Die Bilder für diesen Beitrag waren auf der Plattform Ipernity gehostet und wurden dort gelöscht.
Wir sind dabei, die Fotos neu einzubinden, aber das kann etwas dauern – sorry.
Die Piazza della Santissima Annunziata ist einer der schönsten Plätze in Florenz – ein idealer Treffpunkt also für unseren Spaziergang zu weiteren Sehenswürdigkeiten. Der Platz öffnet sich hell am Ende der langen Via dei Servi – und wir hatten ganz besonderes Glück: Direkt nach Ferdinando I. de‘ Medici, der uns schon hoch zu Ross im letzten Stück der Straße entgegen geritten kam, erlebten wir 250 Männer jeglichen Alters in grandiosen Aufnahmen. Kinder, Alte, Arme, Reiche, Große, Kleine, Dicke, Dünne zeigten die drei Meter hohen Poster.
Die freigestellten Bilder gehörten zur Ausstellung „La condizione maschile“, die draußen auf dem Platz und im Spedale degli Innocenti gezeigt wurden – die Botschaft: dass jeder Mensch einzigartig und unwiederholbar sei. Die Ausstellung über den männlichen Zustand dauerte nur sechs Tage. Bis auf eine Gruppe bambini mit Erzieherinnen und uns sah sich keiner die Männer an, die ein Werk aus der Kreativschmiede La Sterpaia von Oliviero Toscani sind, die lauter verrückte Sachen macht und in Pisa zu Hause ist.
Aber wir haben ja keine Zeit: Der Platz mit dem Spedale an der einen, der Loggia auf der anderen Seite und dem Vorhaus der Kirche SS. Annunziata dazwischen war ja nur der Treff, um dann ein paar Schritte weiter zu gehen zum nächsten Platz. San Marco ist sehr geschäftig, Busse halten hier gerne – ein Menschenumschlagplatz. Die Kirche und das Kloster mit dem Nationalmuseum bieten erstaunliche Ruhe. Zuerst die Kirche! Wer mag, kann sich reichlich Zahlen merken. 1299 ging’s los mit der Gründung eines Benedektinerklosters, das 1310 fertig wurde. 1436 erhielten die Dominikaner die reichlich verfallenen Gebäude, ein Jahr später erhielt der Architekt Michelozzo der Auftrag von Cosimo dem Älteren zur Renovierung. Weihe war 1443, noch ohne Glockenturm. Der stammt aus dem Jahr 1512. Die neoklassische Fassade allerdings ist noch jünger – 1777, ein Werk von Giovan Battista Paladini.
Wem das alles zu viel ist: Die Kirche und das Kloster sind sehr alt, haben einiges mitgemacht – und es lohnt sich auch, hinein zu gehen: Es glänzt gülden, es gib sehenswerte Kruzifixe und Fresken. Insgesamt ein sehr imponierender Eindruck. Nur die große Uhr vorne rechts geht falsch – was sage ich: sie geht ja gar nicht, sie steht und geht somit nur zwei Mal am Tag richtig. Wie immer lohnt ein Blick nach oben zur Decke. Von wem das Bild stammt, habe ich übrigens bislang nicht herausbekommen – vielleicht verrät es ja jemand in den Kommentaren.
Das Kloster ist eine gut erhaltene Anlage und hat (für alle, die die Zahlen schon wieder vergessen oder sich gar nicht erst gemerkt haben) ja seine fünfeinhalb Jahrhunderte in den Mauern. Das Museum ist daher ein mehrfaches: Zuallererst eins des Klosters selber, und das fängt schon mit dem Kreuzgang an, durch den man hindurch muss bzw. darf, um ins Innere zu gelangen. Doch bevor man ins Kloster geht, ist ein fast 10 m breites Kreuzigungsfresko von Fra Angelico quasi einen Pflichtbesuch wert.
Fra Angelico lebte in dem Kloster und hat etliche Räume – unter anderem viele der 44 Klosterzellen – mit Gemälden ausgestattet. Er sei mit einem raren und ausgezeichneten Talent ausgestattet, hat Vasari (der mit dem Korridor) in seinem Buch Vita über ihn geschrieben. Die Fresken in den karg ausgestatteten Zellen sind immer neben dem Fenster angeordnet – so gab es für die Bewohner nicht nur Licht von Außen, sondern auch Erleuchtung. Zumindest, wenn die Meditation über das Gemälde zu den richtigen Ergebnissen kam… Der Blick in die geöffneten Zellen ist dann sozusagen das zweite Museum: Eine Ausstellung von Fra Angelicos Bildern – erhalten in ihrem ursprünglichen Wohnumfeld.
Keinesfalls verpassen sollte man die Bibliothek! Keine Ähnlichkeit mit den nüchternen Zellen, dafür ein hoher lichter langgestreckter Raum. Die 1441 von Michelozzo errichtete Bibliothek gilt als die älteste öffentliche Bibliothek der Welt. Wer ein Faible für alte Bücher hat, kommt hier voll auf seine Kosten. Ein Exemplar soll übrigens von Fra Angelico stammen – der Dominikanermönch war als Illuminator (Buchmaler) ausgebildet.
[Spaziergang (grün) auf der Karte | Alle Beiträge In Florenz]
Hinterlasse jetzt einen Kommentar