Fröhliche Weinkorkenweitwurfweltmeisterschaft

Karl-Friedrich Aust und Silvio Nitzsche

Zu den zahlreichen verkannten Sportarten, denen eine Fernsehliveübertragung erspart bleibt, gehört der Weinkorkenweitwurf. Es ist zudem, da vor allem die guten Winzer auf Schraubverschluss umsteigen, eine vom Aussterben bedrohte Disziplin, so dass wir stolz, froh und überglücklich waren, bei der nunmehr dritten Weinkorkenweitwurfweltmeisterschaft leibhaftig anwesend sein zu dürfen. Der Wetterverantwortliche (der dem Vernehmen nach den Namen eines großartigen Weines tragen soll), hatte einen blauen Himmel aufgezogen, die Veranstalter (die dem Vernehmen nach hervorragenden Wein entweder selbst produzieren oder mit Liebe unters Volk bringen) besorgten den Rest.

In aller MundeKarl-Friedrich Aust (der Weinmacher) und Silvio Nitzsche (der von der WeinKulturBar) hatten vor sechs Jahren die Idee, dem Wein etwas von seiner philosophisch verbrämten Schwere zu nehmen. Der Eine macht’s in seinem Beruf als Winzer, der andere in seinem als Sommelier – aber damit erreicht man ja vielleicht nur die, die es schon immer wussten, wie ungezwungen man mit Wein umgehen kann. Also musste irgendwas Populäres her. Da Winzerweitwurf aus ebenso verständlichen (wenn auch anderen) Gründen ausfiel wie Flaschenweitwurf, wurde es Weinkorkenweitwurf. Und da man hier in Sachsen selbstbewusst ist, konnte es nichts anderes sein als eine Weltmeisterschaft.

Matthias RösßlerInmitten der faszinierenden Kulturlandschaft mit dem Austschen Weingut (und der vorzüglichen Weinwirtschaft) auf der einen und dem Weingut Hoflösnitz auf der anderen Seite und den Weinbergen bester Lage im Hintergrund gab es vor allem: Spaß. Die wenigen Spaßbremsen, die auf Einhalt von Regeln und Reihenfolge der Werferinnen drängten, wanderten schnell weiter, der Rest vergnügte sich bei einem Glas Wein und den Versuchen der Anderen. Zu denen gehörte – mit beachtlichem Erfolg – der Präsident des Sächsischen Landtags, Matthias Rößler. Zu denen gehörte auch Steffen aus Spremberg, der den bisherigen Weltrekord einstellte und bis zu unserem Verschwinden (wir mussten noch ins Weinhaus, aus Gründen) mit unglaublichen 22,40 Metern führte.

Annegret FöllnerAnnegret Föllner, die 2010 bei der 2. Weltmeisterschaft im Weitwurf mit Weinkorken als amtierende Sächsische Weinkönig dabei war, hatte sich dieses Mal freiwillig als Miss Gong zur Verfügung gestellt. Sie eröffnete die Veranstaltung mit einem eleganten Schlag auf einen Gong zwischen den Reben und läutete mit kleinerem Gerät die Bahn frei für die jeweiligen Werfer, die sich teils im Internet langfristig angemeldet hatten und teils spontan mitmachten. Nicht wenige Passanten überredete Moderator Sir John Mc Barleycorn zum Mittun: Jan Deicke gab den Schotten bei der 3. Weinkorkenweitwurfweltmeisterschaft und lockte reichlich Spontanwerferinnen und -werfer an.

FachsimpeleiAls bekennende Rieslingtrinker und Außersportliche (im Churchill’schen Sinne) hatten wir uns tapfer der Konkurrenz gestellt, so wie auch schon vor zwei Jahren. Sir John hatte mich (wie viele der anderen WerferInnen) vorher interviewt, was Sylke natürlich prompt dokumentiert hat. Unser hochintellektuelles Interview ist leider nicht aufgezeichnet worden, aber als wichtigste Erkenntnis sei hier mitgeteilt, dass weder schlaues Dummschwätzen vorab noch Riesling helfen, den Wind bei Laune zu halten. Zu jämmerlichen und nicht rekordverdächtigen sieben Komma nochwas Metern kam also das korkliche Verlassen des Wurffeldes. Der Herr Nitzsche hat uns dennoch eine Urkunde ausgehändigt, die wir stolz den Kindern zeigen können. Sylke warf natürlich weiter und hatte den Wind mit eingerechnet. So ist sie!

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