Nu!

Neuer Imbiss in der Dresdner Neustadt - mit angeschlossener Pelmeni-Manufaktur

Pelmeni

Als recherchemüder Mensch bemüht man ja gerne das Wort gefühlt. Das ist zwar meistens eine kleine Notlüge, klingt aber immer genau so meistens richtig gut. Nun denn: Gefühlt produziert der weltweit einzige Pelmonaut Robert Leuschner ganz sicher ungefähr genau 1357 Pelmeni. Am Tag. Bislang tat er das aus dem Off, aus irgendwelchen Katakomben in der Stadt – nun hat er eine eigene (schon das zweite buzzword in wenigen Zeilen…) Manufaktur. Mit großen, bei passendem Wetter offenen Türen. Zwar im Hinterhof der Firma “Mai & Söhne”, aber immerhin.

Da haben wir jetzt viele lose Fäden, die es zu verknüpfen gilt!

Nu! heißt die neue kleine Manufaktur mit angeschlossenen Imbiss, die es jetzt in der Königsbrücker Straße 51 gibt. Vorne, zur Straßenfront hin, muss man schon aufpassen, um was mitzubekommen. Aber ein Stück orange gestrichene Mauer mit einer Zeigefingergabel könnten aufmerksamen vom Smartphone hochguckenden Menschen signalisieren: Obacht! Da iss was! Und wenn man dann richtig hochsieht, liest man ein Schild: „Nu! sein und essen“. Bevor wir da jetzt rum-heideggern, folgen wir einfach der Gabel und  dem Schild und landen im Hinterhof, wo wir Biertischgarnituren vor großen Türen sehen, von denen eine offen ist.

Nu!

Drinnen steht Ralf Hiener. Den kennen wir vom Raskolnikoff, in dem es nicht nur Pelmeni gibt – aber eben auch. Ein Besuch im RAS ohne einen Pelmenigang ist denkbar, aber sinnlos. Denn im Rahmen der nose-to-tail-Philosophie des Hauses sind die Pelmeni dort weltklasse, weil eben immer alles, was sich nicht mehr für ein großes Gericht eignet, dort gezielt platziert wird. Das Nu! ist sozusagen die auf Pelmeni und andere schnelle Dinge reduzierte Variante des RAS – und schon lange geplant. Im Kopf des Chefs spukten die Ideen von Pelmeniproduktion einerseits und unkompliziertem Imbiss anderersiets schon länger herum – aber gut Ding will ja bekanntlich Weile haben.

Und vor der Eröffnung kommen der Umbau und die Behörden. Aus den sich daraus ergebenden Geschichten könnte man eine Tragikomödie schreiben, aber die Plots könnten große Teile der Bevölkerung verunsichern, weswegen wir nur zart andeuten: kannste dir nicht vorstellen! Außerdem: egal, denn nun stehen an der kleinen Theke am Eröffnungstag gleich drei Leute. Julian Schneider, Ahmad Mahmud Aldarwish und Andreas Német teilen sich rein – und trotz Imbiss und kannste Mitnehmen gibt es eben auch die Variante: ich bring es an den Tisch! Drinnen gibt’s (bislang) nur vier Plätze, mit Blick auf die Produktion – da reicht ein locker rüber gerufenes Färtsch!, aber nach draußen dringt die Nachricht nicht, weswegen das Essen eben kommt.

Macher und Gemachtes

Am Eröffnungstag waren naturgemäß nicht alle da, denn sie wussten es ja nicht, Dafür kam sehr früh die mikrolokale Presse vom Neustadt-Geflüster (hier dem Anton Launer sein Bericht) und eine kleine Delegation von Feinschmeckern aus Berlin, wo es so tolle Dinge wie eine Geschmackswerkstatt gibt. Freunde und Weggefährten von Ralf Hiener, na klar – aber wer weiß: vielleicht tragen sie die Kunde von den Pelmeni ja heraus ins Preußische. Wobei der eine, den wir fotografieren durften, sich ein Mett-Brötchen (4,90 €) reinzog. Er und sein Kumpel lobten die zitrischen Noten, woraus wir schlossen: die trinken sonst Wein! Den gibt’s mangels Lizenz (noch) nicht, sondern in Selbstbedienung aus dem Kühli allerlei Alkoholfreies.

Pelmeni gab’s an diesem Tag in den beiden Varianten „Rind“ oder „Bergkäse“, jeweils als kleine (8,90 €) oder große Portion (11,00 €). Auch noch auf der Fensterscheibenkarte: Salat (7,90 €), Spätzle (9,90) und eine Mascarpone-Cream mit Rhabarber-Edrbeer-Ragout, Crumble und Mandeln) und  (6,50 €). Alles zum da essen oder zum Mitnehmen, was zeitklammen Menschen für die immer viel zu gering bemessene Mittagspause zupass kommen könnte. Die Spätzle, die ich hatte, waren die zweitbesten (die besten macht natürlich die Tochter in Schwaben!). Die Leute drumherum hatten nahezu alles andere und waren auch zufrieden.

nu! sein und essen
Königsbrücker Str. 51
01099 Dresden

[Besucht am Eröffnungstag 10. April 2024 | Zur Karte der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]

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