Gomerische Schnipsel

Reisetagebuch La Gomera, Folge 1

Charter Fluch

Über den Wolken
Die Reihen eng, die Plätze alle belegt, das Essen eine Zumutung (hat jemals einer der produzierenden Köche das probiert?). Und nach der Landung wird geklatscht wie bei der Premiere, mit Zugabe-Beifall nach dem Spruch der Stewardesse (aka Flugbegleiterin, aka Saftschubse), man möge bitte sitzen und angeschnallt bleiben etc etc.
Aber preiswert sind sie, die Charterer…

Über Recklinghausen?

Air Berlin hat seit einigen Jahren in Nürnberg ein Drehkreuz eingerichtet. Das heißt: Was auch immer das Ziel meiner Reise ist – zuerst fliege ich nach Nürnberg. Aus nahezu der ganzen Republik flattern die weiß-roten AirBerlin-Jets ein, schütten die Touris aus, werden gereinigt und fliegen dann, mit neu verteilten Urlaubswilligen, ans eigentliche Ziel.
So weit gut.

Als Dresdner Billigflieger bin ich es ja auch gewohnt, mit dem Bus zum Flieger gebracht zu werden – aber als in Nürnberg ein Bus der Linie 205 nach Herne BF über RE-Süd auf uns wartete, war ich dann doch ein wenig verwirrt. Sollten wir wirklich????
“Nein nein, kein Grund zur Sorge!” beschwichtigte uns der Busfahrer, als er unsere leicht zweifelnden Blicke sah: “Wir fahren direkt zum Flieger!”

Überfahrt

Die Fähre ist – nach den Füßen und dem Fahrrad – eins der gemächlichen Fortbewegungsmittel, die das Bewusstsein erweitern und die Menschheit aufteilen in solche, die alles huschhuschhusch an sich vorüber ziehen lassen und in solche, die die Welt um sich herum erfahren. La Gomera hat zwar einen Flughafen, aber der ist nur innerspanisch und somit nicht wirklich bedeutend – was gut ist. Denn die touristischen Massen belieben in Bettenburgen auf Teneriffa zu bleiben, und nur wenige trauen sich, einfach noch eine Fährfahrt an den schon langen Flug ranzuhängen. La Gomera hängt quasi dreifach an Teneriffa: Von Los Cristianos fahren drei Linien nach San Sebastian de la Gomera, wobei die Fähren von Armas die gemütlichsten Pötte sind. Wer also den Alltag wirklich hinter sich lassen will, wählt eben jene und genießt auf zahlreichen Außendecks Sonne, Wind, Ruhe, Salzluft. Die Alternative ist zweifach und nennt sich Express: Man sitzt drinnen, dafür geht es schneller und beim Garajonay Express erstens preiswerter und zweitens auf Wunsch auch weiter bis nach Playa de Santiago oder nach Vueltas im Valle Gran Rey.

Straßenkehren

Die Straßen in La Gomera sind – zum Leidwesen der dortigen Naturschützer und zum Wohl der herumreisenden Touristen – bestens ausgebaut. Die Entfernungen sind generell nicht groß, die Fahrzeiten aber lang: Eine Kurve folgt der nächsten, gerne auch als Straßenkehre um 180 Grad. Diese hier (ein Panorama aus drei Bildern) ist bei einem Mirador (Aussichtspunkt) oberhalb des Valle Gran Rey.

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