nachhaltigkeitsgründen keine Kappe: Kork sieht doch allein schon gut aus
bislang (3. Jahrgang) keine Probleme mit dem Kork
die Technik bei den Korkherstellern ist auch besser geworden, sie können die Korken einzeln auf den Korkton untersuchen
Ziel war, den Holzton *nicht* prägnant im Vordergrund zu schmecken
wir setzen bewusst auf gebrauchte Holzfässer – „wir mögen nicht, auf der Dachlatte rumzukauen“
langes Hefelager (über ein Jahr auf der Vollhefe)
leichte natürliche Alkoholreduzierung durch Ausbau im Holz - 54:25 über Weinfreundschaften
Ausschank am Geschichtsweinberg
der Geschichtsweinberg wird von zwei Gruppen im Wechsel bewirtschaftet
die Aussicht ist traumhaft da oben! Dazu ein Glas Wein und die Seele baumeln lassen…
Geschichtsweinberg: was ist das?
Größe: 2.000 m2 (20 Ar)
steil, drei Phasen des Weinbaus auf drei Terrassen
eigenen Wein gibt es auch - 1:01:36 PetNat
direkt aus der Kellerbox genommen
wenig Druck auf der Flasche, was ihm aber geschmacklich keinen Abbruch tut
Weingut von der Tann
Birklinger Straße 1
97346 Iphofen
Tel. +49 9323/89970 (nur während der Öffnungszeiten)
weingut-vondertann.de
Öffnungszeiten:
Do&Fr: 8 bis 18 Uhr
Sa: 9 bis 18 Uhr
sowie nach Vereinbarung
Auf ein Glas – der Podcast der STIPvisiten. Gespräche beim Wein. Über Wein. Über Essen. Und übers Leben, natürlich.
Alle Folgen unter diesem Link: podcast.stipvisiten.de
Zu hören ist Auf ein Glas bei
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