Urlaubslektüre mit Grinsen im Gesicht

Reiseführer einmal anders. Aber doch ganz hilfreich, am Ende…

satirisches BerlinWir hatten für den Urlaub das richtige Buch zur richtigen Zeit am falschen Ort: 14 feine satirische Geschichten – jeden Tag eine, prima! Drinnen auch schöne Bilder, ist ja Urlaub! Und es ist nicht so groß, nicht so schwer – also gerade richtig für die Mitnahme in den Urlaub, wo doch der Koffer teurer fliegt als unsereins.

Also lagen wir im warmen sardischen Sand an der Spiaggia di Cea und holten uns einen herbstlichen Spätabend-Sonnenbrand und gaben uns diesem und jenem hin. Also wir lasen in unterschiedlichen Büchern. „Berlin. Satirisches Reisegepäck“ von Tilman Birr spielte mir einen Streich. Von wegen nur eine Geschichte am Tag lesen. Nö, das fluppte so schön, und lustig war’s auch. Nicht so von der Sorte laut losprusten und sich entschuldigend umgucken, sondern eher so ein Grinsen, das sich einstellt – und dann der unweigerliche Satz: „Du, hör mal, ich muss Dir mal was vorlesen!“

Eigentlich hätte man ja gleich das ganz Buch vorlesen können. Oder, noch besser, es sich vom Autor vorlesen lassen. Das Kapitel zum Berliner Fastfood beispielsweise, das dem Gastro-Schreiber natürlich ganz besonders gefällt – schon wegen Sätze wie diesen:“ Wie wenig erwartet man vom Leben, wenn man dieses Zeug isst? Wie egal muss einem die eigene Lebensqualität sein, wie wenig Respekt hat man vor Essen, vor dem eigenen Körper und von der Welt der sinnlichen Erfahrung? Und man bereut es jedes Mal. Kurz davor denkt man: Das muss jetzt sein! Kurz danach denkt man: Das hätte es jetzt nicht unbedingt gebraucht. Der heutige Großstadtdöner ist der fleischgewordene Puffbesuch.“ Wären wir nicht im geroamten Ausland gewesen, wäre der Vorlesewunsch prompt erfüllt worden: Am Ende des Kapitels gibt es – neben einer Liste empfehlenswerter Imbisse, Burger, Dönerläden auch so ein QR-Code-Dingens. Smartphone drüber und – zack – schon liest der Autor. Er singt sogar, ganz am Anfang.

Dieser Dreiklang von flott zu lesender Geschichte, subjektiv-sachlichen Tipps und Vorleseservice wiederholt sich. Nicht immer, schon gar nicht immer öfter, aber manchmal. Bei meiner Lieblingsgeschichte Beware of pickpockets! And of police officers, die als Dialog zwischen einem Herrn und einem Polizisten bühnenreif notiert und vorgelesen ist, verbieten sich lohnende Adressen ja fast von selbst. Aber auch ohne sachdienliche Hinweise habe ich ’ne Menge hinzu gelernt – vom Späti allgemein über Kreuzberg und Tempelhof bis zu Spandau im Besonderen. Außerdem gibt’s ein Glossar am Ende, so eine Art Vokabelnothilfe für Touris und andere Zugereiste. Das versuche ich gerade zu verinnerlichen…

Denn wir müssen das Buch wohl nochmal lesen. In Berlin…

Tilman Birr, Christian Schultz
Berlin – Satirisches Reisegepäck

Michael Müller Verlag, 128 Seiten, 1. Auflage 2015, farbig, 12,90 EUR
ISBN 978-3-95654-248-0

[Anmerkung:
Das Buch wurde uns vom Verlag zur Besprechung kostenlos zur Verfügung gestellt.]

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